Diskussion:Neunkirchen (Hunsrück)

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Aktualisierungen der Basisdaten:

EW: aktuel 01.02.09 149

Zum weiteren möchte ich in meiner Eigenschaft als Ortsbürgermeister unter der Rubrik Politik folgende Leitsätze zur Entwicklung der OG Neunkirchenm, die von mir erstelltr wurden, einfügen lassen:

Leitbild Ortsgemeinde Neunkirchen - Richard Pestemer, Ortsbürgermeister OG Neunkirchen in der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf -

Neunkirchen blickt auf eine ca. 732 jährige wechselhafte Geschichte zurück. Bis in die 70iger Jahre dieses Jahrhunderts hinein war es vorwiegend von kleinbäuerlicher Agrarwirtschaft geprägt. Heute indessen gibt es keinen agrarwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb mehr. Die gemeindlichen Agrarwirtschaftsflächen sind verpachtet.

Der Gemeindewald unterliegt im Forstzweckverband Talling der gemeinsamen Bewirtschaftung. Die ehemals selbständige Wasserversorgung/Abwasserentsorg -ung ist an die Verbandsgemeinde Thalfang abgetreten worden, ebenso die Schulversorgung. Die Kinderbetreuung erfolgt gemeinsam mit anderen Ortsge -meinden in der Kindertagesstätte Berglicht.

Formal-Politisch ist die Ortsgemeinde selbstständig, aber viele Hoheitsrechte – einschließlich des Planungsrechtes sind faktisch vor allem an die Verbandsgemeinde übergegangen.

Die Ortsgemeinde hat zwar nach wie vor das Recht einen eigenen Haushalt aufzustellen, aber real wird wegen der aktuellen Umlagenpolitik und wegen fehlender Gewerbesteuereinkommen und/oder nicht umlagefähiger Pachteinahmen z.B. aus Windkraft die finanzielle Selbständigkeit unterhöhlt. Eine eigenständige Investitions-tätigkeit zur Zukunftssicherung wird angesichts der drohenden demographischen Gesamt-Entwicklung erheblich erschwert.

Neunkirchen wird zudem wie alle anderen Ortschaften in unserem Bundesland und darüber hinaus mit globalen Herausforderungen auf wirtschaftlichen, finanziellen, sozialen, kulturellen sowie Umwelt-, Klima und Energiekrisen mittel – und unmittelbar konfrontiert.

Ungeachtet der immer noch fortschreitende globalen Konzentration im Agrarsektor und des zunehmenden Verschwinden der „mittelständischen“ lokalen/regionalen Produktions- und Versorgungsstrukturen gibt es zwei Schreinerbetriebe und einen Dorfladen. Aber Tatsache ist, dass die meisten der Erwerbstätigkeiten, die in Neunkirchen wohnen, außerhalb des Dorfes beschäftigt sind und teilweise bis nach Luxemburg und dem Saarland pendeln.

Für die nachwachsende dörfliche Jugend ist es in der Regel so gut wie ausgeschlossen innerhalb oder in unmittelbarer Nähe einen sicheren Arbeitsplatz zu finden.

Eine innerörtliche Versorgung der älteren Mitbürger/innen im Familienkreise kann relativ problemlos gewährleistet werden solange nicht eine andauernde Pflegeversorgung erforderlich ist.

Vor allem nach dem Schließen der Dorfgaststätte nimmt das Gemeindehaus eine wichtige Rolle als Begegnungszentrum für Jung und Alt bei verschiedenen generationenübergreifenden Festen ein. Die Filialkirche in Neunkirchen spielt aber inzwischen im immer noch überwiegend katholisch geprägten Neunkirchen nicht mehr die vorrangige Rolle als Dorfzentrum wie das noch einige Jahrzehnte nach dem 2.Weltkrieg der Fall war. Es ist nicht auszuschließen, dass das Bistum Trier über kurz oder lang seine Schließung erwägt.

Wegen des rasanten Strukturwandels der letzten Jahrzehnte kam und kommt es nach wie vor zum zahlreichen Weggang von jungen Leuten, der kaum durch den Zuzug von „außen“ ausgeglichen werden kann. Auch dadurch hat sich der früher bestimmende „katholisch-agrarische Charakter“ mit den traditionellen Autoritäten von Pastor, Dorflehrer und Schultes allmählich hin zu einer ansatzweise „multi-kulturellen Gemeinschaft“ mit all seinen Bereicherungs- und Konfliktpotentialen entwickelt.

Angesichts dieser aktuellen Bestandsaufnahme stellt sich für unsere Ortgemeinde die Frage, wohin sich Neunkirchen zukünftig entwickeln soll und kann. Diese Frage stellt sich verschärft, da es trotz gegenteiliger Bekenntnisse zum Erhalt auch der kleinen Ortsgemeinden im wissenschaftlichen und politischem Raum die Auffassung vertreten wird, dass es angesichts der demographischen Entwicklung, sprich der zunehmenden Überalterung und Abnahme der Gesamtbevölkerung mit gravierenden Folgen für die ländlichen Gemeinden, eine Konzentration auf größere „existenzfähige“ Strukturen – sprich der Aufgabe der kleinen Ortsgemeinden – unumgänglich ist.

Mit den nachfolgenden

10 Thesen zum Leitbild der zukünftigen Ortsentwicklung

soll eine Diskussion mit Praxisorientierung über unser Dorf hinaus anregen, eine Diskussion zur Wiederbesinnung auf das verschüttet geglaubte Selbstversorgungs- und Entwicklungspotential von Ortsgemeinden.


1.Die Ortsgemeinde Neunkirchen strebt aus ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Erwägungen die vollkommene Selbstversorgung mit Energie ausschließlich aus heimischen dezentralen erneuerbaren klimaschonenden Energien an. 2.Ebenso strebt die Ortsgemeinde Neunkirchen an, mittel- und langfristig eine existenzsichernde nachhaltige Nahrungsmittel-Versorgung zu sichern. 3.Die grundlegende Sicherung mit heimischen, dezentralen erneuerbaren Energien und Nahrungsmittelversorgungen ist ein unerlässliches Standbein für eine generationenübergreifende zukunftsfähige Ortsentwicklung. Das andere wesentliche Standbein ist eine verfassungsrechtlich garantierte finanzielle Grundausstattung zur Absicherung der kommunalen Daseinsvorsorge. 4.Die Eigenbeförsterung des gemeindeeigenen Waldes wird kurzfristig angestrebt. (Die Eigenbeförsterung wurde 2009 mit der Schaffung des kleinsten kommunalen Forstrevier und der Anstellung eines Revierförster mit Viertelstelle als Angestellter realisiert.) 5.Es gilt der Grundsatz, dass alle Aufgaben, die die Ortsgemeinde in Eigenverantwortlichkeit übernehmen will und kann von ihr wahrgenommen werden soll 6.Ohne eine aktive generationenübergreifende Bürgerbeteiligung können die in 1- 3 dargelegten Zielsetzungen allerdings nicht erreicht werden. Dazu bedarf es der Möglichkeit einer ständigen zentralen Begegnungsstätte mit einem gastronomischen Mindestangebot, einer Einkaufsmöglichkeit sowie Übernacht-ungsmöglichkeiten. Solch eine ständige Begegnungsstätte ist vor allem als ein Angebot an die Senioren zu verstehen. Gefördert wird zudem ein dorfverträglicher sanfter Wandertourismus. 7.Der Unterhalt des bestehenden Gemeindehauses sowie die Einrichtung einer ständigen generationenübergreifenden Begegnungsstätte sichern dem Gemein- und Vereinsleben die Zukunft und ermöglichen der nachwachsenden Generationen ihrem Heimatdorf die Treue zu halten. 8.Dorf-Innenentwicklung geht eindeutig vor Dorf-Außenentwicklung und verhindert eine Leerstandentwicklung. 9.Einer überörtliche Kooperation in Fragen wie der Seniorenbetreuung , Feuerwehr, Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs, Schul -und Kinderbetreuung, Kommunikations-Dienstleistungen, Kulturangebote usw. wird praktiziert und soll ausgeweitet werden. 10.Neunkirchen ist nicht der Nabel der Welt. Es ist aber heimatbewusst und weltoffen zugleich. Angesichts der steigenden Energiepreise wird sich die Ortsgemeinde für einen intelligenten Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum aussprechen, damit der Anspruch der heimatbewussten Weltoffenheit Realität werden kann.

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