Diebsschlössle
Diebsschlössle | ||
---|---|---|
Alternativname(n) | Lorünser Schlössle | |
Staat | Österreich | |
Ort | Lorüns | |
Entstehungszeit | frühes 14. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Geographische Lage | 47° 8′ N, 9° 51′ O | |
Höhenlage | 767 m ü. A. | |
|
Das Diebsschlössle (auch: Lorünser Schlössle[1]) ist die Ruine einer mittelalterlichen Höhenburg bei Lorüns, weitgehend auf dem Gemeindegebiet von Stallehr gelegen, im österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Die Deutung des Diebsschlössle oder der Burg Valcastiel (Vandans) als identisch mit dem legendären Schloss Montafon[2] kann aufgrund der Untersuchungen heute nicht mehr aufrechterhalten werden.[3]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etwa 185 Höhenmeter oberhalb der Ortschaft Lorüns steht der Lorünser Schlosskopf (Ausläufer des Davennastocks), der auf dem Gemeindegebiet von Lorüns und Stallehr liegt. Dieser über der Bahnhaltestelle Lorüns steil aufragende, helle, bereits überhängende Felsen ist großteils von einem riesigen Spalt durchzogen. Der vom Spalt abgetrennte Felsen neigt sich weiter und wird ins Tal stürzen.[4] Am Felsen sind mehrere Kletterrouten eingerichtet. Auf diesem Felskopf sind die Mauerreste des Diebsschlössle. Der Steinbruch Lorüns des ehemaligen Zementwerkes ist etwa 250 Meter Luftlinie entfernt, das Alfenzkraftwerk etwa 500 Meter. Von der Gemeinde Lorüns (Johannes-Nepomuk-Kirche) sind es etwa 350 Meter Luftlinie zum Diebsschlössle.
Es bestand von hier, wie beim Bergkastell Stellfeder (Nenzing), eine gute Sichtverbindung zur urgeschichtlichen Siedlungsstätte Montikel bei Bludenz. Inzwischen ist der Blick nach Bludenz und zum Montikel von Vegetation verdeckt. Vom Diebsschlößle aus ist auch das äußerste Montafon immer noch gut einsehbar.
Der Zustieg erfolgt sowohl von Stallehr, als auch von Lorüns zunächst auf einen Sattel östlich des erwähnten Felsens.[5] Von dort aus kann man über den Ostgrat des Felsens (einige Eisenbügel, bei Nässe rutschig) entlang und direkt am Südrand der riesigen Spalte (Absturzgefahr) kletternd zum Schlößle gelangen, oder den Felsen unter Zuhilfenahme des Fixseiles (siehe Galerie) rechts umgehen. Allgemein wird beim Begehen des Schlössles aufgrund der zahlreichen Felsabstürze, und der jäh abfallenden Spalte zu Umsicht geraten.[6]
Von den am Fuß des Felsens entlangführenden, stark befahrenen Straßen L 188 und S 16 geht dabei eine erhebliche Geräuschbelästigung aus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Geschichte dieser Anlage ist nicht viel bekannt. Einer der wenigen Hinweise zum Aussehen könnte sich auf einem Merian-Kupferstich der Stadt Bludenz aus dem 17. Jahrhundert finden.
2001 erfolgte eine archäologische Untersuchung der Ruine. Bei dieser Untersuchung konnten keine datierbaren Funde für eine mittelalterliche Nutzung erbracht werden.[7] Die Mauerreste der Anlage weisen mit sieben Steinlagen alle fast dieselbe Höhe auf, und dies, sowie andere Indizien, führt zur Annahme, dass der Bau der Anlage begonnen, aber diese nie fertiggestellt worden war.[8]
Im Bereich des Diebsschlössle fanden sich bei den Untersuchungen und Grabungen 2001 Nachweise für bronzezeitliche Siedlungsaktivitäten (Keramikfragmente), wodurch davon ausgegangen werden kann, dass in der mittleren Bronzezeit etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr. hier Menschen lebten.[9]
Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mauerreste der mittelalterlichen Anlage weisen vier deutlich erkennbare Mauerzüge auf, welche ins frühe 14. Jahrhundert datiert wurden.[10] Charakteristisch für die Anlage ist jene Felsspalte, deren Einbindung in das Werk nicht klar ersichtlich ist. Die Anlage verteilt sich auf vier Plateaus. Die Plateaus 1 und 2 befinden sich westlich / nordwestlich, Plateau 3 nördlich und Plateau 4 südlich der Spalte.[6]
Welchem Zweck die Anlage diente und wer Auftraggeber dieser Bauarbeiten war, ist bislang nicht gesichert.[11]
-
Kleine Klettereinlage beim Zustieg zum Diebsschlößle
-
Blick vom Diebsschlößle auf Lorüns und ins Montafon
-
Erläuterungstafel am Diebsschlößle
-
Blick auf das Plateau 1 des Diebsschlößles und nach Westen. Über der Tafel erkennt man durch den Bewuchs noch das Siedlungsgebiet von Bludenz.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Josef Huber: Kleines Vorarlberger Burgenbuch. 2. Auflage. Buch Spezial, Dornbirn 1985, ISBN 3-90049-604-3.
- Alois Niederstätter: Die Vorarlberger Burgen. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7030-0953-2, S. 179.
- Karsten Wink (Hrsg.): Ausgrabungen im Montafon, Diebschlössle und Valkastiel. Heimatschutzverein Montafon, Schruns 2005, ISBN 3-902225-16-5.
- Karsten Wink: Archäologische Untersuchung auf der Ruine Diebsschlössle KG Stallehr (Vlbg). In: Vorarlberger Landesmuseumsverein: Tätigkeitsbericht des Burgenausschusses 2001. 1857, S. 37 ff.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alois Niederstätter: Neues aus dem „finsteren“ Mittelalter. ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Verba volant. Nr. 8, 10. September 2008.
- ↑ Friedrich W. Lorinsers in „Gedenkblätter“ aus dem Jahr 1868.
- ↑ Alois Niederstätter: Neues aus dem „finsteren“ Mittelalter. 2008, S. 3; und Karsten Wink: Archäologische Untersuchung auf der Ruine Diebsschlössle KG Stallehr (Vlbg). 2001, S. 37 ff.
- ↑ Erläuterungstafeln auf dem Diebsschlößle-Plateau
- ↑ Lorünser Schloss (Diebsschlössele). In: ruine.at. Private Website von Kastellan Oliver, abgerufen am 2. Februar 2020.
- ↑ a b Erläuterungstafel Nr. 2 am Diebsschlößle
- ↑ Karsten Wink: Archäologische Untersuchung auf der Ruine Diebsschlössle KG Stallehr (Vlbg). 2001, S. 39.
- ↑ vgl. Befund von Karsten Wink, Christina Kaufer und Ralf Wallnöfer. Siehe auch: Karsten Wink: Archäologische Untersuchung auf der Ruine Diebsschlössle KG Stallehr (Vlbg). 2001, S. 39 f.
- ↑ Karsten Wink: Archäologische Untersuchung auf der Ruine Diebsschlössle KG Stallehr (Vlbg). 2001, S. 40 f.
- ↑ Bauforscher Martin Bitschnau
- ↑ Alois Niederstätter: Die Burg Rüdberg (Kanton St. Gallen) als Sitz der Bludenzer Edlen von Rüdberg? In: Bludenzer Geschichtsblätter. herausgegeben vom Geschichtsverein Region Bludenz, Heft 75, 2005, Pkt. 3.