Diskussion:Großloge

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Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von Ephraim33 in Abschnitt Weitere Großlogen in der Kategorie:Freimaurer-Großloge
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Infos zur Annaberger Großloge

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Bruderherzen

Aus der Geschichte der Annaberger Johannisloge

“Während die Brüder Großbeamte, wirkliche und stellvertretende, sich in einem besonderen Zimmer zum Eintritte vorbereiteten, waren die Stifter der neuen Loge im Arbeitssaale versammelt ... " - so beginnt der Chronist Br. Friedrich Ludwig Meißner, zugeordneter Landesgroßmeister aus Leipzig seinen Bericht über die am 18.März 1855 " Im Auftrag der Ehrwürdigsten Großen Landesloge des Königreichs Sachsen im Orient von A n n a b e r g vollzogene Installation der gerechten und vollkommenen St. Johannisloge zum treuen Bruderherzen".

Mit dieser Lichteinbringung, wie die zermonienreiche und für den Außenstehenden noch immer mystisch erscheinende freimaurerische Logeneinweihung auch genannt wird, verfügte Annaberg mit über eine der ersten Logen im erzgebirgischen Raum. Bereits am 2.4.1852 gab es die Loge als "Freimauerische Vereinigung". Am 30.4.1854 beschlossen die Annaberger Brüder, sich um ein Konstitutionspatent bei der Großen Landesloge von Sachsen zu bemühen, welches ihnen dann auch - als 26. Tochterloge - am 24.10. 1854 ausgefertigt wurde. Weitere Logengründungen sind für Mitte des 19. Jahrhunderts im Erzgebirge nachzuweisen, z.B.: "Archimedes zum sächsischen Bunde" - Schneeberg, " Zu den 3 Rosen im Erzgebirge" - Aue, " Zur Harmonie" - Chemnitz, (die Chemnitzer Freimaurerloge "Harraseiche" wurde erst 1924 selbständig) , "Rosenstock im Sachsenfelde" - Logenkränzchen in Schwarzenberg sowie eine Reihe weiterer Freimaurerklubs, u.a. in Zschopau und Geyer ("Hieronimus von Lotter zur Leuchte am Greifenstein") oder der sehr aktive Flöhatal-Klub.

Die Traditionen der Freimaurerlogen der großen sächsischen Städte reichen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts zurück und fanden sich erst relativ spät zur "Großen Landesloge von Sachsen" (1811) zusammen. Als deren Vorgänger gründete bereits 1738 ein natürlicher Sohn des Königs August des Starken, Graf von Rutowski, nach französischem Vorbild in Dresden die Loge "Aux trois aigles blancs".

Die heute noch gebräuchlichen Rituale und Symbole der Freimaurer gehen zurück auf die Steinmetzbruderschaften und Dombauhütten des frühen Mittelalters. Als gesichert taucht die Bezeichnung 1278 in einer Urkunde über den Bau der Abtei von Val Royal als "Lodge" auf. Dieser als "Loge" ins Deutsche übersetzte Begriff bezeichnete ursprünglich die "Bauhütte", das Gebäude, welches den Handwerkern bei ihrem Bau als Werkstatt und Aufenthaltsraum, aber auch als Versammlungs - und Andachtsort zur Verfügung stand. Die Maurer bildeten sowohl im Mittelalter als auch bis in die Hochrenaissance hinein eine Gilde, die im Vergleich zu anderen über erhebliche Privilegien verfügte. Eine päpstliche Bulle gewährte ihnen Sonderrechte und Schutz. Die Geheimnisse ihrer Baukünste wurden von ihnen strengstens gehütet.

"Freimaurer" am Bau der Annenkirche beteiligt

Untereinander verabredete man schon damals geheime Erkennungszeichen, Worte und bestimmte Handgriffe, die nur eingeweihten Baumeistern zugänglich waren und dem Maurer ein Art "Recht auf Arbeit" zusicherten. Die kühnen Konstruktionen und großzügigen Grundrisse manch' einer der sächsischen spätgotischen Hallenkirchen wurden im Inneren solcher Bauhütten entworfen. Es ist gesichert, daß auch beim Bau der Annenkirche in Annaberg "Frei-Maurer" am Werke waren und durchaus als mittelbare traditionelle Vorläufer der 400 Jahre später gegründeten Annaberger Loge "Zum treuen Bruderherzen" angesehen werden können. Der sogenannte "Annaberger Hüttenstreit" von 1518 zwischen Jakob von Schweinfurt und Franz Maidburg , in welchem den "Maurern" des ersteren deren fehlende Ausbildung zum Bildhauer in einer "Hütte" vorgeworfen wurde, weist die Anwesenheit solcher Bauhütten beim Annaberger Kirchenbau nach. Ebenso ist das Zusammentreten der Steinmetzen aus Annaberg, Meißen, Böhmen und der Lausitz unter dem Vorsitz von Benedikt Ried am Annentag 1518, - um sich von hemmenden mittelalterlichen Hüttengewohnheiten zu trennen - , ein Beleg für die Aktivitäten der damaligen Annaberger "Logen". Durch den Landesvater, Herzog Georg der Bärtige, der dem erneuten Einspruch der konservativen Haupthütten widersprach , konnte der Fall für Jakob von Schweinfurt und damit auch für die modernen Architekturvorstellungen des Benedikt Ried entschieden werden.

Humanismus als oberstes Gebot der Freimaurerei

Die Annaberger Loge "Zum treuen Bruderherzen" fühlte sich von Anbeginn ihres Wirkens an die sogenannten "Alten Pflichten" gebunden. Jenen Grundgesetzen der Brüderschaften , wie sie 1723 auf Veranlassung des Herzoges von Montagu durch den Reverend James Anderson in einem Konstitutionsbuch zusammengestellt worden sind. Demnach wären die zeitlosen humanistischen Grundsätze der Freimaurerei kurz gefaßt folgende : Religiosität, aber ohne jeglichen konfessionellen Zwang / Fast grenzenlose Toleranz / Achtung der Meinungen und Handlungen Andersdenkender / Anständige, saubere, moralisch einwandfreie Lebensführung / Brückenschlag zu Menschen "die einander sonst ständig fremd geblieben wären" / Alles zu tun, was Leben erhält, fördert und schützt, und alles zu vermeiden in Wort, Tat, Handlung und Gebärde, was Leben vernichtet, einschränkt oder verunstaltet. Gerade mit dem letzten Grundsatz bekommt die Idee des Bauens, als Gegen-Idee von zerstören und vernichten , ihre die gesamte Menschheit umfassende Ausprägung. Gleichzeitig ist hierin eine der Ursachen für die Ablehnung und Verfolgung der Freimaurerei und ihrer Brüder seitens der verschiedenen politischen Systeme und konfessionellen Richtungen begründet.

Die Neue Loge wird geweiht

Die Annaberger Johannis-Loge hatte ihre ursprüngliche Heimstatt von 1855 bis 1905 in einem alten, scheunenartigen Fachwerkbau, in der Nähe des späteren Logengebäudes. Die Installation der Loge wird vermutlich im Saal der Gaststätte stattgefunden haben, die sich im sogenannten “Genselgarten” befand. Dieses Gebäude ist 1922 abgerissen worde. Der erste Vorsteher der Freimaurerloge war der Annaberger Kaufmann Ferdinand Lipfert. Mutmaßlich ist die Loge aus der Lipfert-Stiftung hervorgegangen. Zumindest sind offensichtlich beträchtliche Mittel von Lipfert selbst für den Bau des neuen Logenhauses aufgebracht worden. Am 5. September 1905 wurde die letzte Arbeit im Saal der alten Loge abgehalten auf der man die Verdienste des "i.d.e.O." (in den ewigen Orient) Eingegangener würdigte und dem Bruder Bräuer zu seinem 75. Geburtstag beglückwünschte. Am 12. September des gleichen Jahres versammelte sich die Annaberger Brüderschaft mittags um 12.00 Uhr zur Abschiedsloge noch einmal im alten Tempel. Still und ernst gestimmt verließen hierauf die Brr. die alte Arbeitsstätte, um sich zum Einzug in das neue Heim im Logengarten zu versammeln ". Der Chronist meint hier bereits den Garten des neuen Logenhauses an der späteren Logenstraße 7. Es wird berichtet , daß unter der Teilnahme des Großmeisters der "Großen Landesloge von Sachsen", Br. Erdmann, die 3 mal 3 Lichter auf dem Altar entzündet wurden und vom Annaberger Seminaroberlehrer und köngl. Musikdirektor, Gustav Bruno Dost, eine Einweihungs-Kantate zum Vortrag kam. Der "Hammerführende" (Verantwortlicher für das Ritual) war an diesem Tag der Annaberger Meister vom Stuhl Bruder Kurlbaum, der in einer "tiefdurchdachten Zeichnung" ( Vortrag ) auf die traditionellen humanistischen Werte der Freimaurerei einging.

Intolleranz macht sich breit

Die Arbeit der Annaberger Loge war offenbar in den zurückliegenden Jahren nicht immer nur mit Freundlichkeit durch die hiesigen Bewohner bedacht worden. So wäre auch zu erklären, weshalb die Leitworte in der "Zeichnung" von Bruder Olzscha schon damals nachdenklich stimmen mußten, wenn er ausrief : "Glücklich, wer der Zeiten Drangsal an der Liebe Hand durchschreitet ! Glücklich, wen durch Meinungswirren ihre treue Fahne leitet ! Selig, wer an Bruderhand seinen Weg zum Tempel, ins Asyl der Liebe fand !" Die grausame Bestätigung für diese leisen Vorahnungen sollte aber erst dreißig Jahre später folgen. Vorerst lebte die Loge "Zum treuen Bruderherzen" erneut auf und wurde zur Einweihungs-Loge von den anwesenden Vertretern der sächsischen Bruderlogen reich beschenkt. So kam von der " 3-Bergen-Loge" aus Freiberg ein silberner Kelch zur Ausbringung der entsprechenden Toaste auf die Schwestern. Bekanntlich sind die Freimaurer-Logen reine Männerbünde, zu denen die Frauen keinen Zutritt haben. Dies trifft zumindest auf den gesamten Ritual-Bereich, nicht jedoch auf den Freizeitbereich zu. Eine Ausnahme bildet nur die Berliner Frauenloge, die sich noch 1942 gründete.

Zahlreiche Schenkungen

Nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern auch von zahlreichen Bürgern aus dem Erzgebirge, die nicht der Loge angehörten, erhielten die Freimaurer wertvolle Schenkungen . Darunter befanden sich u.a.: 1 Meisterstuhl von der Chemnitzer Loge "Harmonie", 4 dreiarmige Silberleuchter von den Brüdern aus Geyer, zwei silberene Leuchter von den dienenden Brüdern (d.h. von den Arbeitern der Loge), 3 Lüster von Br. Ackermann, 2 Glasbilder von Br. Kästner , 1 Kandelaber von Br. Riemann, 1 Kandelaber , Türklopfer, Aufzug und Klingelanlage von Br. Günther, 1 Fahne von Br. Matthes, 72 Bierseidel von Br. Stöhr sowie eine große Standuhr, Zimmerpflanzen, Feuerlöscher und reichlich finanzielle Mittel, u.a. "...von den Schwestern zur Mobiliareinrichtung des Orient". Bisher war noch nicht zu ermitteln, was mit dem umfangreichen Eigentum der Annaberger Freimaurerloge in der Zeit des Faschismus oder in den Kriegswirren geschehen ist, bzw. in wessen Händen es sich derzeit befindet.

Großes soziales Engagement

"Erkenne dich selbst !" - so lautete der Begrüßungsspruch am neoklassizistischen Portal des neuen Logenheimes. Diesem Grundsatz der Selbsterkenntnis blieb die Annaberger Loge "Zum treuen Bruderherzen" bis zu ihrer zwanghaften Auflösung im Jahre 1935 medial und tätig verbunden. Auffällig ist besonders ihr soziales Engagement für die Schwachen und Bedürftigen in der unmittelbaren Umgebung , aber auch über Ländergrenzen hinweg. Sicher ist es den Annaberger Ärzten, Fabrikbesitzern, Kaufmännern, Lehrern, Pfarrern und Bankdirektoren, die im wesentlichen die personelle Zusammensetzung der Annaberger Loge ausmachten, nicht schwer gefallen, finanzielle Großzügigkeit gegenüber Minderbemittelten walten zu lassen. Beachtlich ist lediglich, daß im Vergleich zu anderen Logen, die Annaberger in größerer Regelmäßigkeit (teilweise monatlich) Spenden abführten.

Eine unvollständige Auflistung der Spenden aus den Anfangsjahren soll dies unterstreichen:

1906 - Ein Armenbetrag (Höhe nicht benannt) wird zur Errichtung des Geburtshauses eines der wohl bekanntesten Freimaurer, Wolfgang Amadeus Mozart , nach Salzburg geschickt ; für die Speisung der Annaberger Taubstummen bewilligte man 80 Mark; für die notleidenden "Deutschen in den Ostseeprovinzen" wurden 50 Mark gespendet; 1907 - Der Logen-Kegelklub überreichte dem Altersheim in Einbeck 200 Mark; 1909 - Den Erdbeben-Geschädigten von Messina werden 75,50 Mark geschickt; den durch das Hochwasser in Not geratenen Bewohnern im Elbegebiet kommt eine Spende von 100 Mark zu; 1910 - Einer bedrängten Familie in Großrückerswalde wurden 40 Mark Ünterstützung geschickt; 1913 - Der Armenkasse wurden 500 Mark übergeben; 1914 - Die gesamte Almosensammlung wanderte zur Viktoriastiftung; Von 1914 bis März 1917 wurde das Logenhaus als Lazarett zur Verfügung gestellt. Ab 1918 wurden der Logengarten dem Annaberger Kinderhort als Spielplatz und die oberen Räume des alten Logengebäudes als Aufenthaltsräume für die Kinder genutzt. 1919 - Für die Ferienkinder im Annaberger Ratswald wurde eine Spende gebracht und den Notleidenden in Wien half die Brüderschaft durch Geld und Materialien; 1920 - Zur Unterstützung notleidender Annaberger Kinder erhielt die Loge aus einer Stiftung amerikanischer Logen 3000 Mark und zahlreiche Lebensmittel, die durch eine Kommission an die Bedürftigen verteilt wurden; die deutsche Heilstätte in Davos erhielt eine beträchtliche Spende. Diese Zuwendungen an Bedürftige setzte sich auch während der Inflation fort. Die eigenen Ausgaben der Annaberger Loge erhöhten sich ab etwa 1921 beträchtlich, zumal das Logenhaus 1920 elektrisches Licht und Telefon erhielt. Die Meisterschaft beschloß 1922 "...das alte Logengebäude dem Abbruch zu übergeben und den Platz planieren zu lassen". 1925 - Einem verarmten Annaberger Künstler (Name war nicht zu ermitteln) "...wurde ein namhafter Betrag zugestellt"; 1927 - "Der von der hiesigen Handelsschule ins Leben gerufenen Oskar-Kind-Stiftung übermittelte die Brüderschaft eine größere Summe"; 1928 - Für über 200 M wurden Schulbücher beschafft und durch die Br.Lehrer an den Annaberger Schulen verteilt. In diesem Jahr schuf auch der Annaberger Künstler Georg Weißbach die Steinzeichnung mit den Symbolen der Freimaurer, die fortan für die Ehrendiplome Verwendung fand. 1929 - sind von einem Annaberger Schnitzer zwei Sphinxe (Symbole des Schweigens und der Stärke) für den Altar gestiftet worden. Der Sohn von Bruno Matthes spendete der Loge 26 Tafeltücher.

Dr. Wünschmann - der große Meister vom Stuhl

Am 15.Oktober 1929 führte der Meister vom Stuhl, Dr. Wünschmann, seine letzte Arbeit über

"Das Verhältnis unseres Annaberger Peter Gast zu seinem großen Freunde, dem Philosophen Friedrich Nietzsche" aus. Welche Bedeutung dem am 10.Januar 1930 verstorbenen Br. Wünschmann zukam, wird wohl am deutlichsten in einem Nachruf der " Großen Landesloge von Sachsen" worin es u.a. heißt : "Eine Leuchte der Wissenschaft war er für Annaberg und das obere Erzgebirge besonders; der engeren Heimat galten seine wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, Kulturgeschichte, Erdkunde und Naturgeschichte. Für Annabergs Schulleben bleibt er immer der pflichtgetreue und liebevolle Lehrer und Erzieher, (...) seine Bücherei ist wohl eine der größten und sein Wissen glich einem allesumfassenden Lexikon." Der Annaberger Freimaurer Max Wünschmann war übrigens auch 27 Jahre lang 1. Vorsitzender des Erzgebirgsvereines . Die ursprünglich für den März 1930 geplante Feier des 75 jährigen Jubiläums der Annaberger Loge wurde wegen seines Ablebens mit dem Johannisfest verknüpft.

Bekannte Bürger der Stadt waren Freimaurer

Die Verluste, die der I. Weltkrieg in den Bruderreihen hinterließ, konnte von 1921 an durch ständig steigende Aufnahmen etwas ausgeglichen werden. So sind ab 1922 jährlich im Durchschnitt sechs Mitglieder aufgenommen worden. Seit die Logenbekanntmachungen ab März 1922 auch in der “Buchholzer Zeitung” erfolgten, bekam die Annaberger Loge auch von dort Zulauf. Die Annaberger Loge "Zum treuen Bruderherzen" hatte mit Beginn der 20er Jahre bis zu ihrer Auflösung durchschnittlich 100 Mitglieder, die sich gemäß der freimaurerischen Hirarchie in folgende Hauptgruppen gliedern lassen:

1. Ehrenaltmeister/Ehrenmeister: Der bekannteste von ihnen dürfte der Ehrenbürger der Stadt Annaberg, der 2. zugeordnete Meister vom Stuhl, Bruno M a t t h e s (1922-25), gewesen sein.

2. Beamte: Die Meister vom Stuhle. Unter ihnen der Ingenieur Karl Achtermann (1917-26) und der Oberstudiendirektor, Dr.phil. Max Wünschmann (1926 - 30).

Die Ersten und Zweiten zugeordneten Meister vom Stuhle, Erste und Zweite Aufseher , Verhandlungs- und Verkehrsschriftführer, Schatzmeister, Archivare, Bibliothekare, Redner, Vorbereitende, Erste und Zweite Schaffner, Ökonome und Hausverwalter sowie Musikmeister, u.a. Bruno Dost (1906 -14) und Richard Wagner aus Buchholz (ab 1925).

3. Ständig besuchende Brüder , aus Annaberg, Buchholz und Schlettau, die übrigens durchweg ihren Geburtsort außerhalb des Erzgebirges hatten, u.a. der Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Annaberg, Isaak Chanange oder der Annaberger Bankdirektor, Wilhelm Röhl.

4. Die allgemeinen Mitglieder ohne besondere Funktion ( bis 1930 einschl. Mitgliedsnummer 384 nachweisbar ).

5. Ehrenmitglieder, die sämtlich ihren Geburtsort und auch Wohnsitz außerhalb Annabergs hatten, u.a. der Gewerbestudiendirektor Prof. Johannes Lorenz aus Schneeberg oder der Schulrat Richard Seyffarth aus Altenburg/Thüringen.

6. Helfende Brüder, die für die niederen Dienste der Bruderschaft eingesetzt worden sind; darunter befanden sich ausschließlich Arbeiter, mit Ausnahme des Annaberger Masseurs und Bademeisters Markus Weißflog, der gleichzeitig Logenkastelan war und deshalb seinen Wohnsitz im Haus der Annaberger Freimaurer, Logenstraße 7, haben durfte.

Die Loge "Zum treuen Bruderherzen" verfügte über eine Reihe ständiger Ausschüsse, die das soziale, ökonomische und kulturelle Leben der Loge gestalten halfen, aber auch die Außenbeziehungen und die Öffentlichkeitsarbeit organisierten. So gab es u.a. einen Finanzausschuß, den Ehrenrat, den Ausschuß zur Schmückung der Gräber, den Arbeitsausschuß für die Große Landesloge Sachsen, den Ausschuß für Familien-Logenabende sowie verantwortliche Brüder für die Freimaurer Spar- und Darlehnskasse, die Hinterbliebenenfürsorge und für das "Schwerter-Erholungsheim" Rehefelde.

Jedes Mitglied bekam bei seiner Aufnahme in den Annaberger Männerbund einen Logenpaß für 10 Mark ausgestellt, den es ständig bei sich zu tragen hatte. Zusätzlich war es zeitweilig üblich, als vertrauliches Erkennungszeichen ein Vergißmeinnicht am Rockaufschlag zu tragen.

Die Aufnahmegebühren, die nach vorherigen strengen Ritualen und unter Beibringung von Bürgen erfolgte, betrugen am 19.5.1925 wieder 100 RM , während sie zwei Jahre zuvor noch bei 5.000.000 Mark lagen. Mit Stolz wird darauf verwiesen, daß die Almosensammlung im Inflationsjahr 1923 die Summe von 7.420.000.000 Mark erbracht habe.

Frauenfreundliches Logenleben

Neben den erbaulichen Veranstaltungen (Zeichnungen) und sonstigen inhaltlichen Maurer-Arbeiten, haben die Annaberger Freimaurer durchaus zu feiern verstanden. Davon zeugen die häufigen Einladungen zu den sogenannten Tafellogen, bei denen nach dem maurerischen Anlaß die eigentliche Geselligkeit folgte und bei der Gelegenheit ab 1928 häufig aus dem von der "Großen Landesloge Sachsen" herausgegebenen Liederbuch "Bei Hammerschlag und Becherklang" gesungen wurde. Jeden Dienstag fanden um 20 Uhr gesellige Zusammenkünfte und Kegelabende sowie jeden Freitag "...eben solche Treffen mit oder ohne Vorträge statt, an denen teilzunehmen die gel. Brr. dringend gebeten werden " - heißt es in den Regeln der Annaberger Freimaurer. Selbstverständlich war auch die Kleiderordnung vorgeschrieben: "Bei gewöhnlicher Logenarbeit: Gehrock und schwarze Binde; bei Aufnahmen, Beförderungen, Erhebungen, Johannisfest, Stiftungsfest und Schwesternfest : Frack und weiße Binde".

Obwohl Frauen keinen Zutritt zur Loge und ihrer Arbeit selbst hatten, sind durch die Annaberger Brüder regelmäßig Treffen der Frauen organisiert worden. So fanden z.B. jeden Donnerstag um 15 Uhr im Logenhaus Schwesternzusammenkünfte statt. Im Sommer stand der große Logengarten alltäglich den Familien zur Benutzung offen. Die Erdgeschoßräume des Hauses Logenstraße 7 wurde den Logenmitgliedern und ihren Familien, "...gegen Entschädigung in die Logenkasse " zu Familienfestlichkeiten überlassen.

Einmal durften die Annberger "Schwestern" auch an der Tempelarbeit, allerdings ohne das übliche Ritual, teilnehmen. Dafür überreichten sie im Jahre 1926 aus Dankbarkeit einen selbstgefertigten Bodenbelag für die Veranda des Logenhauses. Eine weitere Geste an die Frauen der Brüder erfolgte ein Jahr später, als ein Schwesternkegelklub gegründet wurde und von nun an die erneuerte Kegelbahn auch von ihnen benutzt werden durfte.

Hetze - Vertreibung - Vernichtung

Die reichhaltige Bibliothek stand allen offen. Dort waren auch ab 1927 die Hetz-Schriften des Generals Erich Ludendorff und seiner Frau Mathilde zugänglich. "Auch in unserem Bruderkreise nahm man fast keine Notiz von der Ludendorff-Broschüre, da sie sich selbst richten würde..." - meinte man fast nachsichtig noch 1927 in einer der Annaberger Meisterbesprechungen; nur schwach ahnend, daß dies die Fortsetzung der jahrhundertelangen und weltweiten Verfolgung auch der erzgebirgischen Freimaurer bedeuten sollte. Schon einmal, im Frühjahr des Jahres 1921, heißt es in den spärlich vorhandenen Unterlagen unserer Loge: "Die sich häufenden Angriffe auf die Freimaurerei wurden zur Beachtung empfohlen; Abwehr- und Aufklärungsarbeiten müßten in Zukunft mehr einsetzen."

Die Verfolgungen und teilweisen Vernichtung der freimaurerischen Brüderschaften in England (1717), Schweden (1738), Frankreich und Polen (1739) durch die Päpste (1738 und 1751), die erst durch das II. Vatikanische Konzil (1962-65) unter Papst Johannes XXIII. aufgehoben wurde, waren jedoch nur "bescheidene" Vorboten der grausamen Verfolgungen und Vernichtungen, denen auch die Freimaurer im "Dritten Reich" ausgesetzt waren. Gemeinsam mit Juden, Jesuiten, Sozialdemokraten, Homosexuellen, Kommunisten u.a. gerieten sie in die Schußlinie einer primitiven nationalsozialistischen Propaganda, der die Mehrzahl der Bevölkerung allmählich zum Opfer fiel. Wegen der weltweiten Verbindungen dieser Gruppen in einer Zeit, in der jede Form von Internationalismus mit blindem Eifer bekämpft wurde, gehörten jene zu den "Überstaatlichen Mächten", an denen das "Deutsche Wesen nicht genesen, sondern nur verwesen " (Ludendorff) könne. Dieses zählebige Vorurteil wirkt teilweise bis in unsere Tage, und aktuelle Bezüge sind durchaus statthaft.

Annaberger Nationalsozialisten lösen Loge auf

Ab etwa 1931 sind in der Annaberger Loge zunehmend beunruhigender Töne wahrzunehmen und ein gewisser Auflösungsprozeß setzte ein. Auch die Annaberger Nationalsozialisten verfuhren wie ihre Parteigenossen anderwärts, indem sie versuchten, dem Ganzen einen halbwegs legalen Anschein zu geben. Sie sorgten für die Auflösung der Vereine, bzw. auch die kurzzeitige Überführung in Ordens-Bünde, für die Einsetzung städtischer Liquitatoren und sogar für Angebote von Kaufverträgen, durch die das Vermögen der Logen an staatliche Institutionen übertragen werden "durfte". Im Jahre 1928 steht das Annaberger Logenhaus noch als Besitz der Brüderschaft im hiesigen Adressbuch. Neun Jahre später ist der Eigentümer die Stadt Annaberg. Die Loge "Zum treuen Bruderherzen " , die 1933 noch 103 Mitglieder zählte, wurde am 15.7.1935 - etwa zum gleichen Zeitpunkt wie die "Harraseiche" Chemnitz - aufgelöst. Dokumente über die Auflösung der Annaberger Loge sind bisher nicht aufgefunden worden. Es kann von daher auch nur spekulativ angenommen werden, daß es zu Verhöhnungen, Plünderungen, Schaustellungen und Terror wie in anderen Städten Sachsens, auch in Annaberg gekommen ist. Wenn man zudem weiß, daß es in Annaberg 1938 eine "Kristallnacht" gegen das Bethaus der Juden, das jüdische Kaufhaus EHABE in der Kaiser-Wilhelm-Straße, den jüdischen Friedhof sowie gegen einzelne jüdische Bürger Annabergs gegeben hat, so dürfte die Vermutung auch in die freimaurerische Richtung nicht auszuschließen sein.

In einem "Führererlaß" vom 1.März 1942 an alle Dienststellen, der Wehrmacht, der Partei und des Staates heißt es : " Juden, F r e i m a u r e r und die mit ihnen verbündeten weltanschaulichen Gegner des Nationalsozialismus sind die Urheber des jetzigen, gegen das Reich gerichteten Krieges. Die planmäßige geistige Bekämpfung dieser Mächte ist eine kriegsnotwendige Aufgabe." Bei dieser "geistigen Bekämpfung" blieb es allerdings nicht.

Große menschliche und materielle Verluste

Von 4.800 in der folgenden Aufstellung enthaltenen Freimaurern - das sind etwa 6% der 80.000 deutschen Freimaurer vor der NS-Herrschaft - sind zwischen 1933 und 1945

1.750 angeblich eines natürlichen Todes gestorben,

  62     ermordet,
 238    aus Deutschland vertrieben worden,
 133    sind verschollen,
 254    haben Vermögensschäden erlitten,
 377    Amt und Beruf verloren,
 285    wurden im Beruf geschädigt
  53     ins Konzentrationslager verschleppt.

Der materielle Gesamtverlust der deutschen Freimaurer entspricht über 200 Millionen DM, von dem in langwierigen Wiedergutmachungsverfahren nur ein Teil zurückerstattet worden ist ( z.B. die Großlogen in Hamburg erst 1969 ! ) .

Die Ermittlung der Verluste der Annaberger Freimaurer und deren Wiedergutmachung steht noch aus. Denn obwohl Kommunisten und Freimaurer oftmals das gleiche Schicksal durch den NS-Staat erleiden mußten, hatte die DDR-Führung in ihrer kleingeistigen Ängstlichkeit vor jedwedem intellektuellen Andersdenken nicht die Souverenität aufgebracht, die Freimaurer zuzulassen.

Verhaltensregeln erschweren Aufklärung

Eine weitere Problematik bei der Aufklärung der Geschichte der Annaberger Freimaurer ergibt sich aus dem freimaurerischen Schweigever- und Nachlaßgebot. Die Annaberger Freimaurer hatten sich dazu folgende Verhaltensregel auferlegt, die auch sehr streng eingehalten wurde: "Die Mitgliederverzeichnisse, das Gesetzbuch und andere von der Loge erhaltene Schriftstücke dürfen zur Verhütung von Mißbrauch keinesfalls in andere Hände übergehen. Sie sind ebenso wie die maurerischen Bekleidungsgegenstände als Eigentum der Loge zu betrachten und sorgfältig aufzubewahren. Jeder Br. ist verpflichtet, Vorkehrungen zu treffen, daß für den Fall seines Einganges i.d.e.O. deren Einsendung an seinen Bürgen oder an die Loge direkt erfolgt. "

Der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft diente das alte Logenhaus in der damaligen Straße der Freundschaft bis 1989 als Domizil und der Stadt als kultureller Veranstaltungsort. Für die Heimatforschung liegt hier ein interessantes Aufgabenfeld bereit, weil nunmehr eine Geschichtaufarbeitung stattfinden könnte, die im humanistischen und toleranten Sinne der Brüderschaft möglich wäre und die für andere Bereiche im Umgang mit jüngster Geschichte Maßstäbe setzen sollte. Den Freimaurern von Annaberg aber - so es überhaupt noch welche gibt - müßte umgehend Gerechtigkeit wiederfahren, indem sie ihr altes Logenhaus zurückbekommen und eine angemessene Wiedergutmachung erfahren. Rückgabe u n d Entschädigung wäre in diesem Falle für niemanden inhuman.

" Erkenne Dich selbst ! " - stand ehemals über dem Eingang des Annaberger Logengebäudes, " - es ist höchste Zeit ! ! " - sollte auch im Sinne einer lückenlosen Aufarbeitung dieses noch immer verdunkelten Teils unserer humanistischen Erzgebirgs - Geschichte hinzugedacht werden.Gotthard B. Schicker

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--Ephraim33 (Diskussion) 18:16, 30. Mär. 2018 (CEST)Beantworten