Oda und die Schlange

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Holzschnitt, Ludwig Richter

Oda und die Schlange ist ein Märchen (AaTh 425 I, 440 II, III). Es steht in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch ab 1853 an Stelle 36 und stammt aus Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg von 1845 (Buch 4, Nr. 1: Ode un de Slang). Zudem ist es in ähnlicher Form auch im dänischen[1] und schwedischen[2] Sprachraum bekannt.

Die älteste Tochter lässt sich vom Markt ein goldenes Spinnrad mitbringen, die zweite eine goldene Weife. Oda, die Jüngste, will was dem Vater unter dem Wagen wegläuft. Es ist eine Schlange, der Vater lässt sie vor der Haustür liegen. Auf Bitten der Schlange lässt Oda sie ins Haus, in ihr Zimmer, zuletzt sogar ins Bett. Da wird die Schlange ein Prinz.

In einer dänischen Version soll das Mädchen die Jacke ihres Vaters holen, auf der jedoch eine Schlange liegt. Um das Kleidungsstück zu bekommen, muss das Mädchen versprechen sich auf den Rücken der Schlange zu setzen und mit ihr zu reiten. Sie kommen durch drei Königreiche und langen schließlich im Schloss der Schlange an, wo diese die Erlaubnis bekommt, in der Kammer des Mädchens zu übernachten, es schafft das Mädchen zu küssen und sich in einen Prinzen verwandelt.[1]

In einer schwedischen Version lässt der Vater einen Pelz liegen, den zu holen er seine drei Töchter, einer nach der anderen, beauftragt. Da aber eine Schlange auf ihm liegt, die den Pelz erst hergeben will, wenn sich eine der Töchter auf ihren Rücken setzt und mit ihr reitet, kehren die ersten beiden Töchter unverrichteter Dinge zurück und nur die dritte Tochter willigt ein. Sie reiten durch drei Königreiche, in denen sie jedes Mal ein Nachtquartier bekommen, doch erst in der dritten Nacht erhält die Schlange die Erlaubnis dem Mädchen am Rücken liegen zu dürfen und so verwandelt sich die Schlange in einen Prinzen.[2]

Walter Scherf zufolge richtete Bechstein den Text für die Kinderstube her, übertrug ihn ins Hochdeutsche und machte ihn „in der arg domestizierten Form“ weithin bekannt. Die humorvoll ausgebaute Wechselrede klinge wie ein Nachhall aus dem schottischen The well of the world‘s end (Joseph JacobsEnglish fairy tales, Nr. 41).[3] Vgl. Bechsteins Siebenhaut, Grimms Das singende springende Löweneckerchen und Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich mit Anmerkung.

Eine dänische Version, die im Deutschen den Titel Die Schlange und das kleine Mädchen trägt, findet sich bei Svend Grundtvig, III, Nr. 4, S. 15.[4] Diese wurde 1859 von Elise Lindberg auf Bornholm aufgezeichnet.[5] Eine schwedische Version findet sich in August Bondesons Werk Historiegubbar på Dal (Stockholm 1940) auf den Seiten 117–120. Diese wurde 1884 von Jakob Glader erzählt und von Bondeson aufgezeichnet. Jan-Öjvind Swahn ordnete diese Version des Märchens in seinem Werk The tale of Cupid and Psyche (Lund 1955) zu AT 425 B. Im Deutschen wurde ihr der Titel Königssohn Weiße Schlange gegeben.[2]

  • Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 177–178, 387.
  • Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 978-3-406-51995-6, S. 922–923.
  • Friedrich von der Leyen und Paul Zaunert (hrsg.): Nordische Volksmärchen: 1. Teil: Dänemark/Schweden, Eugen Diederichs, Jena 1922, S. 28–30, 321, übersetzt von Klara Stroebe.
  • Laurits Bødker (hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Dänische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf/Köln 1964, S. 112–114, 340, übersetzt von Anna Kjærgaard.
  • Kurt Schier (hrsg. und übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Schwedische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf/Köln 1971, S. 138–141, 281.

Einzelnachweise

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  1. a b Friedrich von der Leyen und Paul Zaunert (hrsg.): Die Schlange und das kleine Mädchen. In: Nordische Volksmärchen: 1. Teil: Dänemark/Schweden. archive.org, abgerufen am 18. Juni 2024.
  2. a b c Kurt Schier (hrsg. und übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Schwedische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf/Köln 1971, S. 138–141, 281.
  3. Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 978-3-406-51995-6, S. 922–923.
  4. Friedrich von der Leyen und Paul Zaunert (hrsg.): Die Schlange und das kleine Mädchen – Anmerkungen. In: Nordische Volksmärchen: 1. Teil: Dänemark/Schweden. archive.org, abgerufen am 18. Juni 2024.
  5. Laurits Bødker (hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Dänische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf/Köln 1964, S. 112–114, 340, übersetzt von Anna Kjærgaard.