Dieter Eue

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Dieter Eue (* 1947 in Berlin Ost) ist ein deutscher Schriftsteller.[1]

Schriftstellerleben

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Dieter Eue nahm an Dichter-Lesungen in der Wohnung von Wilfriede und Ekkehard Maaß am Prenzlauer Berg teil, um dort seinen Debüt-Roman Ketzers Jugend vorzustellen.[2][3][4] Zentrales Thema des Romans ist das Aufbäumen gegen Normen und das unbeirrbare Anecken des Protagonisten bei staatlichen Stellen der DDR und die folgenschweren Konsequenzen. Von Rezensenten wird der Text mit Brechts Baal oder Döblins Berlin Alexanderplatz verglichen.[5][6][7] Andere Rezensenten nehmen mehr auf die DDR-Literatur Bezug und vergleichen Eues Roman mit Texten wie Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. oder Rolf Schneiders Die Reise nach Jaroslaw.[8] Dabei zeichnet Eue auch den Werdegang der DDR-Band Sugar Beats nach.[9] Nachdem er erfahren hat, dass sein Buch „in den nächsten dreißig Jahren“ nicht erscheinen könne, packt Eue das Manuskript und übersiedelt 1982 nach Berlin West.[10][11][12][13] Nach anderen Darstellungen wurde Eue direkt aus dem Gefängnis 1982 abgeschoben.[14][15][16]

„Aufschlußreich bleibt die Tatsache, daß eine große Anzahl jener Dichter, die durch Prosawerke nach dem Mauerbau oder die Lyrikwelle populär geworden sind und bis auf ganz wenige Ausnahmen aus tiefer sozialistischer Überzeugung die Literaturbühne betreten hatten, später zu Kritikern des Regimes mutierten und die „DDR“ als Gegner und Feinde verließen oder verlassen mußten, so zum Beispiel ... Dieter Eue...“.[17]

Anlässlich des Konzerts von Wolf Biermann 1989 in Leipzig unterzeichnete Eue als einer von 77 Autoren einen Appell, der dem Kulturminister übergeben wurde.[18] Darin feiern die Unterzeichner den ersten großen Auftritt des Barden in der DDR. Sie fordern außerdem eine Aufhebung der Zensur und Arbeitsmöglichkeiten für alle Künstler.

1989 unternahm Eue einen „Selbstversuch“. Er setzte sich mit Obdachlosigkeit auseinander, wanderte ohne Geld durch die Bundesrepublik und schrieb darüber zwei Erlebnisberichte[19] und das Theaterstück Am Rande.[20][21][22] Die Texte von Dieter Eue nahm eine Forschungsgruppe 2012 zum Anlass die Lebensumstände von Verkäufern der Obdachlosenzeitung Trott-war zu untersuchen.[23] Auch ein weiterer Forschungsbericht zum Thema Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung bezieht sich auf Eue.[24]

  • Junge Literaten in der DDR 1981[25]
  • Almanach des Stuttgarter Schriftstellerhauses Nr. 3[26]
  • Am Rande. Uraufgeführt im Schlosstheater Mörs 1989.[21]
  • Wir recyceln Opa. Eine groteske Komödie in fünf Akten. 2017 Theaterverlag Plausus.[27]
  • Dieter Eue: Gummi-Twist. Vom Umgang mit Präservativen. Ein gesamtdeutscher Überblick. SFB 1990.[28]

Einzelnachweise

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  1. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Dieter Eue. Abgerufen am 6. September 2020.
  2. Barbara Felsmann, Annett Gröschner: Durchgangszimmer Prenzlauer Berg: eine Berliner Künstlersozialgeschichte in Selbstauskünften. Lukas Verlag, 1999, ISBN 978-3-931836-11-5 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  3. Peter Böthig: sprachzeiten: Der Literarische Salon von Ekke Maaß. Eine Dokumentation von 1978 bis 2016. Lukas Verlag, 2017, ISBN 978-3-86732-241-6 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  4. Henryk Gericke, Ingeborg Quaas: brennzeiten: Die Keramikwerkstatt Wilfriede Maaß 1980–1989–1998. Ein Zentrum des künstlerischen Offgrounds in Ost-Berlin. Lukas Verlag, 2014, ISBN 978-3-86732-195-2 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  5. Irgendwie wabblig. Dieter Eue: „Ketzers Jugend“. DER SPIEGEL 15/1982, abgerufen am 6. September 2020.
  6. Daniel Karasek, Die Zeit: Niemals mehr morgen. Dieter Eue: „Ketzers Jugend“. 2. Juli 1982, abgerufen am 6. September 2020.
  7. Zwischenfall 7.GK Gross-Thurow am 07.11.1971. In: forum-ddr-grenze-de. Abgerufen am 6. September 2020.
  8. Martin Kane: The Tribulations of Gdr Youth: Dieter Eue's Novel Ketzers Jugend. In: German Life and Letters. Band 38, Nr. 3, 1985, ISSN 1468-0483, S. 273–283, doi:10.1111/j.1468-0483.1985.tb01276.x (englisch, wiley.com [abgerufen am 6. September 2020]).
  9. Verleihung „Kulturpreis 2018“. Kulturstiftung Havelland, 12. Februar 2019, abgerufen am 10. Januar 2024.
  10. Die DDR - Analysen eines aufgegebenen Staates. In: Heiner Timmermann (Hrsg.): Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen. Band 92. Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 978-3-428-50416-9 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  11. Gerd Dietrich: Kulturgeschichte der DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-647-37087-3 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  12. Barbara Felsmann, Annett Gröschner: Durchgangszimmer Prenzlauer Berg: eine Berliner Künstlersozialgeschichte in Selbstauskünften. Lukas Verlag, 1999, ISBN 978-3-931836-11-5 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  13. Heiner Timmermann: DDR. Duncker & Humblot, 2001, ISBN 978-3-428-50416-9 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  14. Annegret Gollin, Siegmar Faust --- J. Walther 1996 -. Abgerufen am 6. September 2020.
  15. Alison Lewis: Die Kunst des Verrats: der Prenzlauer Berg und die Staatssicherheit. Königshausen & Neumann, 2003, ISBN 978-3-8260-2487-0 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  16. Gerd Dietrich: Kulturgeschichte der DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-647-37087-3 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  17. Siegmar Faust, Das Ostpreußenblatt: Im Wahn der Ideologie. Die Mauer im Bewußtsein eines Mitteldeutschen. 11. August 2001, abgerufen am 6. September 2020.
  18. Jürgen Fuchs: Der Stalinismus hat nicht gewonnen. In: Die Tageszeitung: taz. 2. Dezember 1989, ISSN 0931-9085, S. 9 (taz.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  19. Stefan schneider: Empirische Forschungsergebnisse. Abgerufen am 6. September 2020.
  20. Bertram Scheufele, Carla Schieb: „Wenn wir Trott-war nicht hätten“: Eine Untersuchung zum Verkauf von Straßenzeitungen zwischen Job und Empowerment. LIT Verlag Münster, 2014, ISBN 978-3-643-12875-1 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  21. a b Rupert J. Seidl. Mocca - Das Moerser Stadtmagazin: Mit der Nase. Der neue Spielplan am Schloßtheater sieht anders aus. Oktober 1989, abgerufen am 6. September 2020.
  22. Empirische Forschungsergebnisse. Abgerufen am 6. September 2020.
  23. Bertram Scheufele, Carla Schieb: „Wenn wir Trott-war nicht hätten“: Eine Untersuchung zum Verkauf von Straßenzeitungen zwischen Job und Empowerment. LIT Verlag Münster, 2014, ISBN 978-3-643-12875-1 (google.de [abgerufen am 6. September 2020] - Trottwar ist die schwäbische Bezeichnung für Bürgersteig. Der Begriff ist aus dem Französischen trottoir entlehnt).
  24. Stefan Schneider: Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung. Empirische Forschungsergebnisse. 1997, abgerufen am 6. September 2020.
  25. Sascha Anderson & Elke Erb (Hrsg.): Berührung ist nur eine Randerscheinung. 25. Juni 2010, abgerufen am 6. September 2020.
  26. Almanac Stuttgart writers House 3. Abgerufen am 6. September 2020 (amerikanisches Englisch).
  27. Plausus Theaterverlag - Wir recyceln Opa. Abgerufen am 6. September 2020.
  28. Von der Idee zur Planung eines Features. (PDF) In: silo.tips. 26. Mai 2016, S. 88, abgerufen am 6. September 2020 (englisch).
  29. ARCult Media GmbH: Kulturpreise.de : Deutscher Literaturfonds e.V. - Stipendien und Vermittlungsförderung. Abgerufen am 6. September 2020.