Die närrische Fabrik

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Film
Titel Die närrische Fabrik
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Zwischentitel auf Deutsch
Erscheinungsjahr 1919
Länge 4 Akte, 1429 Meter, bei 18 BpS ca. 70 Minuten
Stab
Regie Harry Piel
Drehbuch Richard Hutter, Joe May, Harry Piel
Produktion Joe May, May-Film-GmbH
Kamera Max Lutze
Besetzung

Die närrische Fabrik ist der Titel eines stummen deutschen Kriminaldramas, das Harry Piel 1919 nach einem Drehbuch von Richard Hutter für die May-Film des Produzenten Joe May inszenierte. Der Film war Teil der “Joe Deebs” Detektiv-Filmreihe. Den Meisterdetektiv Joe Deebs spielte Heinrich Schroth.

Närrisch an der Fabrik ist, dass darin künstliche Diamanten hergestellt werden sollen, um damit den Weltmarkt durcheinander zu bringen. Doch Joe Deebs kann das durch seinen Einsatz verhindern.

Produktionsnotizen

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Der Film war eine Produktion der May-Film-GmbH, die Dreharbeiten fanden von September bis Oktober 1918 statt. Die Innenaufnahmen wurden im Ufa-Union Atelier Berlin-Tempelhof[1], die Außenaufnahmen in der Umgebung von Berlin[2] gedreht. Die Photographie besorgte Max Lutze.

Der Film lag im Februar 1919 der Polizei Berlin vor, die über ihn unter der Nummer 42860 ein Jugendverbot verhängte.

Am 16. Mai 1919 wurde er im Berliner U.T. (Union-Theater) Friedrichstraße[3] als „Joe Deebs-Serie. IV“[4] uraufgeführt. Das Kinoplakat für das U.T. (Union Theater) Friedrichstraße entwarf der deutsche Graphiker Henry Ehlers (1897–1988).

Die Reichsfilmzensur Berlin bestätigte am 19. August 1921 unter der Nummer B.03887 das Verbot für Jugendliche.

Eine Ankündigung der Joe Deebs-Serie 1918/19 erschien im Kinematograph Düsseldorf Nr. 813 im Oktober 1918.[5]

Der Film ist verzeichnet bei

  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme, (München) No. 275, 1919 und (München) No. 453, 1919
  • Lamprecht, Vol. 19 No. 239

„Bei der ‚Joe Deebs‘-Serie traf Piel mit der Vermengung von spannenden und komödiantischen Elementen den Zeitgeist und damit den Geschmack des Kino-Publikums. Er inszenierte mit Heinrich Schroth in der Hauptrolle mehrere Folgen, darunter ‚Die närrische Fabrik‘ (1919), in der es um künstliche Diamanten[6] geht.“

Ein weiteres Kinoplakat für den Film entwarf der in Berlin wirkende rumänische Gebrauchsgraphiker Vintilă Antonescu.[7]

„Das Plakat zeigt eine grafisch reduzierte Fabrik vor nächtlichem Himmel, vor dem eine Lokomotive und ein Motorrad um die Wette brausen. In dem in Grautönen gehaltenen Plakat wurden einige rote Akzente gesetzt: beim Feuer der Lokomotive, am Motor des Motorrads und am Übergang der Lokomotive zum Kohlentender.“[8]

„Das von Vintilă Antonescu unter dem Pseudonym ‚Anto‘ gestaltete Plakat vermittelte wohl, was das zeitgenössische Publikum erlebte: ein Gefühl von Geschwindigkeit, Spannung, Dynamik, mit einem Schuss Geheimnis. Eine urbane und moderne Welt, schwer zu durchschauen.“[9]

Unter dem landessprachlichen Titel Harry v lázni (dt.: H. im Bad) lief „Die Närrische Fabrik“ auch in der Czechoslowakei. Im mährischen Brünn / Brno zeigte das Kino „Universum“, Nová 16 den Film vom 11. bis 14. Juli 1919.[10]

Anmerkung: Die bei IMDb und murnaustiftung.de angegebene Spieldauer von 52 / 53 Minuten ist bei Tonfilmgeschwindigkeit gemessen. Spielt man den Film mit der zu seiner Entstehungszeit üblichen Geschwindigkeit von 18 BpS ab, läuft er rund 70 Minuten lang.

Abbildungen:

  • Kinoplakat U.T. Friedrichstrasse, sign. “Ehlers”.
  • Kinoplakat, signiert “Anto”.
  • Photo von Heinrich Schroth als Detektiv.
  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. Entscheidungen d. Filmzensur Berlin, Hamburg, München, Stuttgart 1911–1920. München: Saur Verlag 1980.
  • Hans-Michael Bock, Claudia Lenssen: Joe May: Regisseur und Produzent. Verlag: Edition Text + Kritik, 1991. ISBN 978-3-88377-394-0, 198 Seiten, hier S. 165.
  • Hans-Michael Bock, Michael Töteberg, “CineGraph” Hamburgisches Centrum für Filmforschung (Hrsg.): Das Ufa-Buch. Kunst und Krisen, Stars und Regisseure, Wirtschaft und Politik. Die internationale Geschichte von Deutschlands grössten Film-Konzern. Verlag Zweitausendeins, 1992. 528 Seiten, hier S. 46.
  • Hans-Michael Bock, Jan Distelmeyer, Jörg Schöning (Hrsg.): Filmpionier und Mogul: Das Imperium des Joe May. Unter Mitwirkung von Swenja Schiemann u. Erika Wottrich. Verlag: Edition Text + Kritik, 05.11.2019. ISBN 978-3869168654, 174 Seiten.
  • Sebastian Hesse: Kamera-Auge und Spürnase: der Detektiv im frühen deutschen Kino (= Band 5 von KINtop Schriften, Stroemfeld/Roter Stern) Verlag Stroemfeld, 2003. ISBN 978-3878777656, 312 Seiten, hier S. 283.
  • Michaele Krützen: Hans Albers. Eine deutsche Karriere. Weinheim, Berlin: Beltz Quadriga 1995, ISBN 978-3886792528, 458 Seiten, hier S. 336.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme, Bde. 1–8 und Gesamtregister: Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1903 bis 1931. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970. Band 5: "1919", S. 239.
  • Ken Wlaschin: Silent Mystery and Detective Movies: A Comprehensive Filmography. Illustrierte Ausgabe, Verlag McFarland, 2009. ISBN 0-7864-4350-2, 291 Seiten, hier S. 59.

Einzelnachweise

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  1. vgl. Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon, bei cinegraph.de
  2. u. a. in den Jndustriekulissen des Berliner Westhafens, vgl. shotinberlin.de
  3. Mitte, Ufa-Theater Friedrichstraße (Bavaria-Lichtspiele, UT Union Theater), vgl. square7.ch
  4. 4. Film der Joe Deebs-Detektivserie 1918/1919, vgl. murnau-stiftung.de
  5. online PDF, S. 57: Jnserat der Nordische Film-Co. und der Frankfurter Film-Co. für die Joe Deebs-Serie 1918-19 mit Bild von Deebs; aufgeführt werden (in dieser Reihenfolge) die Titel "Die Ratte - Das rollende Hotel - Die Diplomaten - Die närrische Fabrik - Die Krone von Palma - Das Auge des Götzen - Der Muff - Der blaue Drachen."
  6. Die Herstellung synthetischer Diamanten war 1919 noch Zukunftsmusik; sie gelang erstmals am 15. Februar 1953 dem Physiker Erik Lundblad bei dem schwedischen Elektrotechnik-Konzern ASEA. Seit 1955 ist es mit Hilfe des sogenannten Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahrens (HPHT – englisch: high-pressure high-temperature) möglich, künstliche Diamanten herzustellen. Bei der Diamantbestattung wird Kohlenstoff aus der Asche von Verstorbenen zu Diamanten gepresst.
  7. Vintilă Antonescu. Maler, Graphiker, Gebrauchsgraphiker, Zeichner. Nach eigener Angabe Vetter des rumänischen Diktators Ion Antonescu. Tätig in Berlin. Modezeichnungen, besonders Herrenmode. In: Elegante Welt (1920), Der Junggeselle (1919, 1920), Lustige Blätter (1921), Sport im Bild (1923, 1925) Lit.: Landesarchiv Berlin (LAB) A-Rep 243-04 Nr. 192. Vgl. Detlef Lorenz, Bilder in der Presse. Pressezeichner und Presse-Illustrationen im Berlin der Weimarer Republik. Lukas Verlag, 2019. PDF, S. 37
  8. so Fabian Tietke, veröffentlicht am 9. Dezember 2019 bei filmdienst.de
  9. Text von G. S. bei Brandspuren: Filmplakate.pdf
  10. vgl. cinematicbrno.cz