Diskussion:Admiral Nachimow (Schiff, 1888)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von DerBruchpilot in Abschnitt Dienstgrade in der russischen Flotte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

--DerBruchpilot 12:43, 15. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Dienstgrade in der russischen Flotte

[Quelltext bearbeiten]

Das System der Dienstgrade in der russischen Flotte war und ist einigermaßen kompliziert und für Westeuropäer nicht immer klar nachvollziehbar. Deshalb vier Anmerkungen:

1. Es gab und es gibt in der russischen Flotte jede Menge transkripierte ausländische Dienstgrade. So den Mitschman, den Sarwajer, den Unter-Leitenant, den Quartiermeister und den Gardemarin. Das hat historische Gründe, die hier zu weit führen würden.

2. Dienstgrade regeln sich im Wesentlichen nach der von Peter I. 1722 eingeführten Rangtabelle. Wer darin stand, hatte einen Rang, zumindest persönlichen, nichterblichen Adel, Anspruch auf besondere Anredeformen und Kleidungsvorschriften. Unterhalb gab es jedoch noch weitere Dienstgrade wie den fanen-junker oder wachmistr im Heer oder den konduktor in der Flotte (nein, das war kein Schaffner), oberhalb nur den Generalissimus. Soweit, so einfach. Deswegen waren aber nicht alle in der Tabelle aufgeführten im damaligen Verständnis Offiziere. Peter hat den Praporschtschik (Fähnrich) in die Tabelle eingefügt, er galt als jüngster Offiziersdienstgrad, aber auch den Spruch geprägt: Ein Huhn ist kein Vogel, eine Frau kein Mensch und ein Fähnrich kein Offizier. Der Mitschman entsprach bis 1796 den Fähnrich, dann wurde er zwei Klassen angehoben. Die Einsortierung der Dienstgrade in die Tabelle hat sich laufend geändert, außerdem waren gleiche Dienstgrade bei Flotte, Heer, Garde, Artillerie und Ingenieuren auch noch unterschiedlich einsortiert. Den Begriff des Ranges nach der Rangtabelle und seine Bedeutung kennen wir so in Europa nicht.

3. In der Kaiserlich-Russischen Marine wurden klassische Marinedienstgrade nur in der nautischen bzw. Artillerielaufbahnen geführt. Schiffbauer und Ingenieure / Techniker führten die im Heer üblichen Dienstgrade. Der Leitende Ingenieur (oder damals dienstälteste Mechaniker) der Admiral Nachimow, N.S. Schemanow, war weder Kapitän 2. Ranges noch Fregattenkapitän, sondern Oberstleutnant. Der Mechaniker N.Ja. Frolkow war ebenso kein Midshipman oder Mitschman, sondern Fähnrich. Ganz verrückt wird es bei den Wachoffizieren: A.S. Roschdestwenski war beispielsweise Mitschman, der in gleicher Dienststellung eingesetzte A.K. Lonfeld war dagegen Прапорщик по морской части, also Fähnrich. Neben dem Dienstgrad des Leitenant (Flotte) taucht auch der Dienstgrad des Porutschik (Heer) auf dem Schiff auf. Es liegt nahe, beide gleichzusetzen, aber der Leitenant rangiert in der Rangtabelle zwei Klassen über dem Porutschik.

4. Es ergibt also nicht immer viel Sinn, historische russische Dienstgrade mit heutigen westeuropäischen und amerikanischen gleichzusetzen. (je nach Lust und Laune könnte ich mich z. B. persönlich in drei verschiedene Rangklassen einsortieren)


Summa summarum gibt es also schon gute Gründe, warum bei einer Schiffsbesatzung ausländische Dienstgrade auftauchen, und auch das Dienstgrade des Heeres und der Marine auf einem Schiff vertreten sind. (Übrigens hatten Schiffsärzte zivile Dienstgrade wie Kolleschski sowetnik (Kollegienrat)). --DerBruchpilot 02:32, 16. Mai 2010 (CEST)Beantworten

..P.S.: Übrigens war der Konditer bei Hofe dem Mitschman in der Flotte bis 1884 gleichgestellt - sagt das nun was über die Marine oder das Bäckerhandwerk aus?