Diskussion:Asbjørn Halvorsen
Zum Verzicht des Hamburger SV auf die Deutsche Meisterschaft 1922:
[Quelltext bearbeiten]Es gab 1922 noch keine Auswechselungen (eingeführt 1967) und kein Elfmeterschiessen (eingeführt 1970). Stand es nach dem Ende der Verlängerung immer noch unentschieden, so wurde zur damaligen Zeit ohne Zeitlimit weitergespielt bis zum nächsten und entscheidenden Tor.
Das erste Meisterschaftsfinale 1922 mußte allerdings nach mehr als drei Stunden beim Stande von 1:1 wegen hereinbrechender Dämmerung abgebrochen werden (es gab auch noch kein "Flutlicht"). Das Wiederholungsspiel wurde beim Stande von 2:2 in der Verlängerung vom Schiedsrichter abgebrochen und für beendet erklärt, weil sich bei den bereits durch Verletzungen und Platzverweis dezimierten Nürnbergern ein weiterer Spieler während der kurzen Pause zum Wechsel der Seiten meldete und angab, nicht mehr weiterspielen zu können, wodurch sich die Nürnberger Mannschaftsstärke auf sechs Spieler verringerte. Diese Unterzahl führt nach den Regeln zum sofortigen Ende des Spiels, wobei die Mannschaft, die noch über die erforderliche Mannschaftsstärke von mindestens sieben Spielern verfügt, automatisch zum Sieger erklärt wird.
So wurde der Hamburger SV zum Deutschen Meister von 1922 gekürt und erhielt die Meisterschaftstrophäe überreicht. Allerdings waren die Nürnberger unzufrieden mit diesem Ausgang, sie versuchten zunächst per Einspruch ein zweites Wiederholungsspiel zu erreichen. Da dem aber nicht stattgegeben wurde, argumentierte man auf der nächsten Bundestagung einige Wochen später, die betreffende Regel sei "falsch" interpretiert und angewendet worden. Denn der Schiedsrichter hatte die Partie nach der Pause nicht wieder angepfiffen, um sofort danach wieder abzupfeifen und für beendet zu erklären, er habe stattdessen die Partie in der Pause beendet, was nicht dem exakten Wortlaut der Regel entspräche. Diese wurde nämlich in der Annahme abgefasst, dass sich eine solche Unterzahl unmittelbar während des Spielverlaufs ergibt und nicht während einer Unterbrechung.
Da es zur damaligen Zeit, kurz nach dem verlorenen Krieg und dem demokratischen Neubeginn starke Autonomietendenzen innerhalb der süddeutschen Fußballverbände gab, den DFB zu verlassen und einen eigenen konkurrierenden Dachverband zu gründen, nutzten einige Funktionäre der süddeutschen Verbände die vermeintliche Gunst der Stunde und drohten mit dem Austritt aus dem DFB, sollte (wovon sie offenbar ausgingen) dem Protest der Nürberger nicht stattgegeben werden. Daraufhin entschieden die Vertreter des Hamburger SV, um die Einheit des DFB zu wahren, die rechtmäßig erworbene Trophäe zurückzugeben und auf die Meisterschaft zu verzichten. Der Vorstand des DFB nahm diese Geste an, sah sich allerdings nicht in der Lage, nun doch noch ein weiteres Endspiel zwischen den beiden Kontrahenten anzusetzen. So kam es dazu, dass das Meisterschaftsjahr 1921/22 ohne sportlichen Sieger blieb, der Deutsche Fußballbund aber nicht durch eine Intrige süddeutscher Funktionäre auseinanderbrach.
Nachzulesen mit vielen Belegen aus der damaligen Zeit ist dies unter anderem im Buch "Immer erste Klasse. Die Geschichte des Hamburger SV" (gebundene Ausgabe, 2006)
von Werner Skrentny und Jens R. Prüß
ISBN-10: 3895335398
ISBN-13: 978-3895335396