Diskussion:Jakob Stern

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Imbarock
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Moin,

ich bin was die Literaturangabe "1926: Das Lexikon der feinen Sitte als Kurt Adelfels" etwas irritiert, denn

1. Die erste Auflage des Lexikons erschien bereits 1888 (lt. meiner Ausgabe von ca. 1895)

2. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek wird das Pseudonym als "Kurt Adelfeld" (mit "Dora" am Ende) angegeben.

Da ich mich mit der Biographie von J.Stern jedoch nicht auskenne (sondern lediglich mittels google meinen Dachboden-Bücherfund "Lexikon ..." finanziell einordnen wollte), ändere ich hier erstmal nichts.

Schöne Grüße elinore 18:35, 16. Sep. 2007 (CEST)Beantworten

Tja, so ist das auch schon zwei Jahre her und für die Beantwortung der Frage wird sich in nächster Zeit nicht viel tun! Marie von Adelfelds und Kurt Adelfels, plötzlich wieder Marie von Adelfels usw. - Druckfehler oder nicht, es fehlt dringend eine wissenschaftlich aufgearbeitete Biografie! Der Bericht an die Landesversammlung der württembergischen SPD 1912, ich zitiere verkürzt: "Die Angehörigen desselben sind an den Landesvorstand herangetreten (...) Grabstein setzen zu lassen." Der Landesvorstand war dafür, aber die "linken" Stuttgarter Sozialdemokraten waren dagegen. Der in der Literatur gerne als "linker" Sozialdemokrat titulierte Stern schrieb seit 1905 für die reformistischen "Sozialistischen Monatshefte", unterstützte aber nach 1890 die radikalen sogenannten "Jungen", von denen viele wiederum später dem "Revisionismus" zuneigten. Diese Verwirrung kann nur aufarbeiten, der nicht hagiografisch Stern "wiederentdeckt", sondern den vielen Widersprüchen in seinem Leben, auch in seiner Zeit als Rabbiner, nachgeht. Der Text zum Lemma "Jakob Stern" geht auf den Freidenker Jestrabek zurück und fällt teilweise hinter Hellmut G. Haasis zurück. Wie immer man zu Jakob Stern stehen mag, er war ein ungemein belesener Zeitgenosse, ein häufig angefeindeter "Intellektueller" innerhalb der württembergischen SPD (schon auf den Landesversammlungen anfangs der 1890er-Jahre) und Clara Zetkins Nachruf auf "Jaköble" ist immens schöngefärbt, denn es gibt auch andere Stimmen, die ihn eher als vereinsamt arbeitenden Parteigenossen wahrgenommen haben. Ein tragisches Leben, dem man mit der Auflösung seines Grabes um 1985 vollends den Garaus machte. Dabei: "Es ist wenigstens unter deutschen Spinoza-Forschern bekannt, daß Jakob Stern zwischen 1886 und 1906 alle Werke und Briefe Spinozas für den Reclam Verlag ins Deutsche übersetzt und herausgegeben hat, der übrigens nicht einmal seinen Namen anführen wollte." (Michael Czelinski, 2003, leicht zu ergoogeln). -- Imbarock 00:03, 22. Dez. 2009 (CET)Beantworten
Traurig, traurig, wie man ihn behandelte, ja misshandelte! -- Michael Kühntopf 12:33, 22. Dez. 2009 (CET)Beantworten
Nach Christoph Rieber starb er am 3. April 1911 (Das Sozialistengesetz und die Sozialdemokraten in Württemberg 1878-1890, II.Teilband, 1984, S.833), nach Aaron Tänzer am 8. April und nach Zetkin am 4. April, dito nach den "Südwestdeutschen Persönlichkeiten" (1988, Kohlhammer Verlag). Letztere Version ist die wahrscheinlichste, es sei denn Rieber hatte in den Akten andere Angaben gefunden, die er aber in diesem Fall nicht konkretisiert hat. Da Dsikussionsseiten geduldig sind, will ich an dieser Stelle nicht versäumen, auf den von Hellmut G. Haasis (2. überarbeitete Auflage eines Redemanuskripts von 1994) mitgeteilten Bericht von Sterns Tod hinzuweisen. Er gibt seine Quelle(n) nicht an, doch scheint er Akten im Ludwigsburger Staatsarchiv gekannt zu haben, besaß Kontakte zu zwei Enkeltöchter Sterns und kannte womöglich Schriftsätze aus Heiner Grothes nicht verwirklichter Absicht (1977), über Sozialgeschichte und Individualgeschichte am Beispiel Jacob Sterns zu habilitieren. Haasis schreibt also:
"Am 1.April 1911 krachte in Sterns Haus ein Revolverschuß. Die jüngste Tochter Viola fand den Vater blutüberströmt am Schreibtisch sitzend. (...) Mit einer rauchenden Zigarre im Mund. Auf dem Kopf die Yarmulka, das Käppchen der Juden. Vor sich seine blutbefleckte hebräische Bibel aufgeschlagen. Jakob Stern hatte sich eine Kugel in den Kopf gejagt. (...) Gewissenhaft bis zur Pedanterie, wie Jakob Stern war, hatte er die illegal besorgte Pistole nach dem Schuß wieder in seinen Bücherschrank eingeschlossen. (...) Drei Tage lang rang er im Bürgerhospital mit dem Tod. In den Zeitungen und beim Eintrag im Standesamt verschwieg man den Freitod."
Eine autobiografische Skizze Sterns erschien 1912 posthum in der "Schwäbischen Tagwacht", nach Haasis der einzige "Rest" seines verlorenen Nachlasses, den niemand nach seinem Tode sicherte. -- Imbarock 00:32, 23. Dez. 2009 (CET)Beantworten