Diskussion:Adagio g-Moll (Giazotto)

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Letzter Kommentar: vor 7 Monaten von Schneid9 in Abschnitt Angeblich
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Echtheit

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Es wäre verständlich, wenn Giazotto Albinonis Namen genützt hätte, um mit dem Adagio bekannt zu werden. Aber Giazotto ist nur Musikexperten bekannt. Nachdem das Stück zu so einem "Bestseller" wurde, wäre es logisch gewesen, wenn Giazotto seine eigene Urheberschaft zugegeben hätte. Das tat er aber nicht. Warum sollte er leugnen, einen solchen "Ohrwurm" komponiert zu haben und ihn Albinoni weiterhin andichten? Das macht keinen Sinn. Wie passt die Komposition denn stilistisch zu Giazottos andere Kompositionen? Es wäre logisch, diese Frage zu betrachten, wenn man sich Gedanken über die Echtheit als Albinoni-Komposition macht. Des weiteren halte ich es für musikalisch ziemlich absurd, zu behaupten, das Stück sei im Stile Puccinis oder Mascagnis geschrieben. Diese Behauptung ist nur zum Kopfschütteln. Wenn man das Adagio mit dem ein oder anderen langsamen Satz z.B. aus Albinonis Oboenkonzerten vergleicht, kann man nun wirklich kaum behaupten, das sei stilistisch völlig verschieden - im Gegenteil. (nicht signierter Beitrag von 2a02:1206:45b4:73b0:346d:49fb:3502:6291 (Diskussion) 9. August 2020)

Das sind durchaus berechtigte Fragen, aber ihre Beantwortung wäre Original Research und daher in Wikipedia unzulässig. Wir sind hier auf die (spärliche) Sekundärliteratur angewiesen, und die geht einhellig davon aus, dass das Stück höchstwahrscheinlich komplett von Giazotto stammt. (Die Arbeit von Nicola Schneider, die erstmals einen vorsichtigen Versuch in die andere Richtung unternimmt, wurde in der englischen Wikipedia gar nicht erst als Quelle zugelassen.) Auch die Namen Puccini und Mascagni stammen irgendwo aus der Sekundärliteratur; hier müsste eigentlich eine Fußnote stehen. Es wird übrigens nicht behauptet, das Adagio sei „im Stile Puccinis oder Mascagnis geschrieben“, sondern es „erinnere melodisch und harmonisch eher an Puccini oder Mascagni als an Albinoni“. – Schneid9 (Diskussion) 01:12, 10. Aug. 2020 (CEST)Beantworten
Die von Giazotto verwendete Vorlage, die von seiner Assistentin vorgelegt wurde, stammt sicherlich nicht von ihm. Zweifellos hat er aus den vorliegenden vier Takten der Violinstimme und den 43 Takten des Generalbasses eine eigene Komposition gefertigt, wie er dies auch im Vorwort von 1958 angibt. --Montrachet (Diskussion) 10:00, 24. Jul. 2023 (CEST)Beantworten
Dass man Giazotto durch das Adagio als "meistverdienenden Komponisten" tituliert, spricht ja Berge. Es ist ein Zeichen von Unterstellung und Missgunst an Giazotto, obwohl er Albinoni durch sei Buch zur Wiederentdeckung half.
Und die von seiner Assistentin gefundenen "Vorlage"? Weiß man denn sicher, dass sie unecht ist? Hier spielt sicher der Neid eine Rolle, könnte man denken ... --Momel ♫♫♪ 19:05, 11. Mär. 2024 (CET)Beantworten
Klar sollte man daran denken, dass es nicht Barockmusik ist. Jedoch wird sie in Italien im Sinne von Barockmusik gehört, so ist zu verstehen. --Momel ♫♫♪ 19:49, 11. Mär. 2024 (CET)Beantworten
Ich empfinde keinen Neid... Mag sein, dass man das Stück in Italien als Barockmusik empfindet. Mir ist es viel zu sehr von "romantischem" Pathos geprägt, was durch die Einspielungen verstärkt wird. Klar ist, dass Giazotto das Stück komponiert hat, selbst wenn es eine sechstaktige Vorlage dazu gab. --Montrachet (Diskussion) 15:31, 12. Mär. 2024 (CET)Beantworten

Superlativ

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Die Wolfsburger Allgemeine schreibt heute in einem Artikel über ein Konzert im Scharoun-Theater (S. 12):

„In einer Umfrage zu den Konzerten des Staatsorchesters nach dem beliebtesten Stück wurde das Adagio g-Moll von Tommaso Albinoni genannt“, hebt [Moderator Martin] Weller hervor.

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass diese Beliebtheit des Adagios sich auf die Region Wolfsburg beschränkt oder dass es in dieser Region Gründe für eine größere Beliebtheit des Stückes gibt als anderswo. Klaus Meyer schreibt auf der Website von BR Klassik über das Adagio:

Neben dem Air von Bach und dem Largo von Händel ist es der wohl berühmteste und bei vielen Klassikliebhabern wohl auch der beliebteste langsame Satz des Barockzeitalters.

Bei jpc sind derzeit ca. 250 Einspielungen des Adagios verfügbar, auf YouTube anscheinend ca. 179.000 Videos. Ich halte es deshalb für gerechtfertigt, meinen ursprünglichen Superlativ in der Einleitung (der sich im Abschnitt „Wirkung und Rezeption“ ohnehin nochmals findet) wiederherzustellen. – Schneid9 (Diskussion) 23:12, 19. Mär. 2024 (CET)Beantworten

Angeblich

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@Montrachet:

„Die Behauptung, dass Giazotto nichts davon wusste, lässt sich nicht beweisen“,

schreibst du. Stimmt, aber das gilt letztlich für eine ganze Reihe von Aussagen im Artikel, für die wir nur eine Quelle haben. Von der Uraufführung durch Gerelli z.B. wissen wir bisher auch nur durch das Buch von Giazottos Sohn Adalberto. Ist es unsere Aufgabe, das anzuzweifeln? Solange wir dafür keine Gründe aus der Sekundärliteratur haben, ist das m.E. nicht mit dem Prinzip NPOV vereinbar. Adalberto schreibt jedenfalls eindeutig, dass Gerelli seinen Vater mit der Uraufführung überraschen wollte und ihn dazu einlud. Warum sollten wir das nicht glauben? Adalberto war zu dieser Zeit immerhin schon 9 Jahre alt und kann dem Konzert sehr gut persönlich beigewohnt haben.

Hinter dem Versuch, solche Seitenhiebe im vorliegenden Artikel unterzubringen, scheint sich mir ein grundsätzliches Misstrauen gegen alles und jedes, was Giazotto gesagt oder getan hat, zu verbergen. Es ist zwar wahrscheinlich nicht von der Hand zu weisen, dass Giazotto sogar in seinen wissenschaftlichen Arbeiten, z.B. in seiner Biografie Stradellas, Quellen vernebelt oder gar erfunden hat, aber das muss ja nicht bedeuten, dass deswegen alles, was er jemals gesagt und getan hat, Lug und Trug war. Für mich stellt sich die Sache mit dem Adagio nach der aktuellen Quellenlage vielmehr wie folgt dar:

Giazotto findet in den 1940er Jahren das handschriftliche Fragment unter seinen Unterlagen (vielleicht hat er es von seinem Doktorvater Torrefranca erhalten, wie ich 2013 mal auf der Diskussionsseite des englischen Artikels aufgrund eines Hinweises von Michael Talbot vorgeschlagen habe). Zum Zeitvertreib arbeitet er es zum Adagio aus, misst ihm aber weiter keine Bedeutung bei, bis Gerelli es findet und aufführt. Es erweist sich sofort als voller Erfolg, womit Giazotto anscheinend nicht gerechnet hatte; mehrere Dirigenten nehmen es auf, und Giazotto wird gebeten, es für den Druck vorzubereiten. Das tut er aber erst 1958, fast zehn Jahre nach der Uraufführung. Im Vorwort verwechselt er Dresden mit Leipzig und fantasiert etwas von einer gedruckten Vorlage des Generalbasses (das ist m.E. die einzige noch nicht befriedigend geklärte Frage), aber dass der größte Teil der Komposition von ihm selbst stammt, ist dem Vorwort unzweideutig zu entnehmen – wer seit 1958 noch etwas anderes behauptet, hat das Vorwort entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.

Giazotto als Fälscher und Betrüger darzustellen, der eine eigene Komposition als Werk eines alten Meisters ausgegeben habe (wie es z.B. Fritz Kreisler mit seinem „Vivaldi“-Konzert tat), ist somit ungerechtfertigt und mit Quellen nicht zu belegen. Dass viele Interpreten das Adagio nur unter Albinonis Namen aufgeführt und eingespielt haben, ist doch nicht Giazotto anzulasten! In diesem Punkt halte ich auch Elam Rotems Darstellung für eine Überinterpretation, denn Giazotto bzw. der Verlag hat seinen Namen ja auch bei der Erstveröffentlichung nicht verschwiegen, sondern in gleicher Größe hinter den Albinonis gesetzt! Wenn ab 1975 der Titel geändert wurde, schaffte das zwar mehr Klarheit, aber die zentrale Aussage, dass von Albinoni nur der Generalbass und die sechs Takte der 1. Violine stammten, stand bereits von Anfang an im Vorwort – man hätte es nur lesen müssen. Und wenn es Giazotto ums schiere Geldverdienen gegangen wäre, hätte er mit der Veröffentlichung wohl nicht zehn Jahre gewartet. Für mich entsteht alles in allem jedenfalls der Eindruck, dass er sein „Werk“ gar nicht sonderlich wichtig nahm und von dessen Erfolg selbst überrascht wurde. Aber das sind natürlich auch alles nur Schlussfolgerungen und Interpretationen, die so nicht in den Artikel eingetragen werden können. – Schneid9 (Diskussion) 23:16, 27. Mär. 2024 (CET)Beantworten

@Schneid9:
Zunächst einmal: Danke, dass du dir die viele Mühe gemacht hast, die Geschichte weiter zu entwirren.
Möglicherweise hast du mit deiner Vermutung recht. Aber es könnte auch ganz anders gewesen sein. Im Moment fehlt mir die Zeit näher darauf einzugehen. Daher bitte ich um etwas Geduld. Grüße --Montrachet (Diskussion) 12:29, 28. Mär. 2024 (CET)Beantworten
„Könnte“ ist natürlich immer möglich ein SmileysymbolVorlage:Smiley/Wartung/zwinker  ... Die Frage ist halt nur, ob es dafür gute Belege gibt. Einstweilen würde ich jedenfalls gerne das Wort „angeblich“ wieder aus dem Artikel entfernen. Ich bezweifle, dass das überhaupt jemals mit enzyklopädischem Stil und dem Prinzip NPOV vereinbar ist. Entweder ist eine Aussage glaubwürdig, dann brauchen wir kein „angeblich“, oder sie es ist nicht, aber dann ist mehr nötig als nur ein dunkel dahingerauntes „angeblich“ – dann braucht es eine belegte Gegendarstellung. Als Kompromiss könnte man im Artikel vielleicht deutlicher herausstellen, dass es sich um die Erinnerung von Giazottos Sohn Adalberto handelt – das ist ja Fakt, und darauf kann sich jeder Leser dann seinen eigenen Reim machen.
Ich habe in den letzten Tagen mal versucht, mehr über die frühe Rezeption des Adagios herauszufinden. Besonders interessant fand ich den Text auf der Rückseite der Schallplatte von Alain Lombard, die ca. 1966 erschien. Der Autor, ein gewisser Georges Beck, erzählt zunächst die Geschichte von Jean Witolds Radiosendung und übersetzt dann das vollständige Vorwort von 1958 – genau so, wie es auch Elam Rotem wiedergibt, also mit Leipzig statt Dresden. Aber nun passiert etwas Unbegreifliches: Obwohl er gerade erst zitiert hat, dass von der Melodie des Adagios nur sechs Takte auf das originale Fragment zurückgehen, behauptet Beck anschließend völlig ins Blaue hinein, Giazotto habe dem Werk „alle Merkmale der Echtheit [!] verliehen, was eine perfekte Kenntnis des Stils des Autors voraussetzt. […] Dieses Werk, das die melancholische Erhabenheit von Ruinen besitzt, überdauerte die Jahrhunderte, unvollständig und vergessen, bis zu dem Tag, als es einem Zauberer gelang (wie Viollet-le-Duc bei der Kathedrale von Paris), diese schönen, verstümmelten Überreste wieder in ihre ursprüngliche Form [!] zurückzuversetzen.“
Dass es mit Giazottos „perfekter Kenntnis des Stils“ Albinonis nicht so weit her war, konnte Beck vielleicht noch nicht wissen (Giazotto hielt z.B. sechs in Darmstadt überlieferte Sinfonien, die schon Bernhard Paumgartner im ersten Band der MGG [1949] als „wegen der ‚galanten‘ Thematik zweifelhaft“ erkannte, für authentische Beispiele von Albinonis Spätstil und widmete ihnen in seinem Albinoni-Buch über 30 Seiten!). Aber dass es nicht möglich ist, aus sechs Takten der ersten Violine ca. 100 Takte von fünf Streicherstimmen authentisch zu rekonstruieren, hätte ihm auch der gesunde Menschenverstand sagen können. Man bekommt wirklich den Eindruck, dass die Begeisterung über das Adagio vielen Zeitgenossen jegliches Urteilsvermögen raubte, selbst wenn sie die nüchterne „Wahrheit“ (falls sie es denn ist) im Vorwort schwarz auf weiß vor sich sahen. Aber wie gesagt: Kann man das Giazotto anlasten? Ich denke nicht – zumindest fehlen mir dafür derzeit die Belege.
Seltsam ist übrigens, dass schon auf der Rückseite der Witold-Aufnahme von 1954 Dresden und nicht Leipzig als Herkunftort der Quelle angegeben ist, ebenso in einer Rezension der Zeitschrift High Fidelity von April 1965. Wie es im Erstdruck 1958 zu der falschen Angabe „Leipzig“ kommen konnte, ist auch noch eine offene Frage. – Schneid9 (Diskussion) 16:09, 29. Mär. 2024 (CET)Beantworten