Diskussion:Endorf
KZ-Häftlinge
[Quelltext bearbeiten]Moin,
auf Benutzer Diskussion:Achim Jäger ist ein Eintrag bzgl. die 14 KZ-Häftlinge die angeblich in Endorf begraben wurden. Ich kopier das mal hierher; Zusammenfassung: falsches Dorf: Papppfaffe 09:29, 23. Okt. 2009 (CEST)
Hallo, Herr Jäger, ich hoffe, dass ich Sie auf diese Weise erreiche.
Ich fand auf der Seite "Endorf" einen Eintrag von Ihnen, wonach auf dem Ortsfriedhof von Endorf im Sauerland die Grabsteine von 14 KZ-Häftlingen zu finden seien, die im April 1945 bei einem Todesmarsch aus dem KZ Langenstein-Zwieberge ermordet wurden.
Dieser Eintrag entspricht nicht den Tatsachen, ich möchte ihn aber nicht einfach löschen, sondern die Angelegenheit vorher mit Ihnen kurz besprechen.
Der Todesmarsch soll am 9. April 1945 begonnen haben und über Quedlinburg nach Wittenberg geführt haben. Das ist aber exakt die entgegengesetzte Richtung zu Endorf _im Sauerland_. Ein Marsch, der an Endorf _im Sauerland_ (ca. 250 km von Langenstein entfernt) vorbeiführen würde, wäre auch sinnlos gewesen, da das Sauerland und das Ruhrgebiet bereits seit dem 1. April 1945 von alliierten Truppen eingeschlossen waren, vgl. Eintrag "Ruhrkessel" in der Wikipedia. In den Tagen vom 12. bis 15. April wurde dabei das Sauerland besetzt. In der kurzen Zeit vom 9. bis zum 12. April hätten die entkräfteten Häftlinge die Endorfer Gegend niemals erreichen können, zumal sie den Kessel hätten durchbrechen müssen (was natürlich unsinnig wäre).
Ich vermute deshalb, daß Ihnen eine Verwechslung unterlaufen ist, und zwar mit dem Ort Endorf südöstlich von Emsleben und östlich von Falkenstein/Harz - der läge auch auf dem Wege des Todesmarsches. (Es gibt acht oder neun "Endorf" im deutschsprachigen Raum, die beiden größten sind Endorf am Chiemsee (seit ca. 30 Jahren "Bad Endorf") und Endorf im Sauerland, heute ein Stadtteil von Sundern (dem Herkunftsort von Franz Müntefering und des ehemaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke).
Dazu kommt, dass ich wissen müsste, wenn auf dem Endorfer Friedhof KZ-Häftlinge lägen - ich lebe dort zwar nicht mehr, bin aber öfter dort. Auf dem Friedhof gab es bis in die 60er Jahre Gräber von 7 oder 8 Soldaten, die während der oben erwähnten Einkesselung des Ruhrgebiets gefallen sind. Die Angehörigen haben die meisten dieser Soldaten in den 50ern/60ern in ihre Heimatorte umbetten lassen, die restlichen Gräber wurden irgendwann aufgehoben.
Bitte prüfen Sie doch noch einmal Ihre Quellen; ich denke, sie werden meine Darstellung bestätigen. Sie können mich auch gern unter wissenschafts-journalist@gmx.net kontaktieren, um eventuelle Unklarheiten auszuräumen.
Wenn ich nichts von Ihnen höre, werde ich Ihren Eintrag in einigen Wochen löschen - ich habe ohnehin vor, den Endorf-Eintrag (und den übergeordneten zu "Sundern") in der nächsten Zeit gründlich zu überarbeiten.
MfG Hubert J. Gieß
P.S. Endorf _im Sauerland_ trug übrigens zu Nazizeiten den Spitznamen "Neindorf". Anlass dazu war die Abstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, den Hitler mit einem Junktim für sich verbunden hatte (den damaligen Abstimmungszettel finden sie z. B. unter http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Stimmzettel-Anschluss.jpg&filetimestamp=20081121204636). In Endorf hatte eine ungewöhnlich hohe Zahl der Bürger mit "nein" gestimmt, und dabei ging es den Menschen sicher nicht um Österreich. Am folgenden Tag kamen auswärtige SA-Trupps, die den Ortseingangsschildern ein N und ein i einfügten ("N"E"i"ndorf) und, Drohungen ausstoßend, durch das Dorf marschierten. Schon bei den letzten noch halbwegs freien Wahlen im Januar und März 1933 war die NSDAP nur auf 8 Prozent gekommen; im damaligen Kreis Arnsberg (jetzt Teil des Hochsauerlandkreises)lagen die Nazis bei 12 oder 13 Prozent. Aber natürlich hat es auch in Endorf hartgesottene Nazis gegeben - und glauben Sie mir, deren Namen kenne ich alle aus Gesprächen mit meinen Eltern und aus Erzählungen älterer Leute.