Diskussion:Johann Fercher von Steinwand
Ein österreichisches Dichterleben
[Quelltext bearbeiten]Einen traurigen Hinweis auf das Leben des Dichters gibt Karl Kraus im Heft 97 der "FACKEL". Er schreibt
Nahezu alle Tagesblätter haben kürzlich eine Anzeige über den Tod des Dichters Johannes Fercher von Steinwand veröffentlicht, die mit den Worten schloß: »Dem gottbegnadeten Dichter, dem erhabenen Sänger der Natur, dem strengen Hüter idealer Sinnesart, dem glühenden Verehrer des Vaterlandes, dem sieghaften Bezwinger seines harten Schicksals, dem edelsten der Menschen und liebwertesten der Freunde weihen schmerzerschüttert, aber nicht gebrochenen, sondern erhobenen Herzens den Zoll unauslöschlicher Liebe und Verehrung seine überlebenden treuen Freunde.« Nie ist eine pathetischere Parte ausgegeben worden, nie eine unaufrichtigere. Die überlebenden treuen Freunde hatten höchstens ein Recht, bei dieser Gelegenheit des »sieghaften Bezwingers seines harten Schicksals« zu gedenken. Denn die schmerzerschütterten, aber nicht gebrochenen Freunde des toten Fercher von Steinwand haben ihn bei Lebzeiten unerschüttert und ungebrochen hungern lassen. Und Fercher wäre auch verhungert, wenn ihn Professor Dr. Josef Hyrtl nicht unterstützt und ihm eine Jahrespension von 600 Gulden gesichert hätte, die ihm bis zu seinem Tode von der Hyrtl—Stiftung ausbezahlt wurde. So ergeht es den meisten österreichischen Schriftstellern, die überlebende treue Freunde haben. Ferdinand Kürnberger — nur Schicksale, nicht Begabungen seien hier verglichen — hätte in einem Spital sterben müssen, wenn sich nicht Kaulbach seiner angenommen hätte. Joseph Schöffel bewahrte den Leichnam vor dem Eingescharrtwerden in dem Winkel eines Münchener Friedhofs und ließ ihn in heimischer Erde, in Mödling bestatten. Jetzt, da dem Lyriker Fercher von Steinwand ein Ehrengrab gesichert ist, sind die Freunde mit dem gewissen »Zoll« der Liebe und Verehrung freigebig. … Roland Welcker 17:02, 16. Jan. 2012 (CET)