Deutscher Übersetzerfonds

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Deutsche Übersetzerfonds
Einführungsjahr: 1997
Förderungshöhe: 500 € bis 10.000 €
Stifter: Kulturstiftung des Bundes, die Kulturstiftung der Länder, das Auswärtige Amt und die Robert Bosch Stiftung
Voraussetzungen
Zielgruppe: i. d. R. Übersetzer mit Zielsprache Deutsch
Website: uebersetzerfonds.de

Der Deutsche Übersetzerfonds ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung literarischer Übersetzungen aus einer Fremdsprache in die deutsche Sprache. Der Verein wurde 1997 in Berlin gegründet, um eine qualitätsorientierte und bundesweit wirksame Übersetzerförderung aus öffentlichen und privaten Mitteln zu entwickeln.

Gründung und Aufgaben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitz des Vereins ist das Literarische Colloquium Berlin. Vorsitzende war von der Gründung bis 2009 die Übersetzerin Rosemarie Tietze. Seit Juni 2024 besteht der Vorstand aus Olga Radetzkaja (Vorsitzende), Timea Tankó (stellvertretende Vorsitzende) und den Vorstandsmitgliedern Ulrich Blumenbach, Thomas Brovot sowie Marie Luise Knott. Der Geschäftsführer ist Jürgen Jakob Becker.[1]

Seine Gründungsmitglieder sind die folgenden in der Literaturförderung aktiven Vereine und Institutionen:

Der Deutsche Übersetzerfonds wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Kulturstiftung der Länder, das Auswärtige Amt und die Robert Bosch Stiftung. Nach Angaben des Börsenblatts des deutschen Buchhandels verfügt der Fonds über ein Jahresbudget von rund 4 Millionen Euro.[2] Die Mittel dienen in erster Linie zur Vergabe von Stipendien an Übersetzerinnen und Übersetzer. Neben Arbeits-, Reise- und Weiterbildungsstipendien gehören dazu auch Mentorenstipendien, die dem Stipendiaten einen erfahrenen Kollegen zur Seite stellen, und mehrwöchige Aufenthaltsstipendien für internationale Übersetzerzentren wie das Europäische Übersetzer-Kollegium in Straelen, das Collège International des Traducteurs Littéraires in Arles (Frankreich) und das Baltic Centre for Writers and Translators in Visby (Schweden).

Außerdem entwickelt der Deutsche Übersetzerfonds neue Formen des Erfahrungsaustausches und der Wissensvermittlung: angeboten werden Grundlagenseminare, thematische Workshops, „Mal ausprobieren“-Seminare und Nachwuchsförderung („Hieronymus-Programm“). Mit dem ViceVersa-Programm wurde zusammen mit der Robert Bosch Stiftung ein Programm ins Leben gerufen, das in Form von zweisprachigen Werkstätten der internationalen Fortbildung und dem sprachlichen und kulturellen Austausch von Literaturübersetzern dient.

Darüber hinaus finanziert der Deutsche Übersetzerfonds einsemestrige Gastdozenturen an deutschen Hochschulen, deren Zahl von der Verfügbarkeit der Mittel und der vereinbarten Hochschul-Kooperationen abhängt. Im Wintersemester 2023/24 waren es beispielsweise neunzehn Dozenturen. Im Sommersemester 2024 werden acht Gastdozenturen eingerichtet, und zwar jeweils eine in Flensburg, Rostock, Berlin, Köln, Heidelberg, München sowie zwei in Hamburg.

August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum zehnjährigen Jubiläum des Deutschen Übersetzerfonds im Jahr 2007 wurde mit Hilfe des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin die August Wilhelm von Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung eingerichtet. Das Ziel dieser Aktivitäten ist der Aufbau einer dezentralen Akademie der Übersetzungskunst.

Diese Gastprofessur –, sie ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum –, wird jährlich zum Wintersemester an Personen verliehen, die mit bemerkenswerten Übersetzungen in der deutschsprachigen literarischen Öffentlichkeit hervorgetreten sind. Bisherige Gastprofessoren waren:

„Der DFÜ ist ein durchdachtes Bewässerungssystem, das sehr viele kleine Felder versorgt. Das kommt allen zugute, Anfängern wie Etablierten. Jeder, der schon einmal gefördert wurde, weiß das. Ein DFÜ-Stipendium, sagt der Übersetzer Matthias Fienbork der F.A.Z., „war Trost, Hilfe, materielle Anerkennung und Würdigung – kurzum ein Privileg“.“

Paul Ingendaay: Säulen der Weltliteratur. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. September 2024, Nr. 208, S. 11.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Vereinsmitglieder DÜF, abgerufen am 17. September 2024.
  2. Nils Kahlefendt: Debatte zur Literaturförderung in Leipzig: „Zur Hölle, die müssen auch essen!“ Börsenblatt, 8. Mai 2023, abgerufen am 12. August 2024.