Der Hammer – Blätter für deutschen Sinn
Der Hammer – Blätter für deutschen Sinn
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Beschreibung | völkisch-nationale und antisemitische Zeitschrift |
Verlag | Hammer-Verlag (Deutschland) |
Hauptsitz | Leipzig |
Erstausgabe | 1902 |
Einstellung | 1940 |
Gründer | Theodor Fritsch |
Erscheinungsweise | 14-täglich, später monatlich |
ISSN (Print) | 2569-8087 |
Der Hammer – Blätter für deutschen Sinn war eine deutsche Zeitschrift mit völkischer, antisemitischer Propaganda. Sie war das bedeutendste und am meisten verbreitete Blatt der völkischen Bewegung im deutschen Kaiserreich. Sie erschien zunächst halbmonatlich und später monatlich, mit Unterbrechungen, von 1902 bis 1940. Der anfängliche Titel lautete Hammer. Parteilose Zeitschrift für nationales Leben. Verleger war Theodor Fritsch mit dem 1902 gegründeten Hammer-Verlag mit Sitz in der damaligen Königstraße (heute Goldschmidtstraße) im Graphischen Viertel von Leipzig.[1] Die erste Auflage erschien im Januar 1902 mit einer Auflage von 10.000 Stück.[2] Ab 1912 war das Blatt auch Organ des von Fritsch gegründeten Reichshammerbundes, der aus den sogenanntten Hammer-Leserkreisen hervorging.[3] In der Weimarer Republik wurde der Hammer mehrmals verboten,[4][5] die Auflage ging in dieser Zeit rasant zurück, Anfang 1933 betrug sie nur noch 2.500 Exemplare. Mit dem Tod von Fritsch im gleichen Jahr verlor die Zeitschrift endgültig an Bedeutung. Fritschs unmittelbarer Nachfolger als Schriftleiter des Blattes war Kurt Herwarth Ball.[6]
Der Sozialwissenschaftler Bodo Kahrman schreibt über die Autorenschaft: „Die Spannbreite der Autoren, die für die Zeitschrift schrieben, reichte von Anhängern des völkischen Flügels der Lebensreformbewegung, wie Heinrich Pudor, einer der Schlüsselfiguren der Nacktkulturbewegung, Vertretern einflussreicher politischer Verbände, wie dem Bund der Landwirte und dem Alldeutschen Verband, über Rassentheoretiker wie beispielsweise Willibald Hentschel bis hin zu dem nordischen Ideologen und Nationalsozialisten Johann von Leers.“[7] Zu den Autoren zählten auch Philipp Stauff,[8] Jörg Lanz von Liebenfels, Dietrich Eckart oder Artur Dinter.[6] Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich die Autorenschaft vorwiegend aus dem Umfeld des schon erwähnten Alldeutschen Verbandes, des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes sowie der frühen NSDAP zusammen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Volland: Theodor Fritsch (1852 – 1933) und die Zeitschrift "Hammer". Diss., Mainz 1994, DNB 941531511.
- Andreas Herzog: Theodor Fritschs Zeitschrift „Hammer“ und der Aufbau des Reichshammerbundes als Instrumente der völkischen antisemitischen Reformbewegung (1902–1914). In: Andreas Herzog, Mark Lehmstedt (Hrsg.): Das bewegte Buch. Buchwesen und soziale, nationale und kulturelle Bewegungen um 1900 (= Schriften und Zeugnisse zur Buchgeschichte. Bd. 12). Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-447-04206-2, S. 153–182.
- Uwe Puschner: Die völkischen Europapläne in der Zeitschrift Hammer 1933–1940. In: Michel Grunewald (Hrsg.): Le discours européen dans les revues allemandes (1933–1939) = Der Europadiskurs in den deutschen Zeitschriften (1933–1939) (= Convergences. Bd. 11). Bern u. a., Lang 1999, ISBN 978-3-906762-96-8, S. 353–367.
- Petra Klug: Antisemitische Hetzpropaganda aus Leipzig. Theodor Fritsch und der Hammer. In: Iris Edenheiser (Hrsg.): Von Aposteln bis Zionisten. Religiöse Kultur im Leipzig des Kaiserreichs. Diagonal-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-939346-14-2, S. 159–169.
- Gregor Hufenreuther: Hammer (1902–1940). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 6: Publikationen. De Gruyter, Berlin und Boston 2013, ISBN 978-3-11-025872-1, S. 254–256.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mike Schmeitzner, Francesca Weil: Sachsen 1933–1945. Der historische Reiseführer. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-782-3, S. 60.
- ↑ Johannes Leicht: Theodor Fritsch 1852–1933. In: LeMo. Lebendiges Museum online. Deutsches Historisches Museum, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 14. September 2014, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Uwe Lohalm: Reichshammerbund, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. De Gruyter, Berlin und Boston 2012, S. 517–520, ISBN 978-3-598-24078-2.
- ↑ Beschwerden des Verlegers Theodor Fritsch aus Leipzig gegen Verbot der Zeitschrift „Der Hammer“: Beschwerde an das Thüringische Ministerium des Innern gegen Verbot vom 15. Sept. 1922. BArch R 3009/159. In: Bundesarchiv (via Archivportal-D)f. 30. Januar 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Beschwerden des Verlegers Theodor Fritsch aus Leipzig gegen Verbot der Zeitschrift "Der Hammer": Beschwerde an das Polizeipräsidium Leipzig gegen Verbot vom 13. Nov. 1922. BArch R 3009/167. In: Bundesarchiv. 30. Januar 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ a b Andreas Herzog: Das schwärzeste Kapitel der Buchstadt vor 1933. Theodor Fritsch, der „Altmeister der Bewegung“ wirkte in Leipzig. In: Leipziger Blätter. Nr. 30, 1997, ISSN 0232-7244, S. 56–59.
- ↑ Bodo Kahmann: Feindbild Jude, Feindbild Großstadt. Antisemitismus und Großstadtfeindschaft im völkischen Denken. Göttingen 2016, S. 146 (uni-goettingen.de [PDF]).
- ↑ Karl Schweizer: Von den Lindauer Antisemitismus-Wurzeln in den Jahren vor Hitlers Aufstieg. In: Schwäbische.de. Schwäbischer Verlag, 29. August 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.