Diskussion:Café Herrenhof
Koordinaten Cafe Herrenhof
[Quelltext bearbeiten]Das alte Cafe Herrenhof befand sich in der Herrengasse 10. Die im Artikel angegebenen Koordinaten liegen fälschlicherweise in der Wallnergasse.
Das Palais Caprara- Geymüller ist in der Karte fälschlicherweise zweimal angegeben. Einmal richtig auf der Nordseite der Wallnerstraße (Nr.8), jedoch falsch auf der Südseite der Wallnerstraße.
Das Gebäude in dem sich das alte Cafe Herrenhof befand wurde nicht abgerissen, die Fassade steht immer noch. (Hotel Steigenberger) (nicht signierter Beitrag von 92.75.21.103 (Diskussion) 10:02, 11. Okt. 2011 (CEST))
Eröffnung des Café Herrenhof
[Quelltext bearbeiten]Eine Frage treibt mich schon länger um: Wann genau wurde das Café Herrenhof eigentlich eröffnet?
Die Rede ist ja immer von 1918 - das Herrenhof hätte heuer also seinen hundertsten Geburtstage feiern können, so es ihn denn erlebt hätte.
Aber ein genaues Eröffnungsdatum kann ich nirgends finden!
Eigentlich berufen sich sich alle Angaben diesbezüglich immer wieder (direkt oder auf Umwegen) auf folgende zwei Zitate von Torberg und Kuh:
"Denn das Café Herrenhof, Wiens letztes Literatencafé, trat erst im Jahre 1918 ins Leben, ungefähr gleichzeitig mit der Republik Österreich." (Friedrich Torberg)
Und:
"Zwei Tage später saß alles, was politisch und erotisch revolutionär gesinnt war, drüben im neuen Café – die Mumien blieben im alten." (Anton Kuh)
Worauf genau bezieht Kuh sich in dem Artikel "Central" und "Herrenhof" (aus dem der obige Ausschnitt stammt)?
Unmittelbar vorher schreibt er:
"Im Jahre 1918, gerade zur Zeit, als in der schmalen, adeligen
Wiener Herrengasse, an den Toren des Ständehauses, das Jahrtausendreich der Habsburger von ein paar schimpfenden, lachenden,„Hoch" und „Nieder!" rufenden, unter dem Namen „Deutschösterreich" sofort
neue Geschichtskraft erweisenden Gruppen abgelöst wurde, trat
eine Sezession im Wiener Geistesleben ein, die zufällig dieselbe
Gasse zum Schauplatz hatte.
Bis dahin war weit und breit ein einziges Literaturcafe vorhanden: das „Central".
Bibiana Amon [...] stand auf der obersten der drei Eingangsstufen, blickte zum Gewühl beim Landhaus,
sah ihren Geliebten [= Anton Kuh, Anm.] mitten drin und rief: „Gib acht, Anton! Die Revolution!" Die hinter ihr versteckten, neugierig aus den Spielzimmern gekrochenen Mumien stoben zurück. Sie aber muß sich damals mit ihrem Blick zu weit, nämlich zum Neubau gleich an der Ecke links vorgewagt und das neueröffnete Cafe „Herrenhof" gesichtet haben."
Der Artikel wurde 1926 veröffentlicht - also schon mit einigem Abstand. Die Frage ist: ist die Formulierung "zwei Tage später" wörtlich zu verstehen, oder durch den zeitlichen Abstand doch nicht mehr so genau erinnert?
Wenn es um den Tag der Republikausrufung geht (12. November 1918), müßte das Herrenhof also spätestens am 14. November geöffnet gewesen sein - wobei Kuh ja schreibt, Bibiana Amon hätte an diesem Tag schon das neueröffnete Café sehen können; es muß damals also schon mindestens seit einem Tag (also seit dem 11. November) existiert haben.
Und was waren die "revolutionären" Ereignisse in der Herrengasse? Die Stürmung der Redaktion der "Neuen Freien Presse" (durch Egon Erwin Kisch und die "Rote Garde") kann es nicht gewesen sein, die Redaktion war ganz woanders, nämlich in der Fichtegasse.
[1]
Die Ausrufung der Republik selbst fand vor dem Parlament statt. An den Geschehnissen beim Parlament waren Kisch und die Rotgardisten zwar auch beteiligt gewesen, allerdings ist vom Landhaus in der Herrengasse hier keine Rede.
[2]
Was kann Bibiana Amon also von den Stufen des Café Central aus beobachtet haben?
Herrenhof-Stammgast Milan Dubrovic schreibt in seinem Erinnerungsbuch "Veruntreute Geschichte", die Ausrufung der Republik habe vom Balkon des Landhauses aus stattgefunden... Kann das sein? Wohl kaum - überall sonst wird gesagt, das wäre um ca. 15h von der Rampe des Parlaments aus gewesen.
Die Gründung der Nationalversammlung hatte allerdings schon ein paar Wochen vorher (21. - 31. Oktober) im Landhaus in der Herrengasse stattgefunden. Aber gab es dort auch am 12. November eine Art Aufruhr, wie ihn Kuh oben beschreibt - oder ist die Formulierung von den paar schimpfenden, lachenden,„Hoch" und „Nieder!" rufenden, unter dem Namen „Deutschösterreich" sofort neue Geschichtskraft erweisenden Gruppen eher metophorisch gemeint? Dann hätte die Herrenhof-Eröffnung vielleicht schon irgendwann in der zweiten Oktoberhälfte stattfinden können. Oder bringt Kuh hier einfach im zeitlichen Abstand von 8 Jahren schon einige Ereignisse durcheinander?
Und noch etwas ist merkwürdig:
Immer wieder ist zu lesen, der Architekt Stefan Fayans habe die Inneneinrichtung des "Herrenhof" gestaltet, und zwar schon 1914! In diesem Wiki-Artikel ist ja sogar ein Foto von 1914 verlinkt, das laut Bildunterschrift in der Quelle (Zeitschrift "Der Architekt", Ausgabe von 1919) das Café Herrenhof (1914), Eckpartie aus dem Damensalon zeigt.
Gibt es das Herrenhof also eigentlich schon seit 1914?? Oder: wurde es zwar 1914 gebaut, bzw. eingerichtet (das Gebäude stammt ja von 1913), konnte dann aber erst nach dem Krieg eröffnet werden? (Wäre also während der Zeit des Ersten Weltkriegs komplett eingerichtet 4 Jahre lang leergestanden?) Die Formulierung im Artikel ist jedenfalls äußerst unklar - "1914 erwarb Bela Waldmann das vom Architekten Stefan Fayans gestaltete Lokal". Ich nehme an, gemeint ist: Waldmann erwarb Räumlichkeiten im "Herrenhof"-Gebäude (von Architekt Siedek erbaut, an Stelle eines älteren, 1913 abgerissen Baues), in denen er durch den Architekten Fayans dann ein Kaffeehaus einrichten ließ.
Übrigens: In der Wien-Wiki ist das Gründungsjahr des Kaffeehauses mit 1914 angegeben!
[3]
Also: Gibts vielleicht irgendjemanden, der/die das genauer weiß? Irgendwelche Quellen, aus denen ein eindeutiges Eröffnungsdatum herauszulesen ist? Danke (auch fürs Lesen bis hierher)! --Seward (Diskussion) 12:50, 5. Mai 2018 (CEST)
- So - jetzt habe ich mir meine eigenen Fragen zum großen Teil selbst beantwortet... Ein auf den Tag genaues Eröffnungsdatum habe ich zwar nicht gefunden - aber es gibt keinen Zweifel, dass das Kaffeehaus in dem Jahr, als es von Waldmann gegründet wurde (also 1914), auch eröffnet wurde, denn es existieren genug Nachweise, daß es seitdem während der gesamten Kriegszeit (bis 1918) kontinuierlich in Betrieb war!
- In damaligen Zeitungen lassen sich immer wieder Erwähnungen des Cafés finden. Ein paar Beispiele:
- Béla Waldmann vom Café Herrenhof spendete 250 Kronen bei einer Spendenaktion zur Beschaffung von Prothesen für Kriegsinvalide ("Wiener Zeitung", 21. Jänner 2015, S. 6).
- Personal (z. B. Ablöserechner, Zuträger) wird gesucht (etwa "Neues Wiener Tagblatt", 11. August 1915, S. 24 / 28. Okt. 1916, S. 25).
- Diverse Kontaktanzeigen - im Sinne von: Herr hat Dame im Café Herrenhof kennengelernt und möchte sie wiedersehen (etwa "Neues Wiener Tagblatt", 10. Sept 1915, S. 28 / 12. Oktober 1915, S. 44).
- Kunstausstellung (der "Unabhängigen künstlerischen Gemeinschaft") im Kunstraum des Café Herrenhof - unter den ausstellenden KünstlerInnen etwa Emma Löwenstamm und Erwin Pendl ("Wiener Abendpost", 26. März 1917, S. 7).
- Am 24. März 1918 findet sich in der "Wiener Zeitung" (S. 5) der Hinweis (damals war Fleisch schon rationiert), dass sich unter den "Schankgewerbebetrieben", die "mit dem Rechte zum Bezuge von Extremfleisch ausgestattet" sind, auch "Waldmann Bella (!), Café Herrenhof und Restaurant, Herrengasse 10" befindet. (Hier wird das Kaffeehaus auch schon als Restaurant geführt!).
- Das "Neue 8-Uhr-Blatt" (als eine unter mehreren Zeitungen) berichtet am 14. September 1918 (also auch noch über einen Monat vor dem von Anton Kuh angegeben Eröffnungsdatum:
"(Herrenhof -Bar.) Der Bar-Raum des Café Herrenhof (Eingang auch Wallnerstraße) wird nach vollständiger Neueinrichtung heute abends 8 Uhr wieder eröffnet. Am Klavier konzertiert der bekannte Meisterpianist Hermann Leopoldi. Warme Küche."
- All diese angegeben Zeitungs-Zitate lassen sich über Anno auch online abrufen.
- Was die Stellung des Herrenhof als Literatencafé betrifft, beginnt das auch schon wesentlich früher als 1918, wie Anton Kuh behauptet. In ihrer Autobiographie "Und was für ein Leben" erzählt Gina Kaus, dass Franz Blei schon 1916 kurz nach seiner Ankunft in Wien (wo er als Sekretär von Gina Kaus' Adoptivvater Josef Kranz arbeiten sollte) im Café Herrenhof einen literarisch-künstlerischen Stammtisch etabliert habe, dem von Beginn an außer ihm und Kaus unter anderem auch noch Hermann Broch und Robert Musil angehört haben. Laut einer Biografie von Ea von Allesch ("Wenn aus Frauen Menschen werden" von Dr. Frauke Severit) gehörten auch Allesch, Albert Paris Gütersloh, Friedrich Eckstein und Alfred Polgar von Anfang an dazu, Broch sei erst 1917 dazu gestoßen. Teilweise habe man sich damals mittags im Café Central getroffen und sei dann abends ins "Herrenhof" übersiedelt.
- All das sind meines Erachtens genügend schlüssige Argumente, um das Eröffnungsjahr des "Café Herrenhof" im Wki-Artikel auf 1914 zu korrigieren.--Seward (Diskussion) 14:02, 17. Okt. 2018 (CEST)
Béla Waldmann
[Quelltext bearbeiten]Über den Besitzer ist wenig bekannt - aber einige Infos ergeben doch ein Bild.
Die Frage ist, ob dieser Béla Albert Waldmann [4] (1870 bis 1956, Bildhauer, geboren in Pezinok / Slowakei) mit dem Besitzer des Herrenhof identisch ist. Dafür spricht, dass hier [5] ersichtlich ist, dass der Schwager von Waldmann (der Bruder seiner Frau Malvine) den Namen Markus Klug trägt - gemeinsam mit Markus Klug hat Bela Waldmann das Café Herrenhof gegründet und geführt - siehe etwa hier [6] oder hier [7]. Aus letzter Quelle geht auch hervor, dass der Enkel von Waldmann den Namen Stefan Popper trägt - Waldmanns Tochter Margarethe [8] hat einen Franz Ferdinand Popper geheiratet. (Allerdings ist in der Quelle kein Sohn namens Stefan, sondern nur eine Tochter namens Elisabeth aufgelistet.) Laut [9] konnte Bela Waldmann über Zypern vor den Nazis fliehen - das würde mit den Lebensdaten (+ 1956) zusammenpassen. Während Klug im Holocaust umkam (sein Sterbedatum ist nicht bekannt.)
Aufgrund dieser Indizien habe ich mir erlaubt, im Artikel über das Café Herrenhof die Lebensdaten von Béla Waldmann mit 1870 bis 1956 anzugeben und seinen Kompagnon Markus Klug als seinen Schwager zu identifizieren. --Seward (Diskussion) 16:10, 17. Okt. 2018 (CEST)
- Ich wurde eben drauf hingewiesen, dass die geni.com-Links nicht als zuverlässige Quellen gelten, drum hab ich die Lebensdaten von Waldmann wieder aus dem Artikel entfernt. Trotzdem denke ich, es wär interessant, da weiterzuforschen... Vielleicht hat jemand noch andere Hinweise?--Seward (Diskussion) 16:21, 17. Okt. 2018 (CEST)