Diskussion:Nihat Yusufoğlu
Darstellung in Der Pakt. Die Rechten und der Staat, 1993
[Quelltext bearbeiten]- >>Zwei Wochen später steht erneut ein Skinhead wegen eines Tötungsdeliktes vor Gericht. Der 20jährige Alexander T. muß sich vor dem Landgericht verantworten, weil er am 28. Dezember 1990 in der Westerwälder Kleinstadt Hachenburg dem 17jährigen kurdischen Asylbewerber Nihad Yusufoglu von hinten ein Messer ins Herz gestoßen hatte. Eine Gruppe von Skinheads war vor das Haus der Yusufoglus gezogen und hatte „Kanaken raus" skandiert. Als Nihad zusammen mit seinen zwei Brüdern vor das Haus trat, entwickelte sich die Auseinandersetzung. Obwohl der Skinhead sich selbst bei der Polizei als „Rädelsführer" der militanten und der inzwischen verbotenen „Nationalistischen Front" nahestehenden „Taunusfront" bezeichnet hatte, obwohl T. selbst dem Verfassungsschutz bei überregionalen Fascho-Aufmärschen aufgefallen war und obwohl ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen gegen ihn lief, verneint Jugendrichter Heinz Dietrich weitgehend einen rechtsextremen, rassistischen Hintergrund der Tat. Dietrich glaubt auch T., daß sich dieser bereits vor der Tat von der Skinheadszene abgewendet habe. Daß der aber unmittelbar vor der Tat Besuch von militanten Skins aus Saarbrücken hatte, gibt ihm dabei keineswegs zu denken. Dietrich kann sich auch nicht vorstellen, daß sich ein „Wochenend- und Freizeitskin" wie T, einer der „den unreifen Schwenk von Heavy metal zu Psychos und diesen Glatzköpfen gemacht hat", von rassistischen Parolen antreiben lasse. Er zeichnet das Bild eines unpolitischen Jugendlichen, der in Skinhead-Montur gegen den Frust und gegen die Enge des Heimatortes angekämpft hatte. „Es wird so dargestellt, als sei mein Sohn vom Apfelbaum gefallen", beklagt sich der Vater des Opfers verbittert über die unpolitische Betrachtung der Skinhead-Aktivitäten in dem Westerwald-Ort. Die Yusufoglus sind inzwischen aus Hachenburg weggezogen.<<, Bernd Siegler, Oliver Tolmein, Charlotte Wiedemann: Der Pakt. Die Rechten und der Staat, Verlag Die Werkstatt, 1993, Seite 83-84
Verlauf der Tat
[Quelltext bearbeiten]Es gibt verschiedene veröffentlichte Versionen über den Verlauf der Tat. Zunächst fällt auf, daß einige Quellen (z.B. das oben zitierte Buch Der Pakt von 1993) schreiben
a) Nihat und seine zwei Brüder seien nach Provokationen der Skinhaeds vor das Haus getreten.
In anderen Quellen, z.B. in dem Buch von U. Jungbluth: Durch den Rücken in die Herzkammer, 1991, welches auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft "Gegen Ausländerfeindlichkeit und für Demokratie" des Westerwald-Gymnasium einleitend zitiert wird, heißt es
b) Nihat sei mit einem jüngeren Bruder auf dem Weg nach Hause überfallen worden.
Ich halte a) für verläßlicher, denn der Prozeß, bei dem die näheren Tatumstände rekonstruiert worden sein dürfte endete 1992, also nach Erscheinen des Buches von Jungbluth.