Deutsches Haus (Marburg)
Deutsches Haus | ||
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Das Deutsche Haus von der Elisabethkirche gesehen | ||
Daten | ||
Ort | Marburg, Hessen | |
Baujahr | 1243/35 bis 1250 | |
Koordinaten | 50° 48′ 54,9″ N, 8° 46′ 13,7″ O | |
Das Deutsche Haus (auch Deutschordenshaus oder Deutschhaus) war das ursprüngliche Wohnhaus des Deutschen Ordens in Marburg (Hessen). Es stammt in seinen ältesten Teilen aus der Zeit zwischen 1234/35 und 1250 und datiert demnach aus der Zeit, als in direkter Nachbarschaft die Elisabethkirche gebaut wurde (Grundsteinlegung 1235).
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Deutsche Haus stammt in seinen ältesten Teilen (Kellergewölbe des Ostteils des Mittelbaus und des südlichen Westflügels) aus der Zeit zwischen 1234/35 und 1250. Um 1250/60 kamen das Komturhaus (nördlicher Teil des Ostflügels), dem 1480 der sog. Neue Bau vorgesetzt wurde, und der Westflügel hinzu. Seine heutige Form hat das Deutsche Haus erst durch eine Vielzahl von An- und Umbauten erhalten.
Die Nutzung der einzelnen Gebäudeteile und Geschosse hat sich während der Klosterzeit (bis etwa 1475) und in der Residenzzeit (bis 1809) mehrfach gewandelt. Die komplizierte Baugeschichte ist im Detail noch ungeklärt. Im Mittelbau, dem sog. Herrenhaus, befanden sich ursprünglich verschiedene Offizinen (= Werk- und Arbeitsräume). Um 1480 ließ Landkomtur Ludwig von Nordeck die zunächst offene Arkadenwand hofseits vorbauen; in den 1780er Jahren traten das Fachwerkobergeschoss und das Mansarddach an die Stelle eines Spitzdaches.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlegte der Landkomtur Hugo Damian von Schönborn (1700–1743), dessen Wappen über dem Haupteingang angebracht ist und unter dem der Deutsche Orden in Marburg nochmals einen kurzfristigen Aufschwung erlebte, seine Residenz in den Mittelbau. Das barocke Eingangsportal wurde nach dem Abbruch der alten Komturei an seinen jetzigen Platz versetzt. Im Innern sind vor allem die sog. Herrenküche („Ochsenbraterei“) im Kellergeschoss und der mächtige Kamin beeindruckend. Der Westflügel, das sog. Brüderhaus, diente u. a. als Schlaf- und Speisesaal. Der niedrigere, hofseitige (östliche) Renaissance-Vorbau mit drei Wappensteinen entstand 1572. Im nördlichen, ältesten Teil des Ostflügels lag u. a. die Wohnung des Komturs. Ludwig von Nordeck begann 1484 und Dietrich von Cleen (Wappen am Schmuckerker der südlichen Staffelgiebelwand) vollendete 1495 den sog. Neuen Bau als südlichen Teil des Ostflügels. 1530/31 wurde an seiner Ostwand ein Chorerker der Hauskapelle vorgesetzt. Von der östlich an den älteren Teil des Ostflügels anschließenden, 1893 abgebrochenen alten Komturei ist nur eine Säulengalerie erhalten geblieben.[1]
Zum Ensemble der ehemaligen Kommende des Deutschen Ordens gehört u. a. auch das unmittelbar östlich des Deutschen Hauses gelegene Kornhaus, das heute das Mineralogische Museum der Philipps-Universität Marburg beherbergt.
Nutzung durch die Universität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit den 1820er Jahren wird das Deutsche Haus von der Universität genutzt. Folgende Fachbereiche und Einrichtungen nutzten es:
- Physik (1823–1838),
- Entbindungsanstalt (1823–1868),
- Zoologie (1824–1903),
- Chemie (1825–1881),
- Mineralogie und Geologie (1881 bzw. 1904 bis jeweils Mitte der 1970er Jahre).
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Sommersemester 1977 bezog der Fachbereich Geographie der Philipps-Universität Marburg das Gebäude. Fast immer gingen dem Einzug der o. g. Institute bauliche Veränderungen voraus, so zuletzt 1975 bis 1977. Dort befinden sich seitdem auf über 2.000 m² Hauptnutzungsfläche die Hörsäle, Bibliotheks-, Personal-, Sammlungs- und Seminarräume sowie verschiedene Labors.[1]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Deutsche Haus ist Namensgeber der Deutschhausstraße, die eine wichtige innerstädtische Straße in Marburg darstellt und das Klinikumsviertel erschließt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ursula Braasch-Schwersmann: Das Deutschordenshaus Marburg. Wirtschaft und Verwaltung einer spätmittelalterlichen Grundherrschaft (= Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte. Band 11). Elwert, Marburg 1989, ISBN 3-7708-0907-6 (Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1988).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Christoph Reudenbach: Geschichte des Deutschen Hauses. Das Geographische Institut und das Deutsche Haus. In: uni-marburg.de. Universität Marburg, 25. Juni 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2018; abgerufen am 26. März 2019.