Die unheimlichen Patrioten
Die unheimlichen Patrioten ist ein Buch aus dem Jahr 1979, das über 1000 Schweizer Personen und deren rechte bis rechtsextreme Zuordnung bzw. Aktivitäten auflistet. Das kontrovers diskutierte Buch wurde auch zu einem Justizfall bis zum Schweizerischen Bundesgericht. Die Autoren des Buches sind Jürg Frischknecht, Peter Haffner, Ueli Haldimann und Peter Niggli.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit seinem Materialreichtum galt das Buch als Klassiker in der Darstellung der rechten Szene und ihrer Verflechtungen in der Schweiz.[1] Die Autoren haben darin insbesondere die hitlerfreundliche Haltung von Schweizer Wirtschafts- und Akademikerkreisen in den 1930er und 1940er Jahren betrachtet.[2]
Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Buch schlug politische Wellen und hatte für die Betroffenen Konsequenzen. So verlor beispielsweise der Pfarrer Gerd Zikeli wegen seiner im Buch dokumentierten Neonazi-Aktivitäten seine Anstellung bei der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Straubenzell St. Gallen West, was auch eine juristische Aufarbeitung bis zum Schweizerischen Bundesgericht nach sich zog.[3] Auch der Nationalrat Robert Eibel prozessierte erfolglos bis vor das Bundesgericht.[4][5]
Die unheimlichen Patrioten wurden von rechten Kreisen als Beleg dafür angegeben, dass auch die Politische Linke in der Schweiz Fichen über Schweizer führte.[6] Das Buch wurde als Quelle für verschiedene Personenartikel im Historischen Lexikon der Schweiz benutzt, zum Beispiel über Peter Dürrenmatt[7], Robert Eibel[8], Rudolf Farner[9], Jean-Jacques Hegg[10], Ernst Mörgeli[11], Ernst Cincera[12] und Andreas Sprecher von Bernegg.[13]
Ausgaben des Buches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle Ausgaben des Buches erschienen im Limmat-Verlag, Zürich.
- Die Erstauflage des Buches von 1979 mit dem ironischen Untertitel «ein aktuelles Handbuch» umfasste 512 Seiten, ISBN 3-85791-018-6.
- 1984 erschien ein 800-seitiger Ergänzungsband, ISBN 3-85791-078-X.
- Nach fünf Auflagen erschien eine «nicht mehr zensurierte» Auflage mit 794 Seiten, ISBN 3-85791-077-1.
1998 veröffentlichten Peter Niggli und Jürg Frischknecht ein Buch über das Buch mit dem Titel Rechte Seilschaften: wie die «unheimlichen Patrioten» den Zusammenbruch des Kommunismus meisterten, ISBN 978-3-85869-165-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Von «unheimlichen Patrioten» zu «rechten Seilschaften». ( vom 14. Dezember 2010 im Internet Archive) In: Basler Zeitung, Oktober 1998, zitiert bei antifa.ch, abgerufen am 9. Januar 2013.
- ↑ Peter Nowak: Der voraussehbare Aufstieg des Herrn Blocher. In: Jungle World, 46/1990.
- ↑ Neonazitätigkeit. Kurzartikel zur Abwahl von Gerd Zikeli auf dem Webangebot der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Straubenzell, abgerufen am 3. Januar 2013.
- ↑ 44. Auszug aus dem Urteil der II. Zivilabteilung vom 2. Mai 1985 i.S. Frischknecht und Mitbeteiligte gegen Eibel (Berufung) zu einem Gerichtsverfahren zu dem Buch Die Unheimlichen Patrioten beim Schweizerischen Bundesgericht.
- ↑ Peter Studer: Wer hat ein «Recht auf Vergessen»? (PDF; 2,6 MB) ( vom 9. Februar 2016 im Internet Archive) In: MEMORIAV Bulletin, Nr. 15 9/2008, S. 21–22.
- ↑ Fichen-Skandal: wie war’s mit der Fichierung von links? ( vom 25. März 2014 im Internet Archive) Blogeintrag von Erwin Bischof vom 16. Juli 2010, abgerufen am 3. Januar 2013.
- ↑ Regula Ludi: Peter Dürrenmatt. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. März 2010, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Ulrich Stauffacher: Robert Eibel. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. August 2004, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Markus Bürgi: Rudolf Farner. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2004, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Thomas Huonker: Jean-Jacques Hegg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. November 2007, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Roger Sidler: Ernst Mörgeli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. Juli 2007, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Andrea Weibel: Ernst Cincera. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. November 2012, abgerufen am 7. Juni 2019.
- ↑ Adolf Collenberg: Andreas Sprecher von Bernegg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. September 2012, abgerufen am 7. Juni 2019.