Diebessegen
Als Diebessegen (regional auch Diebssegen) oder Diebeszauber werden Beschwörungsformeln oder -erzählungen bezeichnet, die Diebe aufhalten, schädigen, aufspüren oder zur Rückgabe des Diebesguts zwingen sollen.
Solche Praktiken sind seit der Antike bekannt. Im 6. nachchristlichen Jahrhundert erwähnt sie Bischof Gregor von Tours. Seit dem Hochmittelalter sind zahlreiche solcher Formeln handschriftlich überliefert. In der populären Zauber- und Beschwörungsliteratur der Neuzeit waren sie ein wichtiger Bestandteil. Sie weisen divinatorische Elemente auf, wo aus Naturphänomenen, Bildern oder Träumen Spuren des Heiligen erahnt werden, ferner kryptische (geheime) Praktiken zur Abwehr von Unheil.
In der Regel hat ein Diebessegen eine Einleitungsformel, in der das Unheilsgeschehen, der Diebstahl, benannt wird; sie beruft sich dabei häufig auf die drei Erzengel, den heiligen Petrus, Maria oder die Macht Christi. Darauf folgt ein „Segensspruch“, der den Dieb bannt und ihm Aufgaben auferlegt, um frei zu kommen.
Textbeispiel (1616 n. Chr.)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Weil Maria in dem Kindbett lag, die drei heiligen Engel ihm da fehlten, der eine Sanct Gabriel, der zweite Sanct Rahel, der dritte Sanct Johannis. Da kamen die Heiden und wollten Maria ihr liebes Kind stehlen. Sie sprach: binde Sanct Petrus.
Ich habe sie gebunden mit Gottes Händen,
Mit Jesu Bänden.
So einer kömmt an meinem Hofe,
So soll er stehen wie ein Stock
Und über sich sehen wie ein Bock.
Kann er die Sterne an dem Himmel zählen,
Und die Schneeflocken
Und Regentropfen,
Kann er das thun, so gehe er davon;
Kann er das nicht, so soll er stehen
Bis ich komme und hieß ihn gehen.“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christoph Daxelmüller: Diebessegen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 213. (Quelle)
- Corpus der Segen und Beschwörungsformeln (CSB) aus dem Nachlass des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953), III C 1 Diebsstellung; Bestandsbildner: Johanna Nickel (1916-1984), Adolf Spamer. Hrsg. und Digitalisat: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden [1]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- lexikus.de: Abergläubische Meinungen und Gebräuche in Pommern und Rügen - Diebessegen (Jodocus Donatus Hubertus Temme, 1840).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Zweiter Band: Gebräuche und Aberglaube. Gebräuche und Aberglaube. Zauber und Segen, Besprechungen. 1616. [Weil Maria in dem Kindbett lag, die drei heiligen]. 1616. [Weil Maria in dem Kindbett lag, die drei heiligen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-DF0B-7