Die Pilgrime auf Golgatha

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Justus Friedrich Wilhelm Zachariae, Gemälde von E. Bekly, 1757, Gleimhaus Halberstadt

Die Pilgrime auf Golgatha, auch Die Pilgrimme auf Golgatha, ist der Titel eines musikalischen Dramas[1] von Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Es wurde mehrfach vertont und erfreute sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts „besonderer Beliebtheit“.[2]

Zachariae veröffentlichte die Pilgrime im Jahr 1756. Das Werk ist eine freie Nachdichtung des italienischen Librettos I Pellegrini al Sepolcro di Nostro Signore (Die Pilger am Grab unseres Herrn) des Dresdner Hofdichters Stefano Pallavicini. In seiner italienischen Urform war es unter anderem von Johann Adolf Hasse vertont und am Karfreitag 1747 in der Katholischen Hofkirche aufgeführt worden, vermutlich vor einem Kulissenheiliggrab.[3] 1784 veröffentlichte Johann Adam Hiller eine deutsche Fassung von Hasses Vertonung, ebenfalls unter dem Titel Die Pilgrimme auf Golgatha, für die er die Übersetzung von Johann Joachim Eschenburg benutzte.[4]

Zachariaes Pilgrime sind ein Beispiel für eine meditativ-moralische Passionsmusik oder lyrisches Oratorium, das im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts mehr und mehr das klassische Passionsoratorium ablöste. Das bekannteste deutsche Beispiel ist Der Tod Jesu von 1755, ein Passionsoratorium (auch Passionskantate genannt) von Carl Heinrich Graun (1704–1759) nach einem Libretto von Karl Wilhelm Ramler (1725–1798).

Der Text stellt keine vollständige Nacherzählung der Passion Christi mehr dar. Mit Ausnahme des vorletzten Satzes, eines kurzen Arioso über den verkürzten Vers 1 Kor 6,20 LUT, zitiert er auch keine Bibeltexte. Stattdessen gibt es eine Abfolge von überwiegend betrachtenden Dialogen und lyrischen Texten, geprägt von Empfindsamkeit in der Zeit der Aufklärung.

Auf Golgatha treffen zwei Pilger mit einem Einsiedler zusammen, der dort lebt. Sie unterhalten sich über Sinn und Zweck der Wallfahrt. Eine vorbeiziehende Gruppe von Pilgern sinnt der Passionsgeschichte nach. Als Höhepunkt erscheint ein Engel, der den Pilgern die Moral offenbart:

Seid immer Wanderer auf Erden,
Und opfert nicht bloß rednerischen Dank
Dem, der für euch den Kelch des Todes trank;
Erfüllt gehorsam sein Gebot,
Und preiset seinen Tod
Durch tugendhaftes Leben.

Beginn des Schlusschors Der Allmacht Sohn hat überwunden! in der Fassung von Johann Georg Albrechtsberger
  1. Recitativ – Der erste Pilgrim – Ehrwürdger Einsiedler
  2. Aria – Golgatha! Meiner Andacht wünscht ich Flügel
  3. Recitativ – Der zweite Pilgrim – Du frommer Mann, wir rissen uns von unsren Sünden
  4. Aria – Für so viel Leiden, so viel Plagen
  5. Recitativ – Der Einsiedler – Heil euch! ihr Wanderer!
  6. Aria – In siebenfältge Nacht
  7. Recitativ – Doch wie ist’s möglich
  8. Aria – Wie toben nicht des Meeres Wogen
  9. Recitativ – Der zweite Pilgrim – O frommer Alter, zeig uns dann
  10. Der erste Pilgrim – Soll der, der selbst die heilge Gegend schaut
  11. Aria – Die Wehmut weint der Menschlichkeit zu Ehren
  12. Recitativ – Der Einsiedler – Ja, fromme Wanderer! Betrachtet diesen Berg
  13. Duett (beide Pilger) – Wir wollen uns dem Orte, O Jesu, voller Demut nahn
  14. Recitativ – Der Einsiedler – Mit welchem heiligen Entzücken
  15. Chor der Pilgrime – Sei uns gesegnet, du heiliger Berg
  16. Recitativ – Der Einsiedler – Dort unten an des Berges Fuß
  17. Chor – Sei uns gesegnet, du heiliges Grab
  18. Recitativ – Der Einsiedler – Was seh ich? Engel steigen nieder
  19. (man höret sanfte andächtige Musik)
  20. Recitativ – Der erste Pilgrim – Welch eine süße Harmonie!
  21. Accompagnement – Der Engel – Wie selig sind die frommen Klagen
  22. Chor – Seid uns gesegnet, ihr Tränen des Mitleids, um Jesu geweinet
  23. Recitativ – Der Engel – Du, heiliges Gebirge
  24. Chor – O Himmel! wer kann es ermessen
  25. Recitativ – Der Engel – Und dennoch tat er es!
  26. Aria – Du Sünder, dem die heilige Geschichte
  27. Recitativ – Der Einsiedler – O himmlischer Gefährte, deine Reden
  28. Der Engel – Seid immer Wanderer auf Erden
  29. Arioso – Ihr seid teuer erkauft, darum preiset Gott
  30. Schlusschor – Der Allmacht Sohn hat überwunden!

Folgende Komponisten vertonten dieses Libretto:

Jahr Komponist Uraufführung Aufführungsort Anmerkungen
1781 Johann Georg Albrechtsberger 2. April 1781[5] Theater am Kärntnertor, Wien Auftragswerk im Auftrag der Tonkünstler-Sozietät
1762 Johann Balthasar Kehl 1762[6] Erlangen
um 1769 Johann Christoph Friedrich Bach um 1769[7] Bückeburg früher fälschlich Carl Philipp Emanuel Bach zugeschrieben[8]
1807 Georg Abraham Schneider[9] 27. August 1807[10] Petrikirche (Berlin-Cölln)[11]
um 1776 Georg Simon Löhlein um 1776 Leipzig Textbuch erhalten,[12] ansonsten liegt nur unvollständige Kunde vor[13]

Ausgaben / Digitalisate

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Sekundärliteratur

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  • Howard E. Smither: A History of the Oratorio. Band 3: The Oratorio in the Classical Era. University of North Carolina Press, 1987, ISBN 0-8078-1274-9, S. 366.
  • Silke Leopold, Ulrich Scheideler (Hrsg.): Oratorienführer. Metzler, Stuttgart / Weimar – Bärenreiter, Kassel 2000, ISBN 3-476-00977-7.

Einzelnachweise

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  1. So der Untertitel
  2. Arnold Schering: Geschichte des Oratoriums. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1911, S. 372; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Textbuch. (italienisch, deutsch). SLUB.
  4. The British Library; archive.org.
  5. Oratorienführer (Lit.), S. 2
  6. Smither (Lit.), S. 350 Anm. 89
  7. Johann Christoph Friedrich Bach. Bach-Archiv, Leipzig; abgerufen am 19. August 2019
  8. Die Pilgrime auf Golgatha. Bach digital.
  9. Martin Geck: Deutsche Oratorien 1800 bis 1840: Verzeichnis der Quellen und Aufführungen. Heinrichshofen, Wilhelmshaven / Amsterdam / Locarno 1971, ISBN 3-7959-0091-3, S. 33 (= Quellenkataloge zur Musikgeschichte, 4).
  10. Carl von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Rauh, Berlin 1861, S. 514; Textarchiv – Internet Archive.
  11. Siehe die Kritik: Allgemeine musikalische Zeitung 1807, Sp. 816; Textarchiv – Internet Archive.
  12. Die Pilgrime auf Golgatha / von Herrn Zachariae. In die Musik gesetzt von G. S. Löhlein. Langenheim, Leipzig [ca. 1776]
  13. Rudolf Wustmann, Arnold Schering: Musikgeschichte Leipzigs. Band 3: Das Zeitalter Johann Sebastian Bachs und Johann Adam Hillers (von 1723 bis 1800). Kistner & Siegel, Leipzig 1941, S. 409.