Diskussion:Hans von Wangenheim

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Letzter Kommentar: vor 1 Monat von 2001:9E8:AA92:4900:E1FA:A53D:726D:456A in Abschnitt Persilschein für von Wangenheim?
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Ein Völkermord "bricht" nicht "aus", sondern es gibt immer Täter und Komplizen

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Ich habe die Formulierung geändert. Der Völkermord an den Armeniern ist 1915 nicht "ausgebrochen", er ist hinter dem Rücken der deutschen Verbündeten von der jungtürkischen Führungsriege um Talaat Pascha systematisch vorbereitet und durchgeführt worden. Das Buch von Fromkin ist sehr gut, aber gerade in diesem Kontext eine etwas schwammige Quelle. Fromkin, ein amerikanischer Jurist und Amateurhistoriker, zitiert das klassische Werk von Ulrich Trumpener "Germany and the Ottoman Empire 1914-18" (Princeton University Press, 1968, Reprint ISBN 978-0882060675 ). Trumpener hat als deutscher Muttersprachler sicherlich die entsprechenden Unterlagen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes ausgewertet. Diese sind inzwischen, fast 50 Jahre später, durch das rührige Ehepaar Gust, auf der Website "armenocide.de" umfassend und kostenlos erschlossen. Es lohnt sich sehr auf dieser Webseite mal das Suchwort "Wangenheim" einzugeben. Das Ergebnis ist sehr erstaunlich, vielleicht eine Aufgabe für interessierte Studenten, die diese Zeilen hier lesen, dieses Mal näher auszuwerten, und anschließend diesen etwas mageren Artikel über Wangenheim etwas mit Inhalt zu füllen ...

--Ischtiraki (Diskussion) 13:04, 16. Aug. 2014 (CEST)Beantworten

Pogrome im Sinn von mörderischen Aufständen und Bürgerkriegszuständen brechen aus. Es tauchen dann sehr unterschiedliche Akteuere auf, von Staatsterroristen über Terroristen bis hin zu Plünderern, Mörderbanden, organisierter Kriminalität und einzelnen Serienmördern ist alles dabei. Man sieht das beispielsweise vor, während und nach dem mörderischen polnischen Überfall auf die Ukraine 1918 sehr deutlich. Der Völkermord an den Armeniern war zwar im Verborgen vorbereitet, aber halbstaatlich bis staatlich ausgeführt worden. Trotzdem tauchen sehr unterschiedliche Akteure bei den Verbrechen vor Ort auf, so daß real leider die gesamte Bandbreite von Staatsterrorismus bis zu dezentralen Pogromen abgedeckt worden ist. --2001:9E8:AA92:4900:E1FA:A53D:726D:456A 12:15, 24. Okt. 2024 (CEST)Beantworten

Persilschein für von Wangenheim?

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Ich kam hier zu diesem Artikel, um mich über H. von Wangenheims Rolle beim Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich näher zu informieren und bin, milde gesagt, etwas irritiert. Im Artikel steht:

„Als auch den deutschen Diplomaten etwa ab Mai 1915 immer mehr Details über den Völkermord an den Armeniern bekannt wurden, zögerte Wangenheim zunächst, die Deportationen und Massaker an der armenischen Minderheit des Osmanischen Reiches zu thematisieren.“

Das stimmt nachweislich nicht! Über den Artikel in der englischsprachigen WP bin ich auf folgende Informationen gestoßen:

„On April 15 the Armenians appealed to the German Ambassador in Constantinople for formal German protection. This was rejected by Berlin on the grounds that it would offend the Turkish Government. By April 19 more than 50,000 Armenians had been murdered in the Van province.“

Armenian Genocide History and Timeline

Bereits im April 1915 hatte von Wangenheim als deutscher Botschafter in Konstantinopel, um die türkische Regierung nicht zu verstimmen, den Armeniern jegliche Hilfe versagt. Aber es kommt noch schlimmer:

„In May 1915, Ambassador von Wangenheim telegraphed Berlin: ‘I think we ought to mitigate the form the hardships take, but not to attempt to prevent them on principle’. He stated elsewhere: I think the Turks are entirely justified. The weaker nation must succumb . . . I do not blame the Turks for what they are doing to the Armenians . . . They are entirely justified’ (quoted in Saul Friedman, A History of the Holocaust, London: Valentine Mitchell, 2004).“

Mit anderen Worten, von Wangenheim unterstützte das Vorgehen der Türken, der zum Völkermord an den Armeniern führte. Der Marineattaché der deutschen Botschaft in Konstantinopel Humann begründete es damit, dass die "schwächere Nation" (=Armenier) der "stärkeren Nation" (=osmanische Türken) unterliegen müsse und hielt das Vorgehen der Türken für gerechtfertigt. Von Wangenheim hat also sehr wohl und von Anfang an das Vorgehen der Türken gegen die Armenier der Zentrale Berlin gegenüber thematisiert, und zwar in einer unterstützenden Art und Weise. Das einzige Positive, was über von Wangenheim in diesem Zusammenhang gesagt werden kann, ist, dass er die Brutalität des türkischen Vorgehens kritisierte und dass er bis Juni 1915 anscheinend tatsächlich geglaubt hatte, dass es sich um rein militärische Maßnahmen handeln würde.

Bekanntlich starb von Wangenheim kurz vor dem 26. Oktober 1915 plötzlich und unerwartet, wie die NYTimes am 27. Oktober schreibt: Sudden Death of German Ambassador at Constantinople Still a Mystery.

Welche Haltung von Wangenheim in dem halben Jahr von April bis Oktober 1915 eingenommen hat, wird in der englischen WP etwas näher beschrieben:

„At the beginning of 1915, Germany's diplomatic mission was led by Ambassador Hans Freiherr von Wangenheim who, upon his death in 1915, was succeeded by Count Paul Wolff Metternich. Like Morgenthau, von Wangenheim began receiving many disturbing messages from consular officials around the Ottoman Empire that detailed the massacres of Armenians. From the province of Adana, Consul Eugene Buge reported that the CUP chief had sworn to massacre any Armenians who had survived the deportation marches. In June 1915, von Wangenheim sent a cable to Berlin reporting that Talaat had admitted that the deportations were not "being carried out because of 'military considerations alone'". One month later, he came to the conclusion that there "no longer was doubt that the Porte was trying to exterminate the Armenian race in the Turkish Empire".

When Wolff-Metternich succeeded von Wangenheim, he continued to dispatch similar cables: "The Committee [CUP] demands the extirpation of the last remnants of the Armenians and the government must yield ... A Committee representative is assigned to each of the provincial administrations ... Turkification means license to expel, to kill or destroy everything that is not Turkish".“

Das heißt, spätestens im Juni 1915 wusste von Wangenheim, dass die Ermordung der Armeniern nicht nur militärische Gründe hatte, wie er es sich anscheinend vorher von den Türken hat vormachen lassen.

Aber noch deutlicher wird Wangenheims Haltung zu den Armeniern, wenn man den Bericht des amerikanischen Botschafters in Konstantinopel Henry Morgenthau liest, der Wangenheims Einstellung der Position von zwei anderen Deutschen in Konstantinopel gegenüberstellt: Paul Weitz, Korrespondent der Frankfurter Zeitung und Konstantin von Neurath, Botschaftsrat in Konstantinopel.

„There were certain influential Germans in Constantinople who did not accept Wangenheim's point of view. I have already referred to Paul Weitz, for thirty years the correspondent of the Frankfurter Zeitung, who probably knew more about affairs in the Near East than any other German. Although Wangenheim constantly looked to Weitz for information, he did not always take his advice. Weitz did not accept the orthodox imperial attitude toward Armenia, for he believed that Germany's refusal effectively to intervene was doing his fatherland everlasting injury. Weitz was constantly presenting this view to Wangenheim, but he made little progress. Weitz told me about this himself, in January, 1916, a few weeks before I left Turkey. I quote his own words on this subject:

"I remember that you told me at the beginning," said Weitz, "what a mistake Germany was making in the Armenian matters. I agreed with you perfectly. But when I urged this view upon Wangenheim, he threw me twice out of the room!"

Another German who was opposed to the atrocities was Neurath, the Conseiller of the German Embassy. His indignation reached such a point that his language to Talaat and Enver became almost undiplomatic. He told me, however, that he had failed to influence them.

"They are immovable and are determined to pursue their present course," Neurath said.

Of course no Germans could make much impression on the Turkish Government as long as the German Ambassador refused to interfere.“

Im momentanen Zustand macht dieser Artikel den Eindruck auf mich, als wenn die Rolle von Wangenheims beim Völkermord an den Armeniern doch etwas verharmlost, oder vielleicht sogar etwas beschönigt wird. Wangenheim als Botschafter des Deutschen Reiches war ohne Frage eine Schlüsselfigur, von dessen Haltung sehr viel abhing, worauf Morgenthau in seinem Bericht zutreffend hinweist. Morgenthau berichtet auch von dem letzten Gespräch, das er mit von Wangenheim im Oktober wenige Tage vor dessen Tod führte. Morgenthau hielt Wangenheim vor, dass er auf die Türken hätte einwirken können um das Schicksal der Armenier abzuwenden und dass dessen formal eingelegter Protest praktisch folgenlos geblieben sei. Wangenheim hielt dagegen, dass es ihm wichtiger sei den Krieg zu gewinnen. ("All that you say may be true," replied the German Ambassador, "but the big problem that confronts us is to win this war.")

In dieser Hinsicht muss der Artikel eindeutig überarbeitet und verbessert werden. Es fehlen insbesondere Informationen über den Zeitraum vom Juli 1915, als von Wangenheim erstmals einräumte, dass von den Türken die völlige Vernichtung der armenischen Bevölkerung geplant würde ( ..."no longer was doubt that the Porte was trying to exterminate the Armenian race in the Turkish Empire".) bis zu seinem plötzlichen Tod im Oktober des Jahres.

Ich halte die Überarbeitung des Artikels auch deshalb für notwendig, weil der Völkermord an den Armeniern bis heute das Verhältnis Deutschland/Türkei beeinflusst. Hier sind genaue Informationen unerlässlich.

Morgenthau schreibt übrigens, dass er am 24. Oktober die Nachricht von Wangenheims Tod erhalten habe. Insofern ist die Datumsangabe im Artikel zum Todesdatum auch fragwürdig.--91.61.103.34 15:39, 4. Nov. 2017 (CET)Beantworten

Entschuldigung, aber diese Bewertungen sind sehr einseitig. Beispielsweise hat der unvergessene Helmut Schmidt in Bezug auf ähnliche Verbrechen (u.a. in China) immer argumentiert, das seien innere Angelegeheiten dies jeweiligen Landes, die von einer, aus dessen Sicht, "ausländischen Regierung" aus diplomatischen Gründen nur schwer zu kommentieren seien. Warum sollen hier plötzlich andere Maßstäbe gelten? --2001:9E8:AA92:4900:E1FA:A53D:726D:456A 12:25, 24. Okt. 2024 (CEST)Beantworten