Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht
Die Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht (DGIR) wurde 1917 als Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht gegründet. Sie ist die Fachgesellschaft für Völkerrecht und Internationales Privatrecht im deutschsprachigen Raum. Sie ist nicht zu verwechseln mit der deutschen Landesgruppe der International Law Association, die als Deutsche Vereinigung für Internationales Recht firmiert.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1917 wurde die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht angesichts der sich abzeichnenden Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg mit dem Ziel gegründet, zum Aufbau einer neuen Ordnung beizutragen; Theodor Niemeyer kam bei der Gründung eine zentrale Rolle zu.[1] Mit dem Beginn der Zeit des Nationalsozialismus stellte die Gesellschaft 1934 ihre Tätigkeit ein.[2] 1949 wurde sie unter Führung von Rudolf Laun wiedergegründet.[3] 2011 erhielt sie auf Initiative von Dagmar Coester-Waltjen den Namen Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht, um die Gemeinsamkeit zwischen dem Völkerrecht und dem ebenfalls umfassten Internationalen Privatrecht zu betonen.[4]
Aufgaben und Tätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf den alle zwei Jahre stattfindenden Tagungen der Gesellschaft werden Vorträge zu aktuellen Grundsatzthemen des internationalen Rechts gehalten und diskutiert. Vorträge und Diskussionen werden in den Berichten der Deutschen Gesellschaft für Internationales Recht (bis 2012: Berichte der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht) veröffentlicht.[5] Eine Sondertagung befasste sich 2016 mit der Lehre des Internationalen Rechts.[6] Seit 1996 führt die Gesellschaft alle zwei Jahre gemeinsame Forschungskolloquien mit ihrer französischen Schwestergesellschaft, der Société française pour le droit international, durch,[7] zuletzt 2016 in Regensburg zum Thema Religion und Völkerrecht[8] sowie 2018 in Straßburg zum Versailler Vertrag.[9]
Am 24. Februar 2022 verurteilte die DGIR den russischen Einmarsch in die Ukraine und konstatierte, dass der bewaffnete Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine das grundlegende Prinzip des Völkerrechts der territorialen Unversehrtheit und politischen Unabhängigkeit eines Staates (Art. 2 Abs. 4 UN-Charta), auf dem die gegenwärtige internationale Ordnung beruhe, verletzt habe und forderte Russland auf, weitere militärische Gewalt zu unterlassen, sich aus dem Staatsgebiet der Ukraine zurückzuziehen und sich gemeinsam mit der Ukraine um eine friedliche Beilegung der Streitigkeit zu bemühen.[10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Mosler: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht. Ihr Beitrag zum Internationalen Recht seit der Wiedergründung im Jahre 1949. In: Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht (Hrsg.): Rechtsfragen der Rüstungskontrolle im Vertragsvölkerrecht der Gegenwart. C.F. Müller 1990. S. 9–26
- Rudolf Bernhardt: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht. Von 1989 bis 2009. In: Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht (Hrsg.): Moderne Konfliktformen. C.F. Müller 2010, S. 1–6.
- Daniel-Erasmus Khan: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht von 1917 bis 1933. In: Nina Dethloff, Georg Nolte, August Reinisch (Hrsg.): Rückblick nach 100 Jahren und Ausblick. Migrationsbewegungen. C.F. Müller 2018. S. 11–39.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Daniel-Erasmus Kahn: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht von 1917 bis 1933. In: Nina Dethloff, Georg Nolte, August Reinisch (Hrsg.): Rückblick nach 100 Jahren und Ausblick. Migrationsbewegungen. C.F. Müller, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8114-4607-6, S. 11 ff.
- ↑ Daniel-Erasmus Kahn: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht von 1917 bis 1933. In: Nina Dethloff, Georg Nolte, August Reinisch (Hrsg.): Rückblick nach 100 Jahren und Ausblick. Migrationsbewegungen. C.F. Müller, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8114-4607-6, S. 11 (31 f.).
- ↑ Hermann Mosler: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht. Ihr Beitrag zum Internationalen Recht seit der Wiedergründung im Jahre 1949. In: Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht (Hrsg.): Rechtsfragen der Rüstungskontrolle im Vertragsvölkerrecht der Gegenwart. C.F. Müller, Heidelberg 1990, ISBN 3-8114-1390-2, S. 9.
- ↑ Georg Nolte: Begrüßung. In: Nina Dethloff, Georg Nolte, August Reinisch (Hrsg.): Rückblick nach 100 Jahren und Ausblick. C.F. Müller, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8114-4607-6, S. 2 (4).
- ↑ Berichte. Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht, abgerufen am 25. Januar 2020.
- ↑ Stephan Hobe, Thilo Marauhn (Hrsg.): Lehre des internationalen Rechts - zeitgemäß? C.F. Müller, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-8114-4259-7.
- ↑ Rudolf Bernhardt: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht. Von 1989 bis 2009. In: Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht (Hrsg.): Moderne Konfliktformen. C.F. Müller, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8114-7725-4, S. 2, 5 f.
- ↑ Preface. In: Robert Uerpmann-Wittzack, Evelyne Lagrange, Stefan Oeter (Hrsg.): Religion and International Law. Brill Nijhoff, Leiden 2018, ISBN 978-90-04-34914-8, S. X.
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht › Veranstaltungen › Archiv. Abgerufen am 25. Januar 2020.
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht: Erklärung zum russischen Angriff auf die Ukraine. In: dgfir.de. 24. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022. vgl. a. Verfassungsblog vom 24. Februar 2022