Diskussion:Engelbert Wittich
Bitte um etwas Geduld, wird ausgebaut! Gruss -- Fäberer 15.12.2005 18:08
Hallo Fäberer! --Hartmut Riehm 16:03, 22. Dez 2005 (CET)
Dörreswang-Mühlacker
[Quelltext bearbeiten]Im württembergischen Mühlacker gibt es offensichtlich kein Dörreswang aber ein Dürrmenz. Kenne mich in der Gegend dort nicht so aus. Könnte das gemeint sein? --Hartmut Riehm 16:03, 22. Dez 2005 (CET) Zitat aus brawo sinto: 1911 wird vom Schultheissenamt Dörreswang-Mühlacker ein Strafzeugnis ... in Lützenhardt angefordert. Ich kenn mich in der Gegend noch weniger aus. Und da Deutschland in den fast hundert Jahren seit 1911 mehrmals politisch umgebaut wurde, wird die Sache auch nicht einfacher. Gruss vom --Fäberer 23.12.2005 09:52
Sinto
[Quelltext bearbeiten]Engelbert Wittich hat zwar Wörter aus der jenischen Sprache gesammelt und ein jenisches Wörterbuch geschrieben, aber wenn man sein Werk "Blicke in das Leben der Zigeuner. Von einem Zigeuner (E. Wittich)" liest, dann geht ganz klar daraus - und auch aus seinem Werk über die jenische Sprache - hervor, dass er kein Jenischer war und sich auch nicht so verstanden hat, dass er die Begriffe "Zigeuner" und "deutscher Zigeuner" und "seine Leute" nicht als Überbegriff über Jenische und Sinti verstand, sondern sich als Sinto outet. Insofern (Quellen, Selbstzeugnis) ist dies im Artikel umzuändern.
In "Blicke in das Leben der Zigeuner. Von einem Zigeuner (E. Wittich)" schreibt er beispielsweise, er sei "selbst ein Zigeuner" (S. 5), weitere Stellen, in denen er sich hier klar äußert: "ein naher Verwandter von mir" (S. 11) "unser derzeitiger Hauptmann" (S. 11) "meine Schwiegereltern" (S. 16) "Ich selbst und der größte Teil der Zigeuner bedauern..." (S. 18) "eine mir nahe verwandte Zigeunerin..." (S. 19)
In dem anderen Werk: "Die jenische Sprache" schreibt L. Günther über Wittich, "dem ja die Zigeunersprache ganz geläufig ist..." (S. 18), und meint hierbei nicht die jenische Sprache, Wittich schreibt über sich selbst: die jenische Sprache habe "er unter den 'fahrenden Leuten' kennen gelernt" (S. 22) er unterscheidet genau die jenische Sprache und die "Zigeunersprache", so z.B. auf S. 29. Auch der Nachname "Wittich" spricht nicht dagegen, vgl. "Sophie Wittich: "Aber man kann des gar net so sagen, wie's wirklich war..." (1993, 30 Min.) Die Sintezza Sophie Wittich berichtet über ihre Haft in Auschwitz und Ravensbrück und ihre Zwangssterilisation in Ravensbrück.", in: [1]--Werner, Deutschland (Diskussion) 23:26, 26. Feb. 2013 (CET)
- OK, Günther schreibt, dass Wittich "die Zigeunersprache ganz geläufig ist". Doch macht ihn das zum Sinto? Er war unzweifelhaft mit einer Sintezza verheiratet und eine Sprache kann man auch erlernen, schon im Kindesalter, ohne dass es die Muttersprache ist und ohne dass man deshalb zwangsläufig zu dieser Gruppe gehört. Zweifellos am besten recherchiert ist das Leben Wittichs durch Joachim S. Hohmann, dokumentiert ua. im Buch "brawo sinto!" (Fischer TB 1984) wo schon im Vorwort (S. 11) unzweifelhaft steht: "Der Hauptteil von "brawo sinto" stammt von Engelbert Wittich (1878-1937), einem Jenischen, der mit einer Zigeunerin verheiratet war..." 1984 wurden das Buch und insbesondere auch Wittich selbst aus dem Kreis des Zentralrats deutscher Sinti und Roma so massiv angegriffen, dass der Verlag kapitulierte und das Buch einstampfte... Andererseits ist in "brawo sinto! Auf den Spuren eines geächteten Buches" (Litblockin-Verlag 1986) nachzulesen, dass Hohmann nicht nur Wittichs Nachlass im Literatur-Archiv Marburg sondern auch den in Familienbesitz befindlichen Nachlass für seine Arbeit benutzen konnte. Der Darstellung Hohmanns, dass Wittich selbst ein Jenischer war, wurde offenbar von Seiten seiner Familie bis heute nicht widersprochen.
- Die Benutzung des Wortes "Zigeuner" auch in seinem historischen Kontext zeigt in diesem Fall einmal mehr auf, wie schwierig es für Aussenstehende ist, die heutzutage zu Recht eingeforderte korrekte Eigendefinition der Personen (als heutiger Sinto oder Jenischer wollen die meisten (allerdings nicht alle!) auch so bezeichnet werden und nicht als "Zigeuner") retrospektiv richtig anzuwenden. Ausser den Änderungen und dem Beitrag hier von Benutzer:Werner, Deutschland ist allerdings weit und breit niemand zu finden, der Engelbert Wittich zu einem Sinto machen möchte. --Fäberer (Diskussion) 14:43, 7. Mär. 2013 (CET)
- Ach ja, ein kleines Selbstzitat von Wittich noch gefällig? "Bemerkt sei noch, dass der Verfasser unter dem fahrenden Volk geboren und aufgezogen wurde. Durch seine Heirat kam er in nahe verwandtschaftliche Beziehungen zu den Zigeunern und ist daher auf das genaueste über Leben, Sitten und Gebräuche der Zigeuner unterrichtet. Ich schreibe aus eigener Anschauung, nicht vom Hörensagen..." ("Blicke in das Leben der Zigeuner", Advent Verlag, 1927, 2. Auflage) --Fäberer (Diskussion) 15:04, 7. Mär. 2013 (CET)
Dass das genannte Buch Wittichs höchst problematisch ist, massiv Vorurteile befördert, gegen Sprachtabus verstößt, dass der Begriff "Zigeuner" höchst problematisch ist, dieser Begriff auch retrospektiv unscharf ist, er von den meisten Sinti aus guten Gründen als Eigenbezeichnung und umso mehr als Fremdbezeichnung massiv abgelehnt wird, vieles sich in Wittichs Buch - insbesondere auch nach dem Porrajmos und der NS-Terminologie - fürchterlich liest, da sind wir doch beieinander, das ist hier doch nicht die Frage. Völlig klar, dass er es möglicherweise "gut gemeint" haben mag, aber gut gemeint ist bekanntlich nicht gut getan. - Es geht mir hier aber um die historisch-kritische Analyse der beiden literarischen Werke! Und da ist es nicht so eindeutig, wie Du das hier hinstellst. Es wird in dem Werk "Jenische Sprache" von 1915 doch sehr genau zwischen der jenischen Sprache und Sintitikes unterschieden. So schreibt Engelbert Wittich selber in "Allgemeine Bemerkungen über die jenische Sprache" (http://www.sifaz.org/Engelbert_Wittich_jenische_Sprache.pdf)auf Seite 24, also auch ein Selbstzitat vom Juni 1914: "Beinahe selbstverständlich erscheint es, dass sich die jenische Sprache auch durch zigeunerische Wörter bereichert hat, während umgekehrt die Zigeunersprache - die ja eine richtige grammatikalische Sprache und als solche nicht mit der jenischen zu vergleichen ist - aus dieser keine Anleihen gemacht hat..." (usw.): Wittich unterscheidet in seiner (natürlich damaligen) Terminologie trennscharf zwischen jenisch und "Zigeunersprache" bzw. "zigeunerische Wörter", hier im Sinne von Sintitikes.
In dem 1911 herausgegebenen Buch "Blicke in das Leben der Zigeuner. Von einem Zigeuner (E. Wittich)" thematisiert er doch nicht Jenische, sondern Sinti (die er dort "Zigeuner" nennt), sämtliche Sprachbeispiele dort sind doch auch nicht der jenischen Sprache entnommen, sondern fast ausschließlich der Sprache der Sinti. Wittich verwendet "zigeunerische Sprache" doch synonym mit Sintitikes, und in seinen Büchern bezeichnet er Sinti als "Zigeuner" und nicht diejenigen, die die jenische Sprache verwenden. Und in diesem Zusammenhang schreibt er in diesem Buch: ""Bemerken möchte ich noch, daß dies selbst ein Zigeuner schreibt,..." (und hiermit meint er sich). Aus diesem Buch: "Fromm war in ihrer Art auch meine Schwiegermutter. Obwohl sie gar keine Schule besucht hatte, von einem Kirchenbesuch vollends gar keine Rede war, keine Ahnung von Lesen und Schreiben hatte, betete sie doch jeden Abend und Morgen mit ihren Kindern ein altes Gebet in unserer Sprache.
Es lautet:
Me baschau..." (usw.), es folgt als Beispiel - wie Wittich schreibt - "unserer Sprache" (also auch seiner Sprache) doch auch hier kein jenisches Sprachbeispiel, sondern ein Gebet in Sintitikes).
Auf S. 21 schreibt Wittich selbst: "Wir deutschen Zigeuner haben daher nur einen Hauptmann*), welcher gewählt wird". Wie erklärst Du Dir solche eindeutigen Formulierungen?
Dazu schreibt Urban 1911: "Nur selten ist es bisher gelungen, einen richtigen Einblick in das Leben und Treiben, Denken und Empfinden des Zigeunervolkes zu gewinnen. Die mangelnde Kenntnis der Romani-(Zigeuner-)Sprache, die aus manchen Ursachen erklärliche Abneigung des Sinto (Zigeuner), die Gadsche (Nichtzigeuner) in sein inneres Leben blicken zu lassen, und die schwere Erreichbarkeit der Zigeuner überhaupt, hüllen das Zigeunertum bis heute in ein fast völliges Dunkel. Es ist daher ein erfreuliches Ereignis, daß ein Zigeuner selbst sich entschlossen hat, das Dunkel zu lichten und ein wahrheitsgetreues Bild seines Volkes zu geben. Seine braunen Volksgenossen sind darüber mißvergnügt; aber mit Unrecht. Der Verfasser täuscht sich gewiß nicht, wenn er hofft, daß durch seine Darstellung die Zigeuner in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als wie man sie bisher anzusehen gewohnt war. Man kann geradezu sagen, daß uns die schlechten oder wenigstens unangenehmen Eigenschaften der Zigeuner nur deshalb am meisten auffallen, weil sie die Außenseite bilden. Beim näheren Kennenlernen bieten die Sinte aber soviel Anziehendes, Liebenswürdiges, geheimnisvoll Interessantes, daß der Forscher oder der Zigeunerfreund (Romano Rai) sogar Gefahr läuft, die schwarzen Seiten des Zigeunerlebens ganz zu übersehen.
Jedenfalls ist zu hoffen, daß das vorliegende Büchlein dazu beitragen wird, manche falsche Vorstellung zu beseitigen, und die Abneigung gegen die Zigeuner in Interesse, Sympathie und liebevolle Hilfe umzuwandeln.
R. Urban."
Auch hier ist mancher Zungenschlag selbstverständlich abzulehnen und übel (wie "seine braune Volksgenossen", eine Wendung, die die Sinti - und Wittich ! - verräterisch außerhalb einer - wohl als "deutsch" gemeinten - "Volksgemeinschaft" schon Jahrzehnte vor der NS-Zeit stellt), aber auch hier nennt Urban doch "Zigeuner" als synonym mit "Sinte" im Gegensatz zu den Gadsche und zu denen, die jenische Wörter verwenden und bezeichnet Wittich als "ein Zigeuner selbst". Schlagkräftiger sind aber die genannten Beispiele von Selbstzeugnissen und Sprachgepflogenheiten und Abgrenzungen, die Wittich selber in beiden Werken durchgängig verwendet. Dies gilt es zu bedenken, wenn man die beiden genannten Werke von 1911 und 1915 analysiert, die von Dir zitierte Auflage von 1927 liegt mir leider nicht vor, das von Dir genannte Zitat daraus widerspräche diametral dem gesamten Kontext der früheren Werke! Wie Wittich ist auch der Nachname Pfaus, der Mädchenname der Mutter Engelbert Wittichs, ein Nachname, der sich damals unter Sinti findet, auch belegt durch Sinti-Todesopfer in Auschwitz. PS.: Hast Du das geschrieben oder ist es nur Namensidentität: [2]? --Werner, Deutschland (Diskussion) 21:46, 31. Mär. 2013 (CEST)
- Als Kompromiss habe ich diesen Satz formuliert: "Engelbert Wittich (* 18. April 1878 in Lützenhardt; † 4. März 1937 in Stuttgart-Bad Cannstatt) war ein Schriftsteller in Deutschland, der hauptsächlich zu den Themen jenische Sprache und Sinti publizierte."--Werner, Deutschland (Diskussion) 16:39, 3. Apr. 2013 (CEST)
Sinto oder Jenischer (oder beides)?
[Quelltext bearbeiten]Wenn, wie es aussieht, die Mutter von Engelbert Wittich Sintizza war und der Vater Jenischer, so mag sich Wittich in Kommunikation mit der nichtzigeunerischen Umwelt als Zigeuner bezeichnet haben, auch wenn er nach der traditionellen Ansicht der Sinti nicht von "Vatershand" als "richtiger" Sinto anerkannt worden sein mag. Gleichzeitig mag er sich in anderem Zusammenhang als Jenischer präsentiert haben. Nebenbei bemerkt: heutzutage stellen verschiedene Zeitgenossen fest, daß z.B. der Großvater Sinto war und sehen sich dann plötzlich selbst als Sinto/ Sintizza an, gerieren sich u.U. sogar in Internetforen als "150 %ige" Sinti.