Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
(DGPRÄC)
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 16. Oktober 1968
Sitz Berlin
Zweck Berufsverband / Wissenschaftliche Fachgesellschaft
Vorsitz Marcus Lehnhardt
Mitglieder 2000 (Oktober 2021)[1]
Website www.dgpraec.de

Die Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (Abkürzung: DGPRÄC) ist ein Berufsverband und die wissenschaftliche Fachgesellschaft für plastische Chirurgen in Deutschland mit Sitz in Berlin. Die DGPRÄC wurde am 16. Oktober 1968 in Bochum unter dem Namen „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (VDPC) gegründet. Mitglieder der DGPRÄC sind ausschließlich Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie.

Der „Tempel“ der Plastischen Chirurgie[2]

Die DGPRÄC vertritt wissenschaftliche und berufsrechtliche Interessen der Plastischen Chirurgie in Deutschland. Dabei werden alle Bereiche der Plastischen Chirurgie, die so genannten „vier Säulen“ vertreten: Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Ästhetische Chirurgie und Verbrennungschirurgie. Die Forschung zur Plastischen Chirurgie nimmt in Form von Leitlinien und Gremienarbeit einen breiten Raum innerhalb der Gesellschaft ein. Auch der Nachwuchs wird gefördert (z. B. durch interne Fortbildungsseminare). Die DGPRÄC unterstützt die Anliegen der Fachärzteschaft in Deutschland durch seine Mitgliedschaft im Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa)[3].

Nur Ärzte, die den „Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie“ (bzw. die auslaufenden Bezeichnungen „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ und „Facharzt für Plastische Chirurgie“) haben, können ordentliches Mitglied der DGPRÄC werden. Ärzten, die sich noch in der sechsjährigen Weiterbildung befinden, steht eine Assoziierte Mitgliedschaft offen.

Die Fortschritte der Plastischen Chirurgie nach 1945 führte auch in Deutschland zur Gründung plastisch-chirurgischer Abteilungen und Zentren. 1955 wurde in München die „Arbeitsgemeinschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie“ der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) ins Leben gerufen. Diese wurde bereits 1961 zu einer eigenen „Sektion für Plastische und Wiederherstellungschirurgie“ umgewandelt. Auf ihrem Weltkongress für Plastische Chirurgie akzeptierte die „International Confederation for Plastic and Reconstructive Surgery“ (ICPRS, heute IPRAS) die Sektion 1963 jedoch nicht als deutsche Interessenvertretung. Aus diesem Grunde wurde die „Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie“ (DGPW) gegründet, die Mediziner aller Bereiche aufnahm.

1968 verließ eine Gruppe Chirurgen die DGPW – mit dem Ziel, die Plastische Chirurgie in Deutschland als eigenständige „Monospezialität“ mit fachärztlicher Weiterbildungsordnung und Prüfung zu verankern. Am 16. Oktober 1968 hoben elf Gründungsmitglieder in Bochum die „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (VDPC) als neue wissenschaftliche Gesellschaft und gleichzeitig Berufsverband aus der Taufe. 1978 folgte die Anerkennung der Plastischen Chirurgie als offizielles Teilgebiet der Chirurgie, das eine zusätzliche zweijährige Weiterbildung erforderte. 1979 wurde die VDPC auf dem 7. Internationalen Kongress der ICPRS in Rio de Janeiro als offizielle nationale Vertretung der deutschen Plastischen Chirurgie anerkannt. 1992 schuf der Deutsche Ärztetag in Köln die Gebietsbezeichnung „Plastische Chirurgie“. Damit wurde der „Facharzt für Plastische Chirurgie“ eingeführt. Auf dem Deutschen Ärztetag 2004 wurde die Facharzt-Bezeichnung in „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ umbenannt.

2005 erhielt auch die VDPC einen neuen Namen: Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). Dieser wurde 2022 in „Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie“ angepasst.

Der Vorstand der DGPRÄC setzt sich zusammen aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, der zugleich „President elect“ ist, Sekretär, Schatzmeister sowie dem Vertreter ambulante fachärztliche Versorgung. Im Erweiterten Vorstand finden sich die Vertreter der einzelnen Berufsgruppen (leitende Krankenhausärzte, Niedergelassene, universitär tätige Plastische und Ästhetische Chirurgen, angestellte Fach- und Oberärzte, Assoziierte Mitglieder), die Leiter der Referate (Rekonstruktion/Mikrochirurgie, Verbrennung, Ästhetik, Handchirurgie) sowie die Vertreter in den benachbarten Gesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, Berufsverband der Deutschen Chirurgen, Deutsche Gesellschaft für Senologie). Präsident und Vizepräsident werden für zwei Jahre gewählt, Schatzmeister und Sekretär für drei Jahre. Die Mitgliederversammlung findet in der Regel einmal jährlich im Rahmen der Jahrestagung der DGPRÄC statt.

Amtszeit Präsidenten
1968–1971 Peter R. Zellner, Ludwigshafen
1971–1974 Fritz E. Müller, Bochum
1974–1977 Ursula Schmidt-Tintemann, München
1977–1979 Josef Schrudde, Köln
1979–1982 Peter R. Zellner, Ludwigshafen
1982–1985 Heinz Bohmert, München
1985–1988 Gottfried Lemperle, Frankfurt
1988–1991 Alfred Berger, Hannover
1991–1993 Neven Olivari, Wesseling
1993–1995 Edgar Biemer, München
1995–1997 Rolf Rüdiger Olbrisch, Düsseldorf
1997–1999 Michael Greulich, Stuttgart
1999–2001 Peter Eckert, Würzburg
2001–2003 Hans-Ulrich Steinau, Bochum
2003–2005 Klaus Exner, Frankfurt/Main
2005–2007 Marita Eisenmann-Klein, Regensburg
2007–2010 Günter Germann, Ludwigshafen
2010–2013 Peter M. Vogt, Hannover
2013–2015 Jutta Liebau, Düsseldorf
2015–2017 Raymund E. Horch, Erlangen
2017–2019 Riccardo Giunta, München
2019–2021 Lukas Prantl, Regensburg
2021–2023 Henrik Menke, Offenbach
seit 2023 Marcus Lehnhardt, Bochum

Preise und Ehrungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßig verleiht die DGPRÄC Preise und Stipendien für herausragende wissenschaftliche Leistungen und ehrt verdiente Mitglieder:

  • Das Reisestipendium der DGPRÄC ermöglicht qualifizierten, wissenschaftlich interessierten Kollegen, bekannte internationale oder auch nationale Zentren zu besuchen, um spezielle wissenschaftliche oder klinische Techniken kennenzulernen oder ihre Kenntnisse zu vertiefen. Das Stipendium wird jedes Jahr vergeben und ist mit 2500 Euro dotiert.
  • Der Wissenschaftspreis der DGPRÄC wird für wegweisende, überdurchschnittliche klinische/experimentelle Forschungen auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie vergeben. Dissertationen, Habilitationsarbeiten sowie akzeptierte, unveröffentlichte oder kürzlich publizierte Manuskripte können eingereicht werden. Der Preis wird jährlich verliehen und ist mit 3000 Euro dotiert.
  • Gekürt werden jährlich die drei besten Instagram Accounts von DGPRÄC-Mitgliedern. Ziel ist es, die Mitglieder positiv zu motivieren, ihre Aktivitäten auszuweiten und auszuloten, um über die vier Säulen des Fachgebiets (Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Verbrennungschirurgie und die Ästhetische Chirurgie) zu informieren. Wichtig ist hierbei zudem, dass rechtliche Aspekte und ethische Parameter beachtet werden.
  • Die Dieffenbach-Medaille verleiht die DGPRÄC in Gedenken an den Wegbereiter der Plastischen Chirurgie, Johann Friedrich Dieffenbach (1792–1847), seit 1989. Mit ihr ehrt die Gesellschaft Persönlichkeiten, die sich um die plastische und ästhetische Chirurgie verdient gemacht haben.
  • Mitglieder, die sich speziell um das Wohl der DGPRÄC verdient gemacht haben, erhalten die Ehrenmitgliedschaft. Die Ehrenmitglieder der Gesellschaft sind größtenteils Gründungsmitglieder der damaligen VDPC.
Jahr Preisträger Thema Dieffenbach-Vorlesung
1989 H. Schadewaldt, Düsseldorf Dieffenbach und die Plastische Chirurgie
1990 L. Clodius, Zürich, Schweiz Die schwierige Narbe
1991 J. McGregor, Glasgow, UK The Last 21 Years in Surgery of Oral Cancer
1992 Hanno Millesi, Wien, Österreich Änderung des Elastizitätsverhaltes als pathogenetischer Faktor
1994 J. O. Strömbeck, Stockholm, Schweden Reduktionsplastik der weiblichen Brust – historische Aspekte und Spätergebnisse
1995 G. Zellweger, Zürich, Schweiz Behandlung von Verbrennungen – Vergnügen und Fortschritt
1996 Charles E. Horton, Norfolk, Virginia/USA Urogenital Plastic Surgery
1997 Paul Tessier, Boulogne, Frankreich Kraniofaziale Chirurgie
1998 D. Buck-Gramcko, Hamburg Entwicklung der Pollizisationstechnik
1999 J. C. Mustardé, Glasgow, UK Plastic Surgery of the Periorbital Region
2000 M. Webster, Glasgow, UK The Clinical Importance of Microvascular Surgery
2001 J. Baudet, Bordeaux, Frankreich Complex Reconstructive Procedures in Plastic Surgery
2002 W. A. Morrison, Melbourne, Australien Expanding the Horizon of Plastic Surgery – From Microsurgery to Tissue Engineering
2003 Daniel A. Marchac, Paris Aesthetic Facial Surgery – from Rejuvenation to Frontofacial Remodelling
2004 Ursula Schmidt-Tintemann, Vaterstetten Wie es anfing und wo es hinführt in der Plastischen Chirurgie
2005 Carl R. Hartrampf, Atlanta, USA Evolution and Clinical Acceptance of the Pedicled TRAM-Flap for Autologous Breast Reconstruction
2006 Alfred Berger, Hannover Mikrochirurgie ein Meilenstein in der Geschichte der Plastischen Chirurgie
2007 Neven Olivari, Rösrath Endocrine Ophthalmopathy, Transpalpebral Decompression By Removal Of Intraorbital Fat
2008 Wolfgang Mühlbauer, München Ästhetische Rekonstruktion in der Plastischen Chirurgie
2009 Fritz Eduard Müller, Essen Die Therapie der Brandverletzten. Eine noble Herausforderung und plastische Chirurgie par excellence
2009 Peter Rudolf Zellner, Grünstadt (posthum)
2010 Gottfried Lemperle, La Jolla, USA Die Entwicklung injizierbarer Füllmaterialien für die Ästhetische Chirurgie
2011 Hildegunde Piza-Katzer, Wien, Österreich Zufall oder konsequenter Weg vom Rundstiellappen zur Handtransplantation
2012 Edgar Biemer, München Faszination „Plastische Chirurgie“ – am Beispiel eigenen Erlebens
2013 Günter M. Lösch, Ratzeburg Die Lebensphasen aus der Sicht eines Plastischen Chirurgen: Kulturgeschichtliche Überlegungen
2014 Rüdiger G. H. Baumeister, München Form, Funktion und Lebensqualität – Aspekte plastisch-chirurgischer Therapiekonzepte zur Behandlung des chronischen Lymphödems
2015 Klaus Exner, Frankfurt Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern – humanitäre Aufgabe und wissenschaftlicher Anspruch
2016 Julia Terzis, New York My Reconstructive Microsurgery Journey
2017 Rolf R. Olbrisch, Berlin Dieffenbach und die Väter der Plastischen Chirurgie
2018 Hans-Ulrich Steinau, Bochum Jianu, Sauerbruch, Borggreve et al.: Verlorenen Innovationen?
2019 Axel-Mario Feller, München 30 Jahre Brustrekonstruktion – ein persönlicher Rückblick
2021 Wolfgang Gubisch,

Leinfelden-Echterdingen

Die Nasenchirurgie im Wandel der Zeit – ein persönlicher Rückblick
2022 Julian Pribaz, Tampa Surgical problem solving with inspiration and innovation
2023 André Borsche, Bad Kreuznach Humanitäre Plastische Chirurgie – eine wichtige Herausforderung für uns Plastische Chirurgen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Aufbau und Zusammensetzung der DGPRÄC (Memento vom 17. Juli 2016 im Internet Archive)
  2. Die vier Säulen der Plastischen Chirurgie. (Memento vom 8. Juni 2011 im Internet Archive) Website der DGPRÄC. Abgerufen am 21. Juni 2011.
  3. ordentliche Mitgliedsverbände – SpiFa e. V. In: SpiFa e. V. (spifa.de [abgerufen am 18. September 2017]).

Koordinaten: 52° 31′ 32,9″ N, 13° 22′ 46,1″ O