Diskussion:Geschichte des orientalischen Tanzes
Lemma?
[Quelltext bearbeiten]Der Artikel ist sehr interessant und informativ, aber bei der Geschichte des orientalischen Tanzes würde ich auch die Geschichte des Tanzes im Orient (vor allem in Ägypten 20 Jh.) erwarten.--Maya 19:05, 22. Mai 2006 (CEST)
Hallo Maya, deine Erwartung in allen Ehren, aber die komplette Geschichte aufzuschreiben ist einfach viel zu viel und die Entwicklung des heutigen Stils ist im Hauptartikel schon enthalten (und wird leider nicht weiter ausgebaut, mir selbst fehlt dazu das Wissen). Auch müsste man die Entwicklung in die verschiedenen Länder einteilen und denk dran, über die Geschichte ist kaum etwas schriftlich erhalten. Was soll man also schreiben? Ich wollte mit diesem Artikel auch nie die aktuelle Geschichte aufzeigen, sondern wirklich die Geschichte des orientalischen Tanzes - seitdem Menschen tanzen, nicht eine Sonderstudie in Wikipedia erstellen. Gruß HelenaL 14:56, 15. Aug 2006 (CEST)
Also, ich finde den Artikel wirklich interessant, aber mein Kritikpunkt war eben, daß er sich so gut wie gar nicht in der Moderne auf den orientalischen Tanz bezieht, sondern auf die Rezeption dieses Tanzes durch westliche Tänzerinnen. Es geht nicht um eine Sonderstudie, sondern um einen Artikeöl der das Lemma beschreibt. Aber man könnte hier einen link auf die betreffenden Passagen im Hauptartikel einbauen. Mach ich mal. Lieben Gruß--Maya 16:07, 15. Aug 2006 (CEST)
- Hallo Maya, ich habe die Quellen mal ergänzt (eine muß ich nochmal nachsehen, ist zu lange her..), ich denke damit hat sich dein Hinweis Quellen erledigt, oder? Gruß HelenaL 15:49, 7. Nov. 2006 (CET)
Hallo Helena, vielen Dank, jetzt sind ja recht ausführliche Quellenangaben da. Liebe Grüße--Maya 08:19, 8. Nov. 2006 (CET)
Ausgelagert wegen Überarbeitung: Das europäische Mittelalter
[Quelltext bearbeiten]Die weiblichen Spielleute, auch Jongleresses genannt, stellten als Sängerinnen, Musikantinnen und Tänzerinnen gewohnte Erscheinungen im gesamten Mittelalter dar.
- "Es gab eine Menge Spielleute am Hof
- Sänger und Instrumentenspieler;
- Man konnte viele Lieder hören,
- Rotruengues und neue Meldoien.
- Leierspieler, Lais und Notes,
- Lais mit Harfe und Frestel.
- Symphonium und Psalterium,
- Monocord, Cymbal und Chorons
- Es dort genug tresgiteors,
- Spielleute und Jongleresses."
- (Rosengarten vv. 999ff, siehe auch Rosengarten zu Worms)
Die mittelalterliche Dichtung, wie z. B. der Rosengarten, zeigt ganz selbstverständlich, dass weibliche Spielleute an den Höfen auftraten. Auch sie konnten, wenn sie ihr Publikum begeisterten, mit zum Teil reicher Belohnung rechnen.
- "Eine Frau spielte mit einer Rotte vor der vornehmen Königin.
- Alle Zuhörer haben sich daran sehr erfreut.
- Der Markgraf trat zurück und entledigte sich seines Obergewandes und
- überreichte es der Jongleresse mit nobler Geste."
- (Schröder: Spielmannsepen. vv. 1044-1054)
Ob und wie die mittelalterlichen Jongleresses von orientalischen Tänzen beeinflusst wurden, ist nicht historisch belegt. Obwohl schon vor den ersten Kreuzzügen viele Verbindungen zum Orient bestanden, sind nur die Einflüsse der orientalischen Musik und Dichtung auf die Kultur des Mittelalters erforscht. Es kann aber angenommen werden, dass nicht nur Musik, Instrumente und Dichtung aus dem Orient nach Europa wanderten, sondern auch Tänzerinnen oder, durch das fahrende Volk und Zigeuner, die Einflüsse der orientalischen Tänze. Auch die Einflüsse der arabischen Invasion in Spanien (Kalifat von Cordoba) können den orientalischen Tanz und seine Tänzerinnen in das Leben und Repertoire der europäischen Spielleute und der höfischen Unterhaltung (der Minnesang stammt aus dem arabischen Raum) gebracht haben. Auszuschließen ist diese Theorie nicht, jedoch historisch weder erforscht noch belegt.
Lange Zeit vor dem 13. Jahrhundert waren in Europa weibliche Spielleute mit und ohne Begleitung von männlichen Kollegen unterwegs und haben ihre Künste und oft genug auch sich selbst angeboten. Die Jongleresses brachten Moraltheologen, die Seelsorger und die Kirchenvertreter in höchstem Maße gegen sich auf: "So wie die Vogelfänger sich eines Lockvogels bedient, der flattert und singt, als wäre er frei, so führt der Teufel die Jongleresse, die schöne Lieder singen kann, zum Tanze, damit sie andere mit sich zieht." Gautier d'Orléan verzeichnete in seiner Kapitulariensammlung des ausgehenden 10. Jahrhunderts folgende königliche Verordnung:"...Es soll vor allem nicht erlaubt sein, daß Tänzerinnen, nach Art der Tochter des Herodias vor ihnen schändliche Spiele aufführen."
Durch den Vergleich mit Salome glaubten die Theologen den Beweis zu erbringen, daß Tänzerinnen bereitwillige Werkzeuge des Teufel seien. Als Schwestern der Salome standen sie nach Auffassung der Theologen im Dienste des Bösen. Ihre Stellung war aufrgund der biblischen Salome und ihrer Belohnung für den Tanz, vordefiniert und ähnlich verwerflich wie die Todsünde.
Salome und ihre "Nachfolgerinnen" erscheinen in vielen bildlichen und plastischen Darstellungen. Eine der bekanntesten ist die tanzende Salome auf der Bronzetür von San Zeno in Verona. Nördlich der Alpen findet sich schon um 1030 der Tanz der Salome auf der Bernwardssäule in Hildesheim. Vor allem die große Anziehungskraft der als Sängerinnen, Tänzerinnen, Akrobatinnen auftretenden weiblichen Spielleute, wurden von der Kirche extrem negativ gedeutet. "Cantatrix capellana est Dyaboli": Die Sängerin ist die Kaplanin des Teufels. Sie tragen Glöckchen wie eine Kuh. Wenn er diese hört, weiss er, daß seine Kuh nicht weggelaufen ist."
Während anständige Frauen von der eigenen Familie durch die Heirat in die Familie und Vormundschaft des Mannes übergingen und selbst Prostituierte unter Aufsicht der Städte standen (Frauenhäuser, Bordelle), waren die fahrenden Jongleresses frei. Die fahrenden Frauen waren sowohl der obrigkeitlichen, kirchlichen und nachbarschaftlichen Kontrolle entzogen. Durch ihre Mobilität waren diese Frauen der rechtlichen und der sittlich-moralischen Normenaufsicht entzogen. Mutmaßungen gegenüber diesen fremden, nicht einschätzbaren Frauen erhärteten sich um so mehr, als unbewußte Wünsche der "Anständigen" die Phantasien über die fahrenden Frauen und insbesondere über das "freie" Leben der Jongleresses beflügelten. Der Auftritt der Jongleress zog die Menschen und naturgemäß die Männer in ihrem Bann. Die bunte und exotische Kleidung, Gesang und Tanz besaßen ohnehin schon eine große Anziehungskraft auf das Publikum in Stadt und Land. Der körperliche Ausdruck beim Tanz, die lange, aufgelöste, herausfordernde Haarpracht ebenso wie die als erotisch empfundenen Tanzbewegungen dürften einige Unruhe in das Gefühlsleben des Publikums gebracht haben.
Weibliche Spielleute finden sich auch an den Höfen von Adel und Geistlichkeit. Neben den erwähnten "Sarazenenmädchen" am Hofe Friedrich II., gab es eine namentlich bekannte Musikerin namens Agnes, die eine enge Verwandte des böhmischen Königs Wenzel II. war. Die junge Elisabeth, künftige Frau des Landgrafen von Thüringen, hat von ihrem Großvater, dem König von Ungarn, im Jahre 1211 eine Jongleresse namens Alheit als Begleiterin erhalten. In England verzeichnet das Domesday Book unter den Lehensleuten des Königs auch eine Jongleresse Adeline, die in Hampshire ein Lehengut innehatte. Kaum eine andere Jongleresse ist in den Quellen konkreter beschrieben und häufiger belegt als eine Matilda mit dem vielversprechenden Beinamen Makejoy. Sie hat 1306 das Fest der Erhebung Edwards zum Ritter als saltatrix, als Tänzerin, verschönert. Im "Roman de Beuvon" wird die Erscheinung der Jongleresse "Josiane" stellvertretend für alle Jongleresses beschrieben:
- "Alles ist geschlitzt sowohl vorne wie hinten
- Und von einem Riemen an den Hüften zusammengehalten,
- An den Fingern stecken Ringe mit Edelsteinen
- Hellglänzend aus arabischem Gold.
- Mit heller Stimme rief sie laut:
- Hört nun, ihr Ritter und Krieger,
- Ihr Jungfern und edlen Damen und auch ihr Kinder
- Ein neues Lied aus französischem Land...."
Wir sehen somit die weiblichen Spielleute nicht nur in marginalen Existenzen, die dem Druck von Obrigkeit und Moraltheologie ausgesetzt waren, sondern durchaus auch in bevorzugter Stellung bei hohen Herren.