Die Reise nach Lyon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Die Reise nach Lyon
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch, Französisch
Erscheinungsjahr 1981
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Claudia von Alemann
Drehbuch Claudia von Alemann
Produktion Claudia von Alemann
Musik Frank Wolff
Kamera Hille Sagel
Schnitt Monique Dartonne
Besetzung

Die Reise nach Lyon ist ein Film von Claudia von Alemann aus dem Jahr 1981.

Elisabeth ist eine junge Historikerin. Von Deutschland aus, wo sie mit Mann und einer kleinen Tochter lebt, ist sie nach Lyon gefahren, um sich auf „Spurensicherung“[1] zu begeben. In Lyon hatte 1844, wenige Monate vor ihrem Tod, die Frauenrechtlerin Flora Tristan für eine Weile gelebt. Elisabeth betreibt in Lyon nicht historische Forschung in einem konventionellen Sinn, sie wolle „nicht Dinge erforschen, die man bereits im Voraus wisse“, sagt sie einmal im Gespräch mit einer Antiquarin. Allein durchstreift sie wieder und wieder die Stadt, ausgerüstet nur mit ihrem Notizbuch und einem kleinen Kassettenrekorder. Im Klang ihrer „eigenen Schritte“, vermeint sie den „Widerhall von Floras Schritten“ zu vernehmen, „anderthalb Jahrhunderte später“.

Nur wenige Gesprächspartner findet Elisabeth in Lyon. Am vertrautesten wird sie mit der Wirtin eines alten kleinen Bistros. Einmal befragt Elisabeth sie nach einer Tafel, die neben dem Eingang angebracht ist und auf der an die Erschießung von achtzig Juden im Jahr 1943 erinnert wird.

Neben dieser historischen Ebene des Films gibt es immer auch die Frage, an welchem Punkt in ihrem Leben sich Elisabeth gerade befindet – ob sie sich von ihrem Mann dauerhaft trennen wird. Als sie einen Brief ihres Mannes am Tisch in jenem Bistro liest, kommen ihr Tränen. – Es gibt kleine szenische Andeutungen, dass sie schwanger ist. Einmal bittet sie die Wirtin um mehrere Gewürzgurken, "die seien für eine schwangere Freundin", später muss sie sich urplötzlich heftig übergeben. – Ein anderer Mann taucht auf. Im Frühstücksraum des Hotels, in dem sie wohnt, hatte sie ihn schon einmal bemerkt, als er ihr interessierte Blicke zuwarf. Später trifft sie ihn wieder, „zufällig – vielleicht hätte ich Privatdetektivin werden sollen“. Sie folgt ihm in eine leerstehende Wohnung, nach ein paar gewechselten Worten küssen sie sich. Aber danach wird der Mann im Film nicht wieder zu sehen sein.

Neben der „Handlung“ gibt es einen aus dem Off gesprochenen Kommentar Elisabeths. Sie zitiert aus Schriften von und über Flora Tristan und sie stellt eigene Überlegungen zu ihrem Vorhaben, aber auch zum Zusammenleben mit ihrem Mann an. – Der Brief ihres Mannes wird, von einer Männerstimme gesprochen, ebenfalls aus dem Off vorgelesen.

Die Reise nach Lyon ist ein Film, der nicht alles explizit ausstellt und mitteilt:

Dass Elisabeths Interesse überhaupt „Flora Tristan“ gilt, das wird nur der Zuschauer sofort erfassen, der beim Vornamen „Flora“, den Elisabeth immer wieder erwähnt, und bei dem Tagebuchtitel Le tour de France unmittelbar an die Frauenrechtlerin aus dem neunzehnten Jahrhundert denkt. Der vollständige Name „Flora Tristan“ fällt erst spät im Film, als Elisabeth mit einem Historiker spricht.

Auch der Name der Protagonistin selbst, Elisabeth, fällt erst spät, im Gespräch mit dem jungen Mann aus dem Hotel.

Und bereits darüber, ob Elisabeth Deutsche oder Französin ist, gibt es verschiedene Auffassungen.[2]

Vor allem aber gibt der Film dem Zuschauer keine Deutung der Motive und Gefühle Elisabeths und – am Ende des Films – vielleicht von ihr gefasster Beschlüsse vor.

Die Reise nach Lyon wurde 1982 mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet.[3]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Zitate sind dem Off-Kommentar bzw. einer Dialogstelle („Je ne veux pas rechercher des choses qu’on sait d’avance.“) entnommen.
  2. So schrieb Hans Helmut Prinzler(auf hhprinzler.de, abgerufen am 6. Januar 2022) anlässlich der DVD-Veröffentlichung: „Die Reise nach Lyon wird von der jungen deutschen Historikerin Elisabeth unternommen.“ Dagegen hieß es im Filmdatenblatt der Berlinale 2019 (auf berlinale.de, abgerufen am 6. Januar 2022), wo die digital restaurierte Fassung des Films lief: „Die junge französische Historikerin …“.
  3. Gem. Biografie Claudia von Alemann, auf berlinale.de (abgerufen am 6. Januar 2022).