Der Fall Randall Adams

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Film
Titel Der Fall Randall Adams
Originaltitel The Thin Blue Line
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Errol Morris
Drehbuch Errol Morris
Produktion Mark Lipson
Musik Philip Glass
Kamera Robert Chappell
Stefan Czapsky
Schnitt Paul Barnes
Besetzung

Der Fall Randall Adams (Originaltitel: The Thin Blue Line) ist ein Dokumentarfilm des Regisseurs Errol Morris aus dem Jahr 1988.

Ein Polizist wird bei einer Fahrzeugkontrolle erschossen. Die Polizei präsentiert daraufhin zwei Verdächtige: Den minderjährigen David Ray Harris, der im Vorstrafenregister verzeichnet war und später in seiner Heimatstadt behauptete, einen Polizisten ermordet zu haben, sowie den bisher der Polizei nicht aufgefallenen 28-jährigen Randall Dale Adams. Die Dokumentation führt vor Augen, dass die Ermittlungsbehörden Beweise konstruiert und Zeugenaussagen beeinflusst haben.

Ursprünglich wollte Errol Morris eine Dokumentation über den Psychiater Dr. James Grigson aus Dallas drehen, der aufgrund seiner Gutachten über hundert straffällige Personen in den Todestrakt gebracht hatte.[1] Grigson war auch als „Doctor Death“ berüchtigt.[2][3] Nach dem texanischen Gesetz war es nur möglich, jemanden zum Tode zu verurteilen, wenn ein psychiatrisches Gutachten bestätigte, dass der Angeklagte auch in Zukunft Gewalttaten begehen werde. In fast jedem Gutachten hatte Dr. Grigson bestätigt, dass die von ihm untersuchte Person ein „unheilbarer Soziopath sei, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent wieder töten werde“.

Während seiner Recherchen zu dem Projekt stieß er auf den „Fall Randall Adams“ und begann, eher durch Zufall, sich intensiver mit dem Mordfall zu beschäftigen.[4]

Durch umfangreiche Erkenntnisse und zahlreiche Interviews gelang es Errol Morris, einen Justizirrtum aufzudecken und den verurteilten Todeskandidaten zu rehabilitieren.[5] Morris war 1988 einer der ersten, die Dokumentarmaterial in einem Film durch Spielfilmszenen ergänzten, um dem Zuschauer das Geschehene näherzubringen. Morris’ Untersuchungen waren zu dem Schluss gekommen, dass fünf Zeugen vor Gericht vorsätzlich die Unwahrheit gesagt, sich also eines Meineides schuldig gemacht haben.[6]

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, setzten sich Adams und Morris gerichtlich über die Rechte an der Geschichte auseinander. Man einigte sich dann schließlich außergerichtlich zu Gunsten Adams’. Dieser sagte, es sei ihm im Rechtsstreit nicht um Geld gegangen, sondern um die Rechte an seiner Lebensgeschichte.[7][8]

Morris erinnerte sich später: „Als er rauskam, war er sehr wütend, als ihm klar wurde, dass er die Rechte an seiner Lebensgeschichte an mich verkauft hatte. Und er fühlte sich, als hätte ich ihm etwas geklaut. Vielleicht hatte ich das auch, vielleicht kann ich mich aber auch nicht in jemanden versetzen, der so lange im Gefängnis war für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat.“[9]

Adams starb im Oktober 2010.[10] Der Originaltitel des Films rührt von einer Umbearbeitung eines Zitats aus Rudyard Kiplings Gedicht Tommy her, in welchem britische Soldaten auf Grund ihrer Uniformen und Formation als „thin red line“ beschrieben werden.

Für die Ästhethik der Serien- und vor allem Dokumentarformate im Bereich True Crime war laut dem Medienwissenschaftler Herbert Schwab diese Dokumentation stilbildend.[11]

  • Renée R. Curry: Errol Morris’ Construction of Innocence in “The Thin Blue Line”. In: Rocky Mountain Review of Language and Literature, Vol. 49, Nr. 2 (1995), S. 153–167.
  • Linda Williams: Truth, History, and The Thin Blue Line. In: Barry Keith Grant / Jeannette Sloniowski (Hrsg.): Documenting the documentary: close readings of documentary film and video. 1998. ISBN 978-0814326398

Einzelnachweise

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  1. Study: State relies too much on 'killer shrinks'. Fort Worth Star-Telegram, 31. März 2004, abgerufen am 11. März 2008.
  2. Pat Gillespie: Expert psychiatric witness was nicknamed Dr. Death. Dallas Morning News, 14. Juni 2004, abgerufen am 21. März 2009.
  3. Laura Bell: Groups Expel Psychiatrist Known for Murder Cases; Witness nicknamed 'Dr. Death' says license won't be affected by allegations. Dallas Morning News, 26. Juli 1995, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2009; abgerufen am 21. März 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ccadp.org
  4. Errol Morris: Predilections. New York Times, 2. Februar 1989, abgerufen am 12. Januar 2010.
  5. Ex parte Adams, 768 S.W.2d 281 (Tex. Ct. Crim. App. 1989) (en banc), at [1].
  6. Errol Morris: Thin Blue Line: Five Key Witnesses. ErrolMorris.com, abgerufen am 11. März 2008.
  7. Freed Inmate Settles Suit With Producer Over Rights to Story. Dallas Morning News, 6. August 1989, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. März 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/select.nytimes.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Danny Yeager: Danny Yeager Interviews Randall Dale Adams. The Touchstone, Juni 2000, archiviert vom Original am 22. Februar 2001; abgerufen am 11. März 2008.
  9. A Conversation with Errol Morris (Memento vom 26. November 2005 im Internet Archive)
  10. Douglas Martin: Randall Adams, 61, Dies; Freed With Help of Film. In: The New York Times. 25. Juni 2011, abgerufen am 4. März 2021.
  11. Herbert Schwaab: Verdrängte und wiedergewonnene Wirklichkeiten. Eine Analyse des True-Crime-Genres anhand der Serie „The Program: Cons, Cult and Kidnapping“. In: soziopolis.de. 20. November 2024, abgerufen am 20. November 2024.