Der Meineidbauer (1956)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der Meineidbauer
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 100 Minuten
Altersfreigabe
  • FSK 16 (1956), 12 (heute)
Stab
Regie Rudolf Jugert
Drehbuch Erna Fentsch
Produktion Edgar G. Ulmer
Musik Friedrich Meyer
Kamera Roger Hubert
Schnitt Lilian Seng
Besetzung

Der Meineidbauer (Alternativtitel: Die Sünderin vom Fernerhof) ist ein deutsches Heimatfilmdrama von Rudolf Jugert aus dem Jahr 1956 mit Carl Wery in der Titelrolle und Heidemarie Hatheyer in der weiblichen Hauptrolle. In weiteren tragenden Rollen stehen unter anderem die knapp 18-jährige Christiane Hörbiger und ihr 60-jähriger Vater Attila Hörbiger vor der Kamera. Die Geschichte wurde gestaltet nach dem gleichnamigen Bühnenstück (1871) von Ludwig Anzengruber.

Paula Roth hat einen schweren Stand in ihrem österreichischen Heimatdorf Ottenschlag. Sie lebt unverheiratet mit dem Bauern Jakob zusammen, der zu Beginn der Geschichte schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert wird und bald darauf stirbt. Nun wird offen gegen sie gegiftet, man nennt sie eine „Zigeunerin“. Paula möchte, dass auf dem Hof, den laut ihrer Aussage Jakob ihr vererben wollte, alles bleibt wie bisher und Jakobs Halbbruder Mathias Ferner weiter Großknecht bleibt. Der ist darüber enttäuscht, hatte er doch insgeheim gehofft, selbst den Hof zu erben. Damit Paula nicht in den Besitz des Schreibens von Jakob kommt, in welchem er festhielt, dass Paula den Hof erben solle, macht Mathias sich auf die Suche danach und entdeckt das Schriftstück im Geheimfach des Sekretärs. Er und sein Sohn Franz gehen demnach leer aus. Mathias nimmt das Dokument an sich und leistet vor Gericht einen Meineid, in dem er schwört, dass nur er den Hof erben solle. Er wisse nichts von einem Schriftstück, das das Gegenteil besage. Paula aber besteht auf ihrem Recht. Sie sagt, es gäbe dieses Dokument, und deshalb lehnt sie auch eine finanzielle Einigung ab, denn sie sei nicht als Bittstellerin hergekommen. Sie verlange lediglich ihr Recht.

Das Gericht gibt angesichts des verschwundenen Dokuments dem Meineidbauer recht. Der Beisitzer Demuth vom Nachlassgericht hätte das Urteil beeinflussen können, aber er schweigt. Mathias hatte Demuth kurz zuvor besucht auf der Suche nach einem Brief, den er an seinen toten Bruder abgeschickt hatte. In diesem Brief schrieb Mathias, er sei bestürzt darüber, dass Jakob den Hof an Paula und ihre Kinder vermache. Somit weiß Demuth, dass Mathias Ferner lügt und meineidig geworden ist. Ehe er das Schreiben fand und las, hatte Mathias das Amtszimmer bereits wieder verlassen. Um ganz sicher zu gehen, dass sich an den Besitzumständen auch künftig nichts ändert, macht Mathias Paula einen Heiratsantrag, doch die weist diesen hohnlachend zurück. Verbittert verlässt Paula mit ihrer und Jakobs Tochter Marei und dem Sohn Jakob junior die Gegend und kehrt zu den Ihren zurück. Kurz darauf erhält Mathias Besuch von Herrn Demuth, der nun Kapital aus seinem Wissen um Mathias‘ Meineid schlagen will und Ferner eine Fotokopie des Briefdokuments vorlegt. Demuth verlangt eine monatliche Leibrente. Ferner glaubt sich trotz des Erpressers am Ziel seiner Träume und verspricht seinem Sohn Franz eine goldene Zukunft auf dem Hof.

Zehn Jahre sind vergangen. Marei und Franz sind mittlerweile erwachsen geworden, und als sich die beiden nach so langer Zeit wiederbegegnen, erkennen sie einander nicht. Rasch beginnen die jungen Leute, etwas füreinander zu empfinden. Paula hat sich inzwischen eine kleine Existenz mit einem Berglokal aufgebaut. Ihr Sohn Jakob macht ihr einigen Ärger, denn er betätigt sich im Grenzgebiet als Schmuggler. Zwei Grenzjäger sind ihm und seinem Kumpan bereits auf der Spur. Mutter Paula versteckt ihren flüchtigen Sohn in ihrem Beisl. Dass Jakob nicht gefasst wird, hat sie nur dem Revierleiter Pichler zu verdanken, der seine schützende Hand über Paula und ihre Familie hält und die zweifache Mutter bittet, ihn zu heiraten. Bald darauf gesteht Franz Marei, dass er der Sohn des Meineidbauers ist, was bei dem jungen Mädchen die Angst auslöst, dass ihre keimende Liebe zum Scheitern verurteilt ist.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Demuth liegt im Sterben und wird vom Pfarrer dazu beredet, nach seinem Tod den zurückgehaltenen Brief an Paula weiterzuleiten. Diese trauert gerade um ihren Sohn, weil der bei einem Feuergefecht mit Grenzbeamten erschossen wurde. Als sie vom Pfarrer den Brief erhält hat sie nun erstmals etwas in der Hand, womit sie dem Meineidbauer den von ihm unterschlagenen Bauernhof wieder abnehmen kann. Sofort konfrontiert Paula Mathias mit der Neuigkeit, worauf dieser sich beinah an Paula vergreift. Mit Müh und Not hält der anwesende Ferner-Sohn Franz seinen Vater davon ab. Franz erkennt, weshalb Paula ihn von ihrem Grundstück verwiesen hat und massive Einwände gegen Mareis Beziehung zu ihm vorbringt. Franz sagt seinem Vater auf den Kopf zu, dass er einen Meineid geleistet habe. Zwischen Vater und Sohn kommt es deswegen zu einem schweren Zerwürfnis.

Paula will nach der Beerdigung ihres Sohnes Jakob dafür kämpfen, dass sie für sich und Marei den ihr zustehenden Hof zurückbekommt. Franz eilt zu Paula und versucht ihr klarzumachen, dass er von seines Vaters Machenschaften nichts gewusst habe. Paula glaubt ihm kein Wort, und so kommt es auch zwischen ihm und Paula zum Zerwürfnis. Enttäuscht zieht er ab, begleitet von Marei, die an der Sturheit ihrer Mutter verzweifelt.

Kaum sind die beiden gegangen, taucht der Meineidbauer auf, angeblich, um eine Aussprache zu suchen. Rasch eskaliert die Situation, und Ferner droht, Paula zu ermorden, sollte sie den Brief nicht herausrücken und nicht aufhören, gegen ihn vorgehen. Franz, mit Marei auf dem Heimweg, eilt zurück und reißt Mathias von Paula, die er zu würgen begonnen hat, fort. Der alte Ferner schubst seinen Sohn weg, dabei stürzt Franz unglücklich. Wie benommen schleicht sich der Alte, der seinen Sohn tot glaubt, aus dem Haus. In seiner Unachtsamkeit rutscht Mathias Ferner in dunkler Nacht aus und stürzt in die Tiefe eines Abhangs. Dabei kommt der Meineidbauer ums Leben. Dank der Pflege von Marei und Paula geht es Franz bald wieder besser. Paula verspricht ihrer Tochter, dass sie fortan keine Einwände mehr gegen eine Beziehung Mareis zu Franz haben wird. Auch ein eigenes Glück mit Revierleiter Pichler scheint ihr jetzt möglich.

Produktionsnotizen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dreharbeiten zu Der Meineidbauer fanden vom 12. Juni 1956 bis zum Juli 1956 statt. In Österreich existieren zwar zwei Orte namens Ottenschlag, jedoch entstanden die Außenaufnahmen in Südtirol und zwar im Ortsteil St. Jakob der der Gemeinde Pfitsch[1]. Die Innenaufnahmen wurden in den Studios der Bavaria Film in Geiselgasteig durchgeführt. Die Premiere fand am 19. Oktober 1956 in mehreren deutschen Städten statt (Massenstart). Im Film ist u. a. die Pfarrkirche St. Jakob in Pfitsch zu sehen. Als Hof des Bauern Ferner diente ein Anwesen, dass sich noch heute, wenn auch in veränderter Form, oberhalb des Gasthofes Knappenhof befindet.

Vor der Pfarrkirche St. Jakob in Pfitsch wurde die Beerdigungsszene gedreht.

Franz Seitz junior übernahm die Herstellungsleitung. Max Mellin und Wolf Englert gestalteten die Filmbauten. Robert Gilbert verfasste die Liedtexte. Edmond Richard diente seinem Landsmann Roger Hubert als Farbberater, Rainer Erler Regisseur Jugert als dessen Assistent. Fred Louis Lerch und Hans Seitz waren Aufnahmeleiter.

Hollywood-Veteran Edgar G. Ulmer kehrte für diesen von ihm produzierten Film nach über einem Vierteljahrhundert Abwesenheit nach Deutschland wieder heim. Es blieb sein einziger deutsche Nachkriegsfilm.

Carl Wery und Drehbuchautorin Erna Fentsch waren miteinander verheiratet.

Die 13-jährige Margitta Scherr gab hier mit der Rolle der jungen Marei Roth ihr Filmdebüt.

Für den Filmhistoriker Werner Sudendorf gehört Jugerts Verfilmung von 1956 zu den „Heimatfilmen, die die Realität aufnahmen. In 'Der Meineidbauer' ... gibt es wirklich böse Menschen. Carl Wery, der sonst die alten Knurrhähne gespielt hat, hat hier wirklich etwas auf dem Kerbholz. Das heißt, der Heimatfilm kann auch eine Folie für Verbrechen sein. Das ist leider im deutschen Film nur allzu selten ausgenutzt worden (zitiert nach Eckhart Schmidt: Heimat – Deine Filme)“.[2]

Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: „Trotz einiger guter Ansätze bleibt der Film im Heimatfilmklischee mit den üblichen Bauern- und Schmugglergestalten stecken und bietet trotz renommierter Schauspieler nicht mehr als leidlich unterhaltsame Melodramatik.“[3]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Margitta Scherr in einem Interview
  2. Der Meineidbauer auf wunschliste.de
  3. Der Meineidbauer. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 1. August 2020.