Diskussion:Nullallomorph
Nullmorphem
[Quelltext bearbeiten]Wird Nullmorphem synonym zu Nullallomorph gebraucht? Oder gibt es einen Bedeutungsunterschied? rorkhete 21:14, 30. Okt. 2006 (CET)
Ich zitiere hier kurz aus der "Einführung in die Wortbildungslehre des Deutschen" von Bernd Naumann (3. neubearbeitete Auflage, 2000, aus der Reihe "Germanistische Arbeitshefte" des Niemayer-Verlags): "Mit Nullelementen arbeiten verschiedene Richtungen der strukturalistischen Sprachwissenschaft zwar schon lange, sie waren jedoch nie umstritten. Während man in der älteren Forschungsliteratur [...] ganz allgemein von Nullmorphemen spricht, differenziert man heute genauer zwischen Nullallomoprhen und Nullmorphemen [...]. Von Morphemen spricht man nur dann, wenn das Element [NULL-Zeichen] keine phonisch realisierten Allomorphe hat." (nicht signierter Beitrag von 85.181.237.226 (Diskussion) )
Tut mir leid: ich habe nicht auf "beobachten" geklickt und komme daher erst jetzt zufällig auf diese Seite. "Nullallomorph" dürfte einigermaßen klar sein. Bei "Nullmorphem" müsste es sich um eine Einheit handeln, die in keinem Fall lautlich oder schriftlich realisiert ist und dennoch Morphemstatus hat. Das klingt ein bisschen merkwürdig, geht aber zur Not doch: Wenn man sich das Flexionsparadigma eines maskulinen Substantivs (keine substantivierten Adjektive!) im Singular anschaut, dann sieht man, dass der Genitiv eine Flexionsendung hat, der Nominativ aber nicht. Das kann man ggfs. beschreibungstechnisch so behandeln, dass man den Kasus, die nie eine eigene Flexionsform aufweisen wie der Nominativ der Maskulina, dennoch ein Nullmorphem zuspricht, im Gegensatz zu den Kasus, die ein Flexionsmorphem aufweisen. Damit würde man den Gegensatz zwischen den Kasus morphologisch erfassen. Ich selbst neige eher dazu, zu sagen, dass es eben Kasus ohne morphologischen Ausdruck gibt. Wie bei vielem in der Linguistik haben aber verschiedene Autoren unterschiedliche Lösungen für verschiedene Probleme. Es gibt keine einheitliche Lösung. Den Unterschied zwischen Nullmorphemen und Nullallomorphen würde ich aber auf jeden Fall machen wollen, wenn ich "Nullmorphem" akzeptieren würde. Grüße Dr. Karl-Heinz Best 20:49, 20. Feb. 2007 (CET)
- Prima, danke. Mir fiel auf, dass es keinen Eintrag zu Nullmorphem gibt, sei es als Artikel oder erwähnt in Morphem o.ä. Stellt sich die Frage, ob man es kontrastiv hier im Artikel beschreibt (dann mit entsprechender Weiterleitung hierher). Gruß, rorkhete 22:07, 20. Feb. 2007 (CET)
Danke für die Anregung. Ich schreibe mal einen kurzen Artikel; dann kannst Du nachsehen, ob man's so lässt oder besser irgendwo integriert. Ich denke aber, ein eigenes Stichwort ist immer besser, auch wenn's nur kurz ist, weil es dann leichter zu finden ist. Dr. Karl-Heinz Best 07:37, 21. Feb. 2007 (CET)
der Lehrer - die Lehrer
[Quelltext bearbeiten]Ist das ein richtiges Beispeil von Nullallomorphie? Eine Pluralform die Lehrern gibt's doch nicht, oder? De Wikischim 10:58, 8. Feb. 2011 (CET)
Ja. Der Plural wird bei Wörtern auf -el, -er, -en am Substantiv selbst nicht ausgedrückt, bei fast allen anderen Substantiven aber doch. Also: Kind-er vs. Lehrer-0. Klassischer Fall für ein Nullallomorph. Dr. Karl-Heinz Best 17:58, 8. Feb. 2011 (CET)
- Aber dann ist mir noch immer nicht klar, ob die Endung -n in den Kinder-n, den Lehrer-n usw. dasselbe Pluralmorphem ist wie zum Beispiel in die Auge-n. Nur dann wäre dies ein richtiges Beispiel von Nullallomorphie, oder? Denn wenn es nicht die gleiche Endung wäre, würde es sich in z.B. die Lehrer-Ø nicht um Nullallomorphie sondern um ein Nullmorphem handeln. De Wikischim 23:44, 25. Feb. 2011 (CET)
Das Problem in der Flexionsmorphologie ist die hohe Homonymie. "-n" in "Kinder-n", "Lehrer-n" steht nur für "Dativ", während der Plural durch "-er" angezeigt wird. Bei "Auge" steht das "-n" für Plural, es gibt aber keinen eigenen Anzeiger für Dativ (im Plural). Also: "-n" ist einerseits Allomorph des Morphems "Plural" (von Substantiven) und andererseits Allomorph des Morphems "Dativ" (allerdings beschränkt auf Plural). Außerdem ist es z.B. Allomorph des Morphems "Infinitiv" ("sei-n", "stocher-n"... etc.) Nullmorpheme sind nur unter ganz besonderen Bedingungen sinnvoll, wenn überhaupt; man sollte möglichst ganz auf sie verzichten, sind sie doch Morpheme, die nie lautlich/schriftlich realisiert werden. Das widerspricht dem Begriff des sprachlichen Zeichens als Einheit aus Form und Inhalt. Dr. Karl-Heinz Best 11:31, 26. Feb. 2011 (CET)