Diskussion:Gesundheit in Nordkorea
Darstellung lückenhaft
[Quelltext bearbeiten]Hallo,
die Darstellung des Gesundheitssystems in Nordkorea ist lückenhaft und beschönigt.
"Amnesty International hat am Donnerstag eine Studie zum Zustand des Gesundheitssystems in der Demokratischen Volksrepublik veröffentlicht - mit haarsträubenden Ergebnissen.
So berichtete die 56-jährige Song aus der Provinz Nord Hamgyong, die Ärzte im Hospital von Musan hätten ihr 2001 ohne Narkose den Blinddarm entfernt - weil keine Betäubungsmittel vorrätig waren. Eine Stunde und zehn Minuten habe sie auf dem OP-Tisch gelegen: 'Ich schrie vor Schmerzen, ich dachte, ich würde sterben', erinnerte sich die Frau. Um ungestört arbeiten zu können, hätten die Mediziner sie an Händen und Beinen gefesselt.
Der 24-jährige Hwang machte eine ähnliche Erfahrung: Ein fahrender Zug zerquetschte ihm den linken Fuß, nachdem er von einem Waggon gestürzt war. Im Krankenhaus von Hwasung entschied man sich für eine Notamputation ohne Anästhesie. 'Fünf Assistenten hielten mich fest, um zu verhindern, dass ich mich bewege. Ich schrie und fiel dann in Ohnmacht vor Schmerz. Nach einer Woche wurde ich in einem Krankenhausbett wieder wach.'
40 Nordkoreaner, die in den vergangenen sechs Jahren aus dem kommunistischen Land geflohen sind, berichteten den Menschenrechtlern von ihren Erfahrungen mit Krankenhäusern und Ärzten. Häufig fehlt es demnach an den elementarsten Dingen: Strom, fließend Wasser, Heizung oder Verbandszeug. Einige Chirurgen können nur noch bei Tageslicht operieren - oder andernfalls Kerzen anzünden. Es mangelt an Röntgengeräten und Computern.
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Tatsächlich ist das medizinische Fachpersonal chronisch unterbezahlt und bekommt teilweise monatelang keinen Lohn. Dementsprechend unwillig sind viele bei der Sache und ziehen es vor, als private Gesundheitsberater Geld zu verdienen. Wer bleibt, hält die Hand auf. Es ist Usus, dass Chirurgen abkassieren, obwohl die Volksrepublik offiziell eine kostenlose Behandlung für alle garantiert. Jeder gibt, was er hat, einige bringen Alkohol oder Zigaretten, andere sammeln in der Verwandtschaft Bares. Wer weder Familie noch Freunde oder Geld hat, ist verloren.
'Meine Mutter hatte eine Gallenblaseninfektion und musste dringend operiert werden', berichtete die 25-jährige Joo aus der Provinz Nord Hamgyong. Weil die Familie mittellos war, verweigerte der Arzt den Eingriff. Es sei ihr nichts anderes übrig geblieben, als die Mutter mit nach Hause zu nehmen und dort zu pflegen. 'Ohne Geld kannst du nicht überleben.'
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Die hygienischen Zustände sind oft desolat: 'Da sind überall Blutflecken auf den Bettlaken, auch wenn die Schwestern sie gewaschen haben. In der Regel werden sie nur einmal gewechselt, wenn ein Patient neu aufgenommen wird', berichtet die 22-jährige Min aus der Provinz Yanggang.
Was diese Nachlässigkeit für die Verbreitung von Infektionskrankheiten bedeutet, kann nur erahnt werden. Der Gebrauch von Einwegspritzen ist häufig die Ausnahme - die Gefahr, sich im Krankenhaus mit Aids oder Hepatitis zu infizieren, entsprechend groß.
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Die 'falsche und kontraproduktive' Politik der Regierung hat laut Amnesty dazu beigetragen, die Situation zu verschärfen. 'Nach über zwei Dekaden bleibt die Nahrungsmittelknappheit ein Problem für Millionen von Nordkoreanern.' Der Unwillen der Regierung, Hilfe aus dem Ausland anzunehmen, habe zu einer Verschlechterung der Volksgesundheit geführt, so die Macher der Studie.
Während die Masse der Bevölkerung an Unterversorgung leidet, lassen sich ausländische Besucher, Diplomaten und Tausende Parteikader in der Hauptstadt Pjöngjang in staatlichen Vorzeigekrankenhäusern kurieren."
Auch die Situation von Menschen mit Behinderungen ist nicht viel besser:
"Sie leben abgeschottet in einem abgeschotteten Land: In Nordkorea stehen Menschen mit Behinderungen am Rand der Gesellschaft.
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Für Kinder mit körperlichen Behinderungen gibt es dagegen keine spezielle Schule, sie besuchen nach Möglichkeit die Regelschule – auch wenn Barrierefreiheit in Nordkorea noch weitgehend ein Fremdwort ist. Kinder mit geistiger Behinderung sind fast komplett vom Zugang zu Bildung ausgeschlossen. Nur in einer einzigen Einrichtung, beim 'Korean Rehabilitation Center for Children with Disabilites', werden beispielsweise Schüler mit Down-Syndrom unterrichtet. Individuelle Lehrpläne gibt es dort aber nicht, ...
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Insgesamt, so kritisiert die Expertin, sei der Fokus sämtlicher bisherigen Maßnahmen aber sehr eng gefasst. 'Die meisten Anstrengungen konzentrieren sich nur auf blinde und taubstumme Menschen. Ich hatte bei meiner Reise Gespräche mit dem Blinden- und dem Gehörlosen-Verband, habe eine Blindenschule besucht. Daneben habe ich Menschen mit leichten körperlichen Behinderungen getroffen - aber nur einen einzigen Rollstuhlfahrer.'
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Kontakt zu Menschen mit geistigen oder psychosozialen Behinderungen hatte die UN-Sonderberichterstatterin gar nicht. 'Ich hatte darum gebeten, eine psychiatrische Klinik besuchen zu dürfen. Diesem Wunsch wurde leider nicht entsprochen. Zur Lebenssituation dieser Menschen kann ich aufgrund der mangelnden Informationen, die ich bisher habe, keine angemessene Bewertung abgeben.' ..."
Zitat aus: Nordkorea: Barrierefreiheit Fehlanzeige; DW; 3. Juni 2017
Mit freundlichen Grüßen --2003:F1:1700:864:1D9A:D7EB:A17C:BF7C 01:38, 1. Aug. 2024 (CEST)