Die Gewerkschafterin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Die Gewerkschafterin
Originaltitel La Syndicaliste
Produktionsland Frankreich, Deutschland
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 122 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jean-Paul Salomé
Drehbuch Fadette Drouard,
Jean-Paul Salomé
Produktion Bertrand Faivre
Musik Bruno Coulais
Kamera Julien Hirsch
Schnitt Valérie Deseine
Besetzung
Synchronisation

Die Gewerkschafterin (Originaltitel: La Syndicaliste; auch The Sitting Duck und The Union Lady) ist ein französisch-deutscher Thriller von Jean-Paul Salomé, der Anfang September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere feierte und im März 2023 in die französischen Kinos kam. Der Kinostart in Deutschland erfolgte Ende April 2023. Der Film basiert auf dem Roman La syndicaliste von Caroline Michel Aguirre und erzählt von wahren Begebenheiten im Leben der Gewerkschafterin Maureen Kearney, die Opfer eines furchtbaren Überfalls und einer anschließenden Schmutzkampagne wurde, als sie die Machenschaften der französischen Atomindustrie aufdecken wollte.

Maureen Kearney ist Gewerkschafterin und Ge­ne­ral­sek­re­tä­rin der europäischen Ar­beit­nehmer­ver­tretung des französischen Atomgiganten Areva

Es ist der 7. Dezember 2012, als die früher als Englischlehrerin tätige, in Frankreich lebende Irin Maureen Kearney von ihrer Putzfrau im Keller ihres Hauses in einem Vorort von Paris gefunden wird. Sie ist an einen Stuhl gefesselt, und man hat ihr den Buchstaben „A“ in ihren Bauch geritzt. Den Griff des Messers, mit dem man dies tat, hat man in ihre Vagina geschoben.

Seit Jahren setzt sich Maureen als Personalrätin beim französischen Industriekonzern Areva für die Belange der Mitarbeiter und vor allem der nicht genug geförderten Mitarbeiterinnen ein. Das Unternehmen wird staatlich kontrolliert und ist vor allem im Bereich Nukleartechnikanlagen tätig. Als Areva im Jahr 2011 mit Luc Oursel einen neuen Chef bekommt, schwant Kearney nichts Gutes. Bei Areva werden heimlich Pläne geschmiedet, beim Bau von Atomkraftwerken künftig mit China zu kooperieren. Maureen wird zur Whistleblowerin, um ein Staatsgeheimnis anzuprangern, das die Nuklearindustrie in Frankreich erschüttert und um mehr als 50.000 Arbeitsplätze zu retten.

Weil es keine Fingerabdrücke, Zeugen oder Überwachungsbilder von der Vergewaltigung gibt, ist der Polizeikommissar, der den Fall untersucht, davon überzeugt, dass Maureen das Verbrechen nur vorgetäuscht hat. Man beschuldigt sie, nur Sympathie für ihre politische Sache wecken zu wollen und ermittelt plötzlich gegen sie.[2][3][4][5]

Literarische Vorlage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film basiert auf dem Roman La syndicaliste von Caroline Michel Aguirre, der von wahren Begebenheiten erzählt.[3][6] Die Gewerkschaftlerin Maureen Kearney war im Jahr 2012 in ihrer Wohnung in Paris Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden. Sie wurde an einen Stuhl gefesselt und bekam mit einem Messer ein „A“ auf den Bauch geritzt. Einige Monate zuvor hatte Kearney von einem Deal zwischen einem chinesischen Energieversorger und der französischen Electricité De France erfahren und die Befürchtung gehegt, dass dadurch sensible nukleare Technologien von ihrem Arbeitgeber in Frankreich nach China transferiert werden können, wodurch Tausende von Jobs in Frankreich wegfallen würden.[2]

Isabelle Huppert spielt die titelgebende Gewerkschafterin Maureen Kearney

Regie führte Jean-Paul Salomé, der gemeinsam mit Fadette Drouard auch Aguirres Roman für den Film adaptierte.[7]

Isabelle Huppert spielt in der Hauptrolle Maureen Kearney.[8][2] In weiteren Rollen waren Benoit Magimel, Marina Fois, Alexandra Maria Lara, Grégory Gadebois und François-Xavier Demaison vorgesehen.[2] Yvan Attal spielt Luc Oursel, den neuen Chef von Areva.[4]

Der Film wurde vom Centre national de la cinématographie mit 24.000 Euro gefördert und erhielt von der Deutsch-Französischen Förderkommission 280.000 Euro. Eine weitere Produktionsförderung in Höhe von 290.000 Euro kam von der Film- und Medienstiftung NRW.[9]

Die Dreharbeiten fanden an 40 Tagen in Nordrhein-Westfalen und in der französischen Region Paris Île-de-France statt.[9] Als Kameramann fungierte Julien Hirsch.

Die Premiere erfolgte Anfang September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo er in der Sektion Orizzonti gezeigt wurde.[10] Am 20. Oktober 2022 wurde La Syndicaliste als Eröffnungsfilm des Film Festival Cologne vorgestellt.[11] Am 1. März 2023 kam der Film in die französischen Kinos. Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 27. April 2023. Am 1. Dezember 2023 kam er in ausgewählte US-Kinos.[12]

In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Begründung heißt es, die Geschichte sei mit genretypischen Mitteln des Polit- und Wirtschaftsthrillers erzählt, wobei die mutige und aufrechte Protagonistin sich als Identifikationsfigur eigne. Die nur teilweise und zurückhaltend bebilderten, doch detaillierten verbalen Schilderungen des Überfalls auf sie, samt brutaler sexualisierter Gewalt, könnten von Jugendlichen ab 16 Jahren bereits verarbeitet werden.[13]

Regisseur Jean-Paul Salomé

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 81 Prozent positiv.[14]

Michael Meyns erklärt in seiner Funktion als Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, Jean-Paul Salomé wolle seinen Film als moderne Variation der legendären Paranoia-Filme aus den 1970er Jahren verstanden wissen, als Hommage an Klassiker wie Die Unbestechlichen oder Zeuge einer Verschwörung. Viel mehr als an diese US-Filme mag man aber an die Filme von Costa-Gavras denken, und vor allem die pulsierende Musik, die eine unwirkliche, nur zu erahnende Bedrohung suggeriert, erinnere an Politthriller wie Z oder Das Geständnis.[15]

Björn Becher von Filmstarts schreibt in seiner Kritik, trotz der Wahrheit, die in vielen Momenten des Films auch steckt, nerve die Penetranz, mit der Salomé seinen Punkt auf die denkbar faulste Art zu betonieren versucht. In einem unglaublichen Tempo hetze Salomé durch seinen ganzen Kernkraft-China-Plot. Wer nicht weiß, um was es in La Syndicaliste im Kern eigentlich gehe, wähne sich so eine ganze Weile lang in einem schlecht erzählten Wirtschafts-Verschwörungs-Thriller. Am Ende sei so ein einschneidendes Kapitel der französischen Energiegeschichte zwar irgendwie mitgeschildert worden, gehe aber nicht über ein ellenlanges Herunterspulen von dadurch eher langweiligen Ereignissen hinaus.[4]

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2022

  • Nominierung für den Venice Horizons Award (Jean-Paul Salomé)
  • Auszeichnung mit dem Premio Fondazione Fai Persona Lavoro Ambiente[16]

Synchronisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Roland Hüve im Auftrag der logoSynchron GmbH, Köln.[17]

Darsteller Synchronsprecher Rolle
Isabelle Huppert Susanna Bonaséwicz Maureen Kearney
Alexandra Maria Lara Alexandra Maria Lara Julie
Marina Foïs Victoria Sturm Anne Lauvergeon
Yvan Attal Marcus Off Luc Oursel
Pierre Deladonchamps Louis Friedemann Thiele Adjudant-Chef Brémont
Christophe Paou Heiko Obermöller Arnaud Montebourg
Yves Heck Sascha von Zambelly Arzt
Aloïse Sauvage Jenny Laura Bischoff Chambard
Antoine Basler Matthias Kiel der Unbekannte
Nadine Schwitter Nadine Schwitter Dolmetscherin
Ambroise Sabbagh Markus Haase Ermittler #1
Omar Salim Cédric Cavatore Ermittler #2
Mara Taquin Roxana Samadi Fiona Hugo
Olivier Loustau Boris Jacoby Francois
Grégory Gadebois Michael-Che Koch Gilles Hugo
François-Xavier Demaison Robert Steudtner Jean-Pierre Bachmann
François Perache Martin Bross Maître Duchesne
Gilles Cohen Jochen Langner Maître Témime
Anne-Lise Kedvès Michaela Kametz Maria
Bernard Gabay Holger Schulz Proglio
Andréa Bescond Kordula Leiße Richterin
François Loriquet Tom Jacobs Staatsanwalt
Christian Hecq Thomas Balou Martin Tirésias
Geno Lechner Geno Lechner Veronique

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Freigabebescheinigung für Die Gewerkschafterin. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 238714).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b c d Jochen Müller: Isabelle Huppert bald mit Alexandra Maria Lara vor der Kamera. In: Blickpunkt:Film, 10. Januar 2022.
  3. a b La Syndicaliste. In: unifrance.org. Abgerufen am 30. Juli 2022.
  4. a b c Björn Becher: La Syndicaliste. In: Filmstarts. Abgerufen am 3. September 2022.
  5. Fabien Lemercier: Crítica: La Syndicaliste. In: cineuropa.org, 2. September 2022. (spanisch)
  6. La syndicaliste. In: editions-stock.fr. Abgerufen am 30. Juli 2022. (französisch)
  7. 79. Biennale mit filmstiftungsgeförderter Produktion „The Sitting Duck“ und Baumi-Award Gewinnerin. In: filmstiftung.de, 26. Juli 2022.
  8. The Union Lady. In: filmportal.de. Abgerufen am 30. Juli 2022.
  9. a b Dreh für „The Union Lady“ in NRW. In: filmstiftung.de, 11. April 2022.
  10. La syndicaliste. In: labiennale.org. Abgerufen am 16. August 2022.
  11. La Syndicaliste. In: filmfestival.cologne. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  12. Ethan Vestby: 'La Syndicaliste' Review: Isabelle Huppert-Led Procedural Works as Companion Piece to Elle. In: thefilmstage.com, 1. Dezember 2023.
  13. https://www.spio-fsk.de/?seitid=2737&tid=469&Vers=1&FGID=6684&tab=1
  14. The Sitting Duck. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  15. Michael Meyns: Die Gewerkschafterin. In: programmkino.de. Abgerufen am 3. Dezember 2023.
  16. Christian Blauvel: Venice 2022 Lineup: 'Blonde', 'Bardo', 'The Whale', 'Eternal Daughter', and Moret. In: indiewire.com, 27. Juli 2022.
  17. Die Gewerkschafterin. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 5. August 2024.