Diskussion:Max Hinsche
Archivfund
[Quelltext bearbeiten]Abschrift von handschriftl. Entwurf für die „Kanonenkugel“ von Hanns Franke:
Max Hinsche zum Gedächtnis
Wenn der November zu Ende geht, erinnern wir alten Radeberger uns immer wieder an Max Hinsche, den treuen Arbeitersohn unserer Vaterstadt Radeberg. Am 23. November 1939 verließ uns der große Freund unserer heimischen Wälder, der ausgezeichnete Kenner desTierlebens und weidgerechte Jäger. Seine Jugendzeit als Proletarierkind war nicht leicht. Nach der Schulzeit erlernte er den Glasmacherberuf. In jeder freien Stunde zog es Freund Max aus der stickigen Luft der „Hütte“ in unsere Wälder. Wer mit ihm unsere Heimat durchstreifte, konnte bis weilen einen Blick in sein Inneres werfen, das sich unter der rauhen Schale des Glasmachers verbarg. Er war mir von Jugend auf ein vorzüglicher Lehrmeister, dem ich aufmerksam und dankbar lauschte. Es war während des ersten Weltkrieges. Hunger und Not lasteten schwer auf den Arbeiterfamilien. Während seiner Lazarettzeit wagte der Soldat Max Hinsche dann und wann einen Schuß ohne Jagdschein, um Bekannten zu helfen. Eines Tages wurde er dabei gestellt. Sofort meldete sich der „Freijäger“ wieder an die Front, und die Akten wurden geschlossen. Nach dem verhaßten Kriege lockte es Max mit Macht in die Ferne. Die Ersparnisse reichten nicht aus zur Beschaffung von Kleidung, Jagdgeräten und für die Reisekosten. Schweren Herzens verkaufte er seine wertvolle Vogelsammlung. Daneben nahm er noch eine Hypothek auf sein Grundstück auf. Dann ging es auf die große Reise. In Amerika verdingte sich Max Hinsche zunächst als Arbeiter auf einer Farm, um Geld zu verdienen. Dabei wurden die letzten Vorbereitungen für die Fahrt in die Wildnis getroffen. Neun Jahre durchstreifte unser Max als Trapper, Großwildjäger und zoologischer Sammler die riesigen Wälder im Nordwesten Kanadas. Die Gegenden am nördlichen Athabaskastrom und im Hochgebirge des Yukonterritory wurden ihm zur zweiten Heimat. Getreulich zeichnete er all seine zahlreichen, mitunter lebensgefährlichen Erlebnisse auf und überlieferte sie in seinem Lebenswerk „Kanada wirklich erlebt“ der Nachwelt. Zurückgekehrt von jahrelanger Fahrt gab es ein freudiges und herzliches Wiedersehen mit seiner Familie und im Kreise lieber alter Freunde. Beim Betrachten der vielen Jagdtrophäen und Bilder sowie bei spannenden Erzählungen habe ich stundenlang mit meinem Schulfreund zusammengesessen. Bald aber trieb es ihn wieder hinaus, diesmal in die gigantische Bergwelt der Steiermark. Ein derber Händedruck in die Freundeshand, ein letztes Abschiedswort, und schon brauste der Zug südwärts. Ahntest du, lieber Max, daß das deine letzte Fahrt sein sollte? In Rottenmann in der Steiermark ereilte den großen Weidmann ein tragisches Geschick. Bei einem Pürschgange brach sein altes Leiden, ein Magengeschür, auf. Treue Bergfreunde geleiteten den todkranken Mann auf denkbar schwierigen Wegen hinunter zu Tale ins Krankenhaus zu Rottenmann. Alle ärztliche Kunst war vergebens. Unser Max Hinsche schloß die treuen Augen für immer. Tieferschüttert vernahmen wir die Kunde vom frühzeitigen Tode unseres lieben Freundes. In seinem Buche und in den Meisterwerken seiner Präparierkunst lebt Max Hinsche weiter. Sie zeugen in den großen Tiermuseen von Dresden und Berlin, in der Schau der Pestalozzi-Oberschule und in vielen Bürgerhäusern von seiner fleißigen und geschickten Arbeit. Wenn Nebelschleier unsere Heimatlandschaft umwallen, schweifen unsere Gedanken hin zu seinem frühen Grabe in der Steiermark. Für uns ist der treue Freund nicht tot! In seinen großen Leistungen als Jäger und Forscher, in seinen Werken als Präparator, in seinem Werk „Kanada wirklich erlebt“ und nicht zuletzt in unserem Herzen bleibt der Radeberger Arbeitersohn und Glasmacher Max Hinsche unvergeßlich.
gez. Hanns Franke
F.d.R.d.A.
--Schloss Klippenstein (Diskussion) 14:24, 7. Dez. 2019 (CET)