Diskussion:Indigene Bewegung in Chile
Der Artikel scheint zwar oberflächlich sehr objektiv gehalten zu sein, spiegelt meines Erachtens aber eine eindeutige politische Richtung (linkslastig) wieder. Interessant wäre hierbei zu erfahren, ob die Autoren bereits einmal in Chile waren und sich vor Ort einen Überblick über die aktuelle Situation der Mapuche gemacht haben.
Seit 1996 bin ich nun schon 5 Mal für längere Zeit nach Chile gereist und war hierbei vorwiegend im Süden in der IX. Region unterwegs, in der auch die meisten Nachkommen der Mapuche leben. Hier hatte ich mich schon sehr häufig mit Angehörigen von Mapuche-Stämmen unterhalten und in diesem Jahr auch eine Demonstration von Mapuche in Temuco miterlebt.
Zum einen ist zu bemerken, dass die benannte Gewaltfreiheit der Demonstrationen wohl nicht der Wahrheit entspricht. So wurde mir von einer Vielzahl von Chilenen bestätigt, dass es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die Polizei kommt. In der Tat sind die chilenischen Polizeiwägen in dieser Region mit Drahtgittern an den Fenstern verstärkt. In anderen Gebieten habe ich so etwas nie gesehen. Da ich es immer interessant fand, wie ein Land kurz nach einer Diktatur mit der Geschichte umgeht, habe ich immer sehr darauf geachtet, wie die chilenische Polizei mit dem Thema Bürgerrechte umgeht. Meine Erfahrung nach allen Reisen ist, dass im Gegensatz zu Peru (sehr korrupte Beamte) sich in Chile die Polizisten immer sehr korrekt verhalten haben. Ich habe nie bemerkt, dass Angehörige der Mapuche schikaniert oder schlechter als andere Chilenen behandelt wurden.
Zufällig war ich gerade in Santiago unterwegs, als im letzten Dezember der Ex-Diktator Pinochet starb. Hier war ich als interessierte Beobachter an der Demonstration der Pinochet-Gegner beteiligt. Betroffen hat mich hierbei gemacht, dass es viel weniger um die ungeklärten Todesfälle und während der Diktatur verschwundenen Bürger ging, sondern vor allem um eine politische Selbstdarstellung der politischen Linken. Hier wurden Hammer und Sichel Fahnen geschwenkt und Sozialistenfahnen ausgerollt. Nur wenige erinnerten an das Unrecht des Regimes.
Interessant in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Demonstranten begannen die Wände mit Pro-Mapuche-Sprüchen zu beschmieren. Was die Forderung nach einem unabhängigen Mapuche-Staat in dem Kontext zu suchen hatte war aber nicht ersichtlich. Kurz darauf wurden Schaufenster zertrümmert und die Demonstranten begannen mit Steinen auf die Polizisten zu werfen, welche sich wiederum mit Tränengas zur Wehr setzten. Solange die Demonstration friedlich war, gab es aber keine Represionsmaßnahmen - vielmehr stand die Polizei einfach nur da wie in jedem anderen Land eben auch. Die friedliche Demonstration dauerte einige Stunden, bis es zu den Ausschreitungen kam. Hier von einer überzogenen Repression des Staates zu sprechen ist meiner Meinung nach nur linke Stimmungsmache. Zudem bleibt vollkommen unerwähnt, dass Chile derzeit von einer Sozialistin regiert wird, die sich sehr wohl für die Rechte der Mapuche stark macht.
In Temuco selbst war ich wie gesagt auch bei einer Demonstration der Mapuche zugegen und fand es hier sehr interessant zu sehen, dass die große Masse von einigen wenigen "Anheizern" zu einer aggressiven Stimmung angetrieben wurden. Der Wortführer sah hierbei optisch nicht aus wie ein Angehöriger der Mapuche und trug im Gegensatz zu den restlichen Demonstranten auch keine entsprechende Kleidung. Für mich drängte sich sehr stark der Eindruck auf, dass das Indigena-Thema politisiert wird und die Mapuche für linke Propaganda instrumentalisiert werden.
Ziel der Gruppe war auch nicht auf Mißstände bei der Verteilung der Güter hinzuweisen, sondern die Forderung nach einem eigenen Staat der Mapuche in der IX. Region in Chile. Unabhängig von der Frage, ob solch ein Staat politisch überhaupt sinnvoll oder überlebensfähig wäre, stellt man sich als europäischer Betrachter natürlich schon die Frage, wie weit die Geschichte bzgl. Gebietsforderungen noch zurückgedreht werden kann oder soll.
Dieser Eindruck verstärkte sich auch sehr im Gespräch mit den Mapuche, die ich im Lauf der Zeit kennengelernt habe. Einer von ihnen war auch ein Kazike, also eine Art Häuptling. Wie er mir sagte steht die Mehrzahl der Mapuche solchen Forderungen auch sehr skeptisch gegenüber. An sich fühlen sich die Mapuche auch als Chilenen und haben nicht das Gefühl unterdrückt und entrechtet zu sein.
Zudem sind die Mapuche auch nicht wie dargestellt rechtlos. Vielmehr gibt es in Chile sehr starke Schutzvorschriften für Mapuche. So darf deren Land nicht an Nicht-Mapuche verkauft werden um einen Ausverkauf der Reservate bzw. des Indigena-Land zu verhindern. Im Norden des Landes in San Pedro de Atacama gibt es bei den lokalen Tourismusattraktionen eine eigene Abgabe an die örtlichen Indigena-Gruppen. Das Geld wird also direkt an die Indigenas gezahlt und von diesen verwaltet. Eine ähnliche "Indigena-Steuer" habe ich in keinen anderen südamerikanischen Land gezahlt. In der Ortschaft habe ich mich auch mit mehreren Einwohner unterhalten. Von diesen wurde mir glaubhaft versichert, dass die gesamte Politik des Ortes (ich möchte behaupten der wichtigste Tourismus-Ort in Nordchile) von der Gemeinschaft der indigenen Völker bestimmt wird. Chilenische Bürger europäischer Abstammung fühlten sich hier eher als unbeachtete und unwichtige Minderheit.
Abschließend will ich noch darauf hinweisen, dass in gesamt Chile die Mapuche-Kunst überaus präsent und beliebt ist. Überall wo es Tourismus in Chile gibt, werden auch Schmuckstücke der Mapuche verkauft. Schnitzereien, Abbildungen und Motive der Mapuche sind auf jeden Markt erhältlich. Die Ortsnamen der Mapuche-Regionen sind entsprechend in der Mapuche-Sprache gehalten (Carahue etc.), soweit es sich nicht um neuere Orte handelt. Auch die Namen der Flüsse und Berge sind oft in Mapuche. In verschiedenen Museen wird der Mapuche Kultur gedacht. Bei einer Fotoausstellung in Carahue die ich besuchte spielte wie selbstverständlich ein Mapuche-Künstler seine Musik.
Bevor ich das erste Mal nach Chile gereist bin hatte ich noch nie etwas von den Mapuche und ihrer Situation gehört. Ich war deshalb wirklich unvoreingenommen und möchte beileibe keine Lanze für die politische Rechte des Landes oder den brutalen Ex-Diktator Pinochet brechen. Das Unrecht dieses Diktators ist unbestritten. Aber nach all den Reisen habe ich mir versucht eine objektive Meinung über die Situation der Mapuche in Chile zu machen. Und meine Erfahrungen und Beobachtungen weichen dann doch sehr von der Beschreibung in dem Artikel ab.
Bei der nicht indigenen Bevölkerung habe ich immer wieder gehört, dass das Thema aus dem Ausland nach Chile gebracht würde. Hier hatte ich den Eindruck, dass man aus verständlichen Gründen argwöhnisch Bestrebungen nach einen eigenen Staat etc. beobachtet. Mir wurde gesagt, dass Kinder von Mapuche kein Schulgeld zahlen müssen und die Mapuche selbst auch von diversen Grundsteuern etc. befreit sind. Genauer konnte ich das nicht nachvollziehen - es wäre aber sicherlich interessant dies auch abzuklären. Insgesamt ist die Kultur der indigenen Bevölkerung auf jeden Fall schützenswert und wichtig. Es kann aber natürlich auch nicht sein, dass eine Kultur über die andere gehoben wird und sich plötzlich die "zugereisten" Chilenen benachteiligt fühlen. Beide Kulturen haben meiner Ansicht nach das gleiche Existenzrecht.(nicht signierter Beitrag von Stefaktiv (Diskussion | Beiträge) )
zu linkslastig?
[Quelltext bearbeiten]Ich halte es für einen unglaublichen Vorgang, dass aufgrund dieses sehr langen Diskussionsbeitrags eines erklärten Anti-Linken (wie sich aus anderen Beiträgen desselben Herrn ergibt, der in den Jahren 2004 und 2007 in der WP editiert hat) ohne Signatur und daher ohne Datum ein Neutralitätsbaustein gesetzt wird und stehen bleibt! Anscheinend interessieren sich deutschsprachige Wikipedianer nicht für dieses abgelegene Land und noch weniger für indigene Völker in einer abgelegenen Gegend dieses Landes (komisch, die Indigenen sind doch sonst immer in). --Dlugacz 00:15, 19. Sep. 2010 (CEST)
"Lastig"
[Quelltext bearbeiten]Nur zur Klärung der Begriffe: Ein entschiedener Einsatz für ein lange entrechtetes Volk ist für sich gesehen weder "rechts" noch "links". Das Problem ist eher, dass beide politischen Lager, so sie nicht von vornherein hierfür gefühllos sind, sehr schnell davon abrücken, wenn es ans Eingemachte (für die eigene Klientel) geht. Hellsepp 00:43, 1. Okt. 2010 (CEST)