Diskussion:Julija Igorewna Stepanowa
Whistleblower ??
[Quelltext bearbeiten]Also warum diese Frau ein Whistleblower sein soll, erschließt sich mir nicht so ganz.
Ein Whistleblower ist doch jemand, der auf Missstände stößt und, anstatt von den Missständen selbst zu profitieren, es vorzieht diese dann an die Öffentlichkeit zu bringen.
Bei Frau Stepanowa ist es jedoch so, dass sie und ihr Mann jahrelang von den Missständen profitiert haben. Erst NACHDEM man ihr 2013 wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischen Pass alle seit 2011 errungenen Plätze aberkannt und eine zweijährige Sperre gegen sie verhängt hatte, wechselten sie und ihr Mann die Seiten.
So etwas ist für mich eine Flucht nach vorn, denn ihrer Karriere war ja 2013 ein schwerer Schlag versetzt worden. So wie ein enttarnter Spion, der sich nach seiner Enttarnung entscheidet, anstatt ganz aufzuhören, die Seiten zu wechseln.
Solche Leute wie die Stepanowas sind für mich von daher keine echten Whistleblower. Opportunismus ist hier die eigentliche Triebkraft, also eher das Gegenteil von Whistleblowertum. Dagegen ist Edward Snowden beispielsweise für mich ein klassischer Whistleblower. Zu seiner Motivation sagte er: „Ich erkannte, dass ich Teil von etwas geworden war, das viel mehr Schaden anrichtete als Nutzen brachte." D. h., Snowden erkannte von sich aus, dass es falsch ist, was er da machte, ohne dass ihm irgendjemand dies unter Androhnung von ernsthaften Konsequenzen unter die Nase halten musste. Genau dies war aber bei Julija Stepanowa nicht der Fall.
Ich finde die Kategorisierung Whistleblower deshalb recht fragwürdig.--91.61.120.166 10:17, 27. Jul. 2016 (CEST)--91.61.120.166 10:17, 27. Jul. 2016 (CEST)
- Kleine Ergänzung. In diesem Guardian-Artikel vom 25. Juli 2016 heißt es:
- "The Stepanovs also took issue with the implication from the IOC that Yuliya only spoke out following a positive test, calling into question her motivation for whistle-blowing."
- Das heißt, beim IOC wird ihre Motivation auf ähnliche Art kritisch gesehen, denn erst NACHDEM sie erwischt worden war, wurde sie zum "Whistleblower". Diese Ehre gebührt aber eigentlich nur jemanden, der auspackt, BEVOR er beim Dopen erwischt wird. Und das hat Julija Stepanowa eben nicht getan. Andererseits ist es natürlich lobenswert, dass sie, anstatt einfach weiter zu machen wie bisher, die Doping-Strukturen im russischen Sport offenlegt. Sie ist dann aber eher eine Art Kronzeuge und kein Whistleblower. Kronzeugen hoffen natürlich immer auf Straffreiheit oder wenigstens Strafmilderung. Dass sie jetzt auf die Entscheidung des IOC, alle russischen Sportler, die in der Vergangenheit beim Dopen erwischt wurden, von den OS in Rio auszuschließen, wütend reagiert, ist zwar irgendwie verständlich, aber irgendwie auch nicht.
- Reuters schreibt übrigens, dass auch das IOC Stepanowas Rolle bei der Aufdeckung der Dopingstrukturen im russischen Sport würdigen möchte und hat das Ehepaar deshalb als Gäste des IOC nach Rio eingeladen. (Doping paradox rules whistleblower Stepanova out of Rio)
- Wörtlich schreibt Reuters: "The executive board have appreciated that she came forward and she and her husband, who also played a very important role, are being invited to the Olympic Games as a guest of the IOC."
- In dem Artikel wird auch darauf hingewiesen, dass Dopingsündern aus anderen Ländern die Teilnahme nicht verwehrt wurde:
- "A similar rule by the British Olympic Association to ban the nation's drugs cheats from Olympic participation for life was also rejected by CAS ahead of the 2012 London Games, allowing sprinter Dwain Chambers to race.
- The CAS decision will allow many past doping offenders from around the world, including top US runners Justin Gatlin and LaShawn Merritt, to compete in Rio." Dass Dopingsünder aus den USA in Rio starten dürfen, russische Dopingsünder dagegen nicht, wird für den Kronzeugen Julija Stepanowa natürlich besonders bitter sein.--91.61.120.166 11:04, 27. Jul. 2016 (CEST)