Diskussion:Defensive Architektur
Lemma völlig unklar
[Quelltext bearbeiten]Ich habe mich nur einen Nachmittag lang mit diesem hochspannenden Thema beschäftigt, aber in keinem Namensraum historische Angaben zu den jeweiligen Lemmata gefunden. Im Englischen ist es "abweisende Architektur" (bislang wurde "hostile architecture" hier ungelenk als "feindliche Architektur" übersetzt, aber das scheint nicht treffend; offensichtlich ist das ein Kritikerbegriff, kein neutraler Terminus), im Schwedischen (sehr quellenreich, aber auch ohne Wortgeschichte) "exklusives Design". In den deutschen Quellen, die ich überfliegen konnte, gibt es keinen Begriff, der nicht so klingt, als sei er vom hier verwendeten Lemma "Defensive Architektur" mehr oder weniger übernommen. Zunächst einmal wäre aber die Frage zu klären: Wie nennt die Stadtplanung die Maßnahmen selbst? Was steht in Dokumenten von Behörden, in Anfragen an Parlamente etc.? Dann wäre die Frage zu entscheiden, ob "Architektur" oder "Design".--ChickSR (Diskussion) 18:59, 30. Mai 2021 (CEST)
- Hallo ChickSR, danke, dass Du Dich dem Thema so intensiv widmest. Ich kann da leider im Moment nichts beitrage, auch was die Quellenlage anbelangt. Andek (Diskussion) 20:38, 30. Mai 2021 (CEST)
- Das Phänomen in Bezug auf Obdachlose nehme ich etwa seit den 2010ern, in Bezug auf Skater seit etwa der 2000er sowie in Bezug auf Drogenabhängige (blaues Licht) seit Mitte der 1990er wahr. Die Begrifflichkeiten sind in der "Fachwelt" diffus, da Stadtplanung ein interdisziplinäres Feld ist und es bei der Wahl der Termini imho um die "Haltung" der jeweiligen Sprecher geht.
Die Soziologen unter uns verwenden eher kritisch konnotierte Lemma ("hostile Architecture" etc.), da öffentlicher Raum allen gehört und die Ursache nicht bekämpft wird.
Die Grenzen von Privat + öffentlich verschwimmen oftmals (Das Haltestellenhäuschen oder die U-Bahn Station gehört dem ÖPNV-Unternehmen, ist also ein privater Rechtsraum). Zu nennen sei in diesem Zusammenhang auch der 24/7- SB-Bereich von Banken, deren Türen inzwischen fast überall mit Kartenlesegerärten ausgestattet sind, damit Obdachlose nachts keinen Zugang erhalten. Die Innenstädte werden dadurch zur "Gated Community" oder "Einkaufszentrum mit AGB".
Diejenigen, die aus Gründen solche Installationen anbringen lassen, planen oder herstellen, werden wohl eher positiv besetzte Begriffe verwenden.
Ich persönlich finde auch schon den Begriff "Architektur" oder "Design" in diesem Zusammenhang kritisch. Es dürfte heute wohl keinen Stadtplaner, Architekten oder Landschaftsarchitekten geben, der vorneweg freiwillig solche Installationen in seine Planung einbindet. Es sind stets Bauherrenwünsche, die hier geltend gemacht werden. Wir sind höchstens sensibilisiert in Bezug auf die Vermeidung von Angsträumen. Imho sind das Anglizismen, die die sich dann 1. auf den Planer und 2. auf den Hersteller beziehen und eher aus dem Kreis der Hersteller herrühren. Ich kenne übrigens auch kein ÖPNV-Betreiber in D, der öffentlich mit solchen Maßnahmen "wirbt"; die machen das einfach.
Einen "neutralen" Begriff kenne ich nicht, da die Thematik auch oft nur einseitig mit der jeweiligen Brille der Haltung betrachtet wird. Ein Hersteller wird stets positive Termini verwenden, der Kritiker solcher Maßnahmen stets negative. Von daher ist die Aufzählung der unterschiedlichen Begriffe insgesamt korrekt, es würde höchstens eine Erläuterung fehlen, wie die Termini verwendet werden.
Ich werde mich aber auch nochmal intensiver mit der Thematik beschäftigen und ein paar Kollegen konsultieren. Möglicherweise findet sich auch etwas in der Fachliteratur ("Rückeroberung des öffentlichen Raums"....) aber wahrscheinlich auch dort eher kritische Begriffe zu erwarten. Mir wäre übrigens neu, dass sich die Kommunalpolitik mit solchen Themen im öffentlichen Gremium auseinandersetzt und eindeutige, neutrale Fachtermini verwendet. --Mimar 2.206.99.166 04:52, 3. Dez. 2021 (CET)
- Vielen Dank, liebe IP, für diese Bemerkungen – sie belegen, dass es bisher keinen etablierten neutralen Begriff gibt, was die Sache zu einem enzyklopädisch sehr spannenden, aber auch TF-anfälligen Thema macht. --ChickSR (Diskussion) 22:58, 23. Jan. 2022 (CET)
Norwich
[Quelltext bearbeiten]Mighty Antar, hast du eine Quelle, die deine These stützt? Ich sehe gerade diesen Artikel. Aber eine Quelle, aus der hervorgeht, dass es sich um eine Art Hoax handelt (wenn es so sein sollte), wäre besser.--ChickSR (Diskussion) 18:55, 19. Aug. 2021 (CEST)
- Ich denke, es ist eher ein Fehler als ein Scherz. Im Englischen heißt es Water table (architercture), ich weiß nicht was, wenn es im Deutschen einen archetektonischen Begriff gibt. Es gibt ein ähnliches Element auf dem Commons-Foto der Pfarrkirche St. Maria der Jungfrau, Primrose Hill, London. Die Tatsache, dass in diesem Fall die Spitze ungefähr 3M hoch ist, sollte meinen Standpunkt demonstrieren.Mighty Antar (Diskussion) 19:27, 19. Aug. 2021 (CEST)
- Klingt alles plausibel, aber eine Quelle, die diese Fehlinterpretation als solche kennzeichnet, wäre besser. Die Information habe ich übrigens aus der englischsprachigen Wikipedia, wo es ein eigenes Lemma zum fraglichen Phänomen en gibt. Könnte mir vorstellen, dass der Artikel gelöscht wird. Danke für den Hinweis!--ChickSR (Diskussion) 20:27, 19. Aug. 2021 (CEST)
Abwehr von Skateboardfahrern
[Quelltext bearbeiten]Vielleicht ist für den Artikel auch das Folgende interessant: In den USA sieht man an vielen Treppen und anderen architektonischen Elementen im öffentlichen Raum störende Elemente, die verhindern sollen, dass Skateboardfahrer und andere Straßensportler sie für ihre akrobatischen Übungen verwenden. --Stilfehler (Diskussion) 21:24, 23. Aug. 2021 (CEST)
Euphemistisches Lemma
[Quelltext bearbeiten]Ich habe gerade gesehen, dass es alternative Ausdrücke für diese Architektur gibt und ich glaube, dass hier mit Begriffen gezielt manipuliert wird. Natürlich nicht bei Wikipedia, aber von denen, die sich solche Begriffe ausdenken. Ich bin deshalb der Ansicht, dass man von mehreren möglichen Begriffen nicht den wählen sollte, den Architekten mit einem Interessenkonflikt im Markt etablieren, sondern den, der neutral ist und nicht obendrauf noch seine Opfer verhöhnt. --H7 („Darum auf zu den Tasten!“ …) 14:29, 23. Okt. 2022 (CEST)
- @H7, ich würde es nicht euphemistisch nennen. Alleine die Bezeichnung dieser Architektur hinsichtlich ihres Zwecks ist ja negativ. Der Begriff "defensive Architektur" wird fast nur kritisch verwendet. Wenn ein Möbelstück vom Stadtmarketing anders bezeichnet wird, kann es sich technisch auch um defensive Architektur handeln, nur dass es niemand sagt, Beispiel Happy to Chat Bench [1]. Wie die Anbieter ihre Produkte selbst nennen, erfährt man aus den Quellen nicht. Im englischen Namensraum tendiert man zur Ansicht, dass "defensiv" der neutralste Begriff ist: [2]. Ich tendiere zur Ansicht, dass es keinen neutralen Begriff gibt (ähnlich wie z.B. Lobbyismus). --ChickSR (Diskussion) 00:12, 3. Jan. 2023 (CET)
Gibt es auch das Gegenteil?
[Quelltext bearbeiten]...also sowas wie eine "Inklusive Architektur"? Öffentlicher Raum, der absichtlich so gestaltet ist, dass z.B. Obdachlose dort besonders gut übernachten können? --217.254.182.157 04:54, 14. Dez. 2022 (CET)
- Ja, sowas nennt man dann landläufig "Obdachlosenasyl" ;) Nee, ich weiß schon was du meinst. Zum Vergleich: Es gibt auch den Begriff Matrixdrucker aber es gab nie einen Grund, "Non-Matrixdrucker" als solche zu bezeichnen. Das hat historische Gründe, wie man dort lesen kann. Ich vermute mal, dass es hier ähnlich ist. Obdachlose passen sich unter normalen Umständen an das an, was sie vorfinden, ohne dass es "inklusiv" ist, deshalb gibt es nur "Exklusives", das Inklusive wurde also nie so benannt. Soweit meine Meinung. --H7 („Darum auf zu den Tasten!“ …) 13:06, 14. Dez. 2022 (CET)
Defensive Architektur
[Quelltext bearbeiten]Zur defensiven Architektur, die ich auch als asoziale Architektur bezeichnen würde, zählen m. E. auch Papierkörbe mit Deckel. Sie verhindern zwar das Herausziehen von Müll durch Raben oder Elstern, aber erschweren auch das Herausholen von Pfandpflaschen und Pfanddosen.
Besonders beliebt sind asoziale Bänke und Mülleimer bei Bahnhöfen.
Eine Steigerung sind Mülleimer mit unterirdischem Container. Hier verschwinden Flaschen und Dosen unerreichbar in einem Loch.
Das positive Gegenteil sind Papierkörbe mit Pfandringen.