Diskussion:Jens Heimreich
Johannes Klein: Lyrik der letzten Jahre. Achte Betrachtung
[Quelltext bearbeiten]in: Kölnische Zeitung vom 16. Juni 1939, Seite 1 Deutsches Zeitungsportal</ref>
Weiter zurück liegen die Veröffentlichungen von Jens Heimreich. Sein Band „Ufer der Fruhzeit“ (Berlin o.J.) griff wohl nicht zufällig auf die Kindheitszeiten der Welt- geschichte zurück. Er wollte das Dunkle und zugleich Lichte, Frühlingshafte in allem anbrechenden Leben erraten. Insofern unterscheidet sich sein Buch auch thematisch von Barthels Schöpfung, obschon man vom beginnenden, kindlichen Menschen sagen kann, daß er inmitten der Dinge ist. Nun ist Jens Heimreich ein Lyriker, der altes Können mitbringt, auch die zarten und bestrickenden Töne des Spätlings haben kann. Aber hat Rielke sie nicht auch gehabt — und wurde trotzdem in seinen späten Dichtungen ein Neubeginner? Die Umbrüche von alternder zu junger Zeit vollziehen sich nicht nur in der Weltgeschichte überraschend. Auch in den geistigen Menschen er- scheinen sie so. Deshalb mischt sich bei Heimreich eine meisterhaft gehandhabte Endkunst mit den Gesichten einer Anbruchs- zeit, und alle Dinge werden neu — Bäume zu Zeugen einer Rede und Wesenheit, die uns zwar entzogen ist, die wir nicht mehr verstehen — aber hinter alledem steht das Erlebnis, vor dem Unbekannten zu stehen. Und es sei wiederholt, daß alles Neue damit anfängt. — Fraglos erkennt man manchmal bei Heimreich den Ton Hoffmannsthals. Man erkennt aber darüber hinaus etwas anderes: „Von der Dunkelheit der Liebenden“; eine Strophe sei gegeben: Denn da wir wandeln durch die Abende der Seelen, regt sich die Nacht, und blasse Spuren versäumter Stunden werden zu Befehlen. Wie Fahnen schwarz mit schwankenden Konturen erwachen Wünsche, die wir nie erfuhren, und sind in uns wie in den Steinfiguren, die auf den Plätzen stehn und sich bewegen und Sehnsucht haben und verbot'nen Segen um Mitternacht im weißen Sternenregen. --WMS.Nemo (Diskussion) 18:34, 16. Dez. 2023 (CET)
Jens Heimreich: Die Teufelsbrücke. Selbstanzeige eines Romans
[Quelltext bearbeiten]In: Kölnische Zeitung vom 28. Februar 1944, Seite 6 Deutsches Zeitungsportal
Zwei Gedichtbände, die „Ufer der Frühzeit“ und die „Koren" in denen der dichterische Versuch einer neuen Mythenbildung gewagt wurde, sind von mir erschienen. Vor dem Ausbruch des Krieges begann der Roman „Die Teufelsbrücke (Verlag der Greif, Walther Gericke, Wiesbaden und Leipzig) zu entstehen, in welchem das alte Problem des Doppelgängers verknüpft wird mit dem Bedürfnis das, was gemeinhin Wirklichkeit genannt wird, zu deuten und zu überwinden. Eigene Erlebnisse aus der ersten Studentenzeit und Eindrücke, die ich während eines Aufenthaltes im Ausland sammelte, sind im Prisma der Phantasie gebrochen und auf eine romantische, magische Ebene erhoben, so daß alle Ereignisse dieser Erzählung wohl im Geiste erlebt und erlitten wurden, der realen Vergangenheit aber nicht entsprechen. Der Roman enthält manches, was durch die stürmische Entwicklung der Jahre und die Härte der Gegenwart überwunden scheint, gleichwohl aber mit seinen einmal lebendig gewordenen Bildern und Gestalten immer noch derart zwingende Gewalt über mich besaß, daß ich mich von dem Stoff nicht anders zu lösen vermochte, als ihm die Gestalt zu geben, in der er jetzt veröffentlicht wird. Soweit es der Krieg zuläßt — der Verfasser steht als Soldat in Rußland —, gilt meine Arbeit weiterhin dem Versuch zu einer neuen mythologischen Wirklichkeit im Spiegel des abendländischen Geistes, dessen goldene Klarheit mir die lichte Schönheit unserer Sprache gewährleisten soll. Jens Heimreich. --WMS.Nemo (Diskussion) 18:35, 16. Dez. 2023 (CET)