Diskussion:Helmut Rauca
Anmerkungen zur Seite Helmut Rauca
[Quelltext bearbeiten]Hallo allerseits, als Enkelin von Helmut Rauca kann ich vielleicht einige Details zu diesem Artikel beisteuern. Vielen Dank an alle, die diesen gründlichen und gut recherchierten Artikel bisher erstellt und bearbeitet haben! Genaue Angaben über den Weg von H.Rauca nach 1945 kann ich nicht machen, ich stelle hier auch nur das zur Diskussion, was ich sicher und glaubhaft (von 1. Bezugspersonen) gehört habe. Generell bin ich an der Aufarbeitung der Taten und Ereignisse von damals sehr interessiert.
- Nach dem Ende des Krieges soll Rauca zunächst in seine sächsische Heimat zurückgekehrt und sich dort der amerikanischen Besatzung gestellt und von 1945 bis 1948 in amerikanischem Gewahrsam befunden haben.<ref>''Re Federal Republic of Germany and Rauca''(1983/1992), S. 284f.</ref>
Das bezweifle ich. H.R. soll 1945 wieder in Plauen aufgetaucht sein und zwischenzeitlich immer wieder mal dort gewesen sein. Wann genau, kann ich nicht sagen. Er hat sich aber keinesfalls ununterbrochen von 45-48 in am. Gewahrsam befunden. Auch wenn die genauen Angaben von Verwandten differieren, ist es sehr sicher, dass er immer wieder mal in Plauen war.
Die folgende Darstellung scheint mir eher zu stimmen. Von der Westfront weiß ich nichts, Fakt ist aber wohl, dass er ca. 1/2 bis 3/4 Jahr in einem Internierungslager für SS-Offiziere in Ziegenhain war (vermutlich STALAG IX A Ziegenhain). Nach Aussage eines nahen Verwandten soll er dann dort von den US-Amerikanern als Mitläufer eingestuft und freigelassen worden sein. Historisch gesichert ist diese Aussage aber nicht.
- Nach anderer Darstellung wurde er zunächst an die Westfront versetzt, dort von Amerikanern gefangengenommen und in einem Speziallager für ehemalige SS- und Gestapo-Offiziere interniert, am 11. November 1945 aber in ein amerikanisches Militärhospital in Karlsruhe überführt, dort als Krankenpfleger beschäftigt und schon nach acht Monaten in die Freiheit entlassen.<ref>Margolian, ''Unauthorized Entry'' (2000)</ref>
Soviel ich weiß, verließ H.R. 1947 oder '48 Plauen endgültig. Er ging meines Wissens in den Westsektor und arbeitete in Kohlegruben im Raum Duisburg, evtl. auch als Pfleger in einem Krankenhaus. Ab 1950 habe ich nichts hinzuzufügen.
Zum Auslieferungsverfahren
- Hinweise auf seine Anwesenheit in Kanada lagen seit Anfang der 1970er-Jahre vor.
Laut Aussage des jüdisch-kanadischen Journalisten und Autors Sol Littman, der den Fall Rauca als Journalist des CBC verfolgt hatte und für sein Buch "War Criminal on Trial" etliche Reisen (u.a. in die SU/Litauen und in die DDR) unternommen hatte, hatte der DDR-Staatsanwalt Dr. Günther Wieland frühzeitig Informationen über H.R., auch darüber, dass sich Rauca ab 1950 in Kanada aufhielt. Er versuchte, deswegen mit Kanada Kontakt aufzunehmen, "Kanada" lehnte das allerdings ab, da es diesbezüglich nicht mit einem Land hinter dem "eisernen Vorhang" Verbindungen aufnehmen wollte. Um den Fall Rauca überhaupt weiterverfolgen zu können, gab Wieland Mitte oder Ende der 50er Jahre die Rauca-Akte an die Sammelstelle für NS-Verbrechen in Ludwigsburg (BRD). Auch die westdeutsche Seite müsste also bereits Ende der 50er zumindest über den dringenden Verdacht, dass sich H.R. in Kanada aufhalten könnte, informiert gewesen sein.
- In Erwartung seines Prozesses verstarb er während der Untersuchungshaft am 29. Oktober 1983 an Krebs.
Maßgeblich mit dem Fall befasste Leute nehmen an, dass die offizielle Todesursache nachträglich von den Verantwortlichen fingiert wurde. Jene Leute, die ich bewusst nicht namentlich nennen möchte, nehmen an, dass H.R. sich bewusst (kurz vor Prozessbeginn) seinem Prozess entzogen hat.
PS: Falls jemand seriöse Informationen über eine Zusammenarbeit, Beobachtung oder den zwangsweisen Zugriff der Staatssicherheit der DDR auf Mitglieder der Familie Rauca hat, bin ich für diese Informationen sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen --Reglindis 15:05, 28. Jul. 2011 (CEST)
- Hallo Reglindis, der Artikel geht im wesentlichen auf mein Konto, und da es sich um ein Thema weit außerhalb meiner fachlichen Expertise handelt und ich den Artikel damals in Reaktion auf einen Löschantrag auch nur aus dem Stegreif mit online verfügbaren Materialien neugeschrieben habe, ist er sicherlich noch sehr verbesserungsfähig. Falls Du die Autorin von Vuchelbeerbaamland bist, sind Deine Aussagen über die mündliche Überlieferung im familiären Umfeld sicherlich beachtenswert. Da sie aber für die Zeit 45-47/48 nicht wesentlich von Margolin abweichen und anscheinend noch nicht publiziert sind, möchte ich selbst an der fraglichen Stelle im Artikel erst einmal nichts ändern. Was die Vorgeschichte der Auslieferung angeht, sollte das, wenn Littman es publiziert hat, auf jeden Fall in den Artikel. Ich kenne Littmans Buch War Criminal on Trial leider immer noch nicht, verstehe ich Dich richtig, daß er die Angaben über das Vorgehen Wielands dort so publiziert hat? Wenn Du es dort oder in einer anderen Publikation Littmans gelesen hast, könntest Du dann den Artikel mit entsprechender Quellen- und Seitenangabe ergänzen? Grüße, --Otfried Lieberknecht 16:51, 28. Jul. 2011 (CEST)
Hallo Otfried, ich bin mir im Moment nicht sicher, ob S. Littman dieses (zur Vorgeschichte) publiziert oder es mir erzählt hatte. Ich sehe mal nach, ob ich was dazu in "War Criminal" finde. Littman hatte sich in "War Criminal" m.E. ziemlich kryptisch über das Gespräch mit Wieland ausgedrückt. Naja, er war kanadischer Journalist, in Zeiten des kalten Kriegs. Ich habe noch weitere Infos von ihm, aber wenn das "nur" mündliche Infos waren, kann ich sie hier wohl nicht beitragen, weil nicht belegen. Gilt als Quelle auch das kanadische Anhörungsprotokoll (Appeal Book) von 1983 oder ist das inoffiziell? Lieben Gruß --Reglindis 23:33, 28. Jul. 2011 (CEST)
Hallo, ich habe den Artikel entsprechend ergänzt. Ebenfalls die Info zu Ziegenhain, da sicher ist, dass H.R. dort interniert war (private Erzählungen decken sich mit Littmans "War Criminal". Was mir aber vollkommen schleierhaft ist, ist die Tatsache, dass die DDR-Presse nichts publizierte, als Rauca ausgeliefert wurde. Sein Fall ging 1983 durch die Weltpresse. Lt. Littman hatte Wieland sehr großes Interesse daran, Rauca aufzuspüren. Wieso hat dann niemand in der DDR offiziell auf seine Auslieferung an die BRD reagiert? Ich weiß, dass das nicht in die Diskussion hier gehört, aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp. Grüße --Reglindis 02:42, 14. Aug. 2011 (CEST)
Hallo, noch einige Ergänzungen/Änderungen:
Nachkriegszeit Fakten, lt. War Criminal on Trial Sol Littman, S. 126:
- H.R. war bereits nach 7. Mai 45 wieder in Sachsen - er war eine Zeit lang in einem Camp für SS und Gestapo Offiziere in Ziegenhain, Hessen interniert - am 11.11.45 wurde er ins Militär Hospital in Karlsruhe überführt, wo er ordnungsgemäßen Dienst für 8 Monate tat – s. auch Quelle 9) Margolian, Unauthorized Entry (2000), S. 113. (nicht signierter Beitrag von Reglindis (Diskussion | Beiträge) 22:12, 14. Aug. 2011 (CEST)) --Reglindis 23:09, 14. Aug. 2011 (CEST)
Zum Auslieferungsverfahren
Er reiste unter seinem eigenen Namen ein, den er 1956 bei der Beantragung der kanadischen Staatsbürgerschaft lediglich geringfügig für 6 Monate in der Schreibung zu „Rauka“ änderte. Danach lebte er wieder unter seinem Original-Namen.
Anmerkung/Erläuterung: Die phonetische Umschreibung von osteuropäischen Namen war bei der US-Immigration offenbar zulässig. (z.B. phonetische Umschreibung aus dem kirillischen Alphabet ins Lateinische). Littman nimmt an, dass US-Geheimdienste das als Trick (möglicherweise bei ihrer Fluchthilfe für Nazi-Collaborateure) bewusst genutzt haben, um Polizei und Behörden zu verwirren. Er zitiert auf S. 140 (War Criminal on Trial), aus The Belarus Secret von John Loftus, allerdings ohne Seitenangabe.--Reglindis 23:09, 14. Aug. 2011 (CEST)
Sehr gut
[Quelltext bearbeiten]Dieser Artikel ist sehr gut gemacht. Oft ist man ja nicht so zufrieden mit den Artikeln. Hier aber ist das anders. Allen, die hier mitgewirkt haben, vielen Dank. Atomiccocktail (Diskussion) 08:43, 23. Aug. 2017 (CEST)