Diskussion:Erich Mäder
Erwiderung von Fritz Tarnow auf den Antrag Nr. 10 von Erich Mäder [1]
Zitat aus dem Protokoll vom Parteitag der SPD im Juni 1931 in Leipzig, Referat Tarnow Schlußwort, S. 85:
„Der Genosse Mäder hat gemeint, man müsse das Wirtschaftsproblem von einer anderen Seite anfassen; er sieht die eigentlichen Krisenursachen im Währungssystem. Den Vorwurf, daß ich darüber nichts gesagt hätte, muß ich als berechtigt anerkennen, und ich kann zu meiner Entschuldigung nur anführen, daß ich vor diesen Währungsgeschichten einen Heidenrespekt habe. Soviel habe ich mich damit aber auch schon beschäftigt, um zu wissen, daß man sich darüber ein urteil nur bilden kann, wenn man die Geschichte der Währungen und die verschiedenen Theorien einigermaßen vollständig beherrscht. Ich habe aber nicht den Eindruck, daß die Genossen von Schmölln (d.i. der Ortsverband von Erich Mäder), die hinter dem Antrag Nummer 10 stehen, wirklich die großzügige Übersicht über das ganze Problem haben.
Die Delegierten werden sich ja über diesen Antrag etwas gewundert haben, er verlangt von uns gegen den „unwirtschaftlichen Preisabbau“ energischen Protest einzulegen. Das ist nun nicht ganz so unsinnig, wie es zunächst scheint, nämlich dann, wenn man die Währungsidee berücksichtigt, die dahintersteht. Sie geht davon aus, daß alle Preisveränderungen in Wirklichkeit nur eine Veränderung des Goldwertes sei, und daß es besser wäre, nicht mehr die Warenpreise vom Gold abhängig sein zu lassen, sondern umgekehrt. Es wird also verlangt, daß die Währung statt durch Gold durch einen stabilisierten Warenpreis bestimmt wird. Der Gedanke stammt aus von Amerika und wird auch in einigen anderen Ländern diskutiert, ich habe aber nicht den Eindruck, daß er sehr ernst genommen wird. Gewiß lässt sich darüber diskutieren, aber auf einem Parteitage können wir eine Abstimmung darüber nicht vornehmen.
Ich kann mir auch nicht denken, daß mit solch einem kleinen technischen Dreh im Mechanismus des kapitalistischen Systems so einfach die Krise beseitigt werden könnte. Wenn das richtig wäre, würde Karl Marx ja Unrecht gehabt haben, weil er ganz andere Erscheinungen in der kapitalistischen Wirtschaft verantwortlich machte als diejenigen, die aus einer falschen Währung stammen können. Ich kann mir auch nicht denken, daß die ungeheuren Produktionssteigerungen in den Agrar- und Rohstoffländern etwas damit zu tun haben können, daß in Südafrika oder sonst wo mehr oder weniger Gold gefördert wird. Deshalb bis ich auf diese Währungsidee nicht eingegangen und möchte auch die Genossen, die sich damit beschäftigen, ernsthaft bitten, sie meinetwegen als theoretisches Privatstudium weiter zu betreiben, aber unsere Parteiorganisation und Mitgliederversammlungen damit nicht zu belästigen, weil hier im allgemeinen doch die Voraussetzungen für eine solche Diskussion fehlen.“