Diskussion:Partito Socialista Italiano
Schleichender Edit-war um die (im Verhältnis zum Gesamtartikel überbetonte und zugleich verfälschend-verkürzt dargestellte) Rolle Mussolinis in der PSI (erl.)
[Quelltext bearbeiten]Angesichts der Kürze des Artikels ist die besondere Betonung Mussolinis als Mitglied, gar als angeblich „unangefochtener Chef“ der Partei im Jahr 1914 (übrigens eher eine Interpretation seiner Wirkung, und nicht eine Information über sein faktisches Parteiamt) in der Einleitung deutlich überbetont (noch dazu, wenn die Information (das Faktum) gestrichen/unterdrückt wird, dass derselbe Mussolini im gleichen Jahr (November 1914) aus der PSI ausgeschlossen wurde und sich im Anschluss daran zu einem erbitterten Feind der Partei entwickelte. Ohne diese (von Tuck2 wieder entfernte) Information wird der inhaltlich, im Überblick der Gesamtparteigeschichte falsche Eindruck lanciert, dass Mussolini auch inhaltlich für die Partei bis heute eine Art Traditionsfigur im positiven Sinn sei.
Natürlich bestreite ich nicht, dass Mussolini vor dem 1.WK Mitglied der PSI war. Und ich bestreite auch nicht, dass er als Chefredakteur des Parteiorgans L’Avanti und als Protagonist des syndikalistischen Flügels, dessen Anführer er in den frühen 1910er Jahren war, die reformistische Führung der Gesamtpartei (zeitweilig auch propagandistisch erfolgreich) in die Defensive gedrängt hatte, und die Parteikongresse zwischen 1912 und 1914 durch sein demagogisches Auftreten dominiert hatte. Ja, es stimmt sogar, dass er von 1912 bis 1914 Mitglied des Parteipräsidiums war, aber er war nie der formelle Chef (Vorsitzende) der Partei – auch und gerade 1914 nicht. Der hieß Filippo Turati und war seinerseits Angehöriger des reformistischen Parteiflügels.
Mussolini machte 1914 eine politisch-ideologische Kehrtwende. Wo er zunächst noch dem Antikriegsmanifest der PSI zugestimmt hatte, vertrat er wenig später bereits vehement die entgegengesetzte Forderung, dass Italien auf der Seite der Entente in den 1.WK eintreten sollte. Diese Position gegen die Mehrheit der Partei, auch gegen viele seiner Anhänger in der PSI bis dahin, führte zuerst zum Ausschluss aus dem Parteipräsidium und der Redaktion von L’avanti, und schließlich im November 1914 zum Parteiausschluss Mussolinis insgesamt. In der Folgezeit wandte sich Mussolini von seinen zunächst radikalen (vordergründig links-sozialistischen) Inhalten ab und entwickelte sich zu einem Gegner des Sozialismus. Er bekämpfte mit seiner faschistischen Organisation spätestens nach dem Krieg sowohl die PSI als auch die aus ihr hevorgehende KPI mit offener, auch terroristischer Gewalt. All dies findet im Artikel keine Erwähnung. Statt dessen steht dort nun wieder lediglich die interpretative, formell-faktisch jedoch falsche, zumindest irreführende Aussage, dass M. 1914 der (angeblich) „unangefochtene Chef“ der Partei gewesen sei.
Diese Aussage, - letztlich nichts anderes als eine durchaus begründete Interpretation Zeev Sternhells über Mussolinis Rolle/Wirkung in der PSI zu Beginn des Jahres 1914 – ist ohne die Erläuterungen der Zusammenhänge eine aus eben diesen Zusammenhängen gerissene irreführende verkürzung auch der Thesen Zernhells, der zu belegen versucht, dass die Wurzeln des Faschismus im 19.Jahrhundert liegen. Und in der im hiesigen Artikel stehenden mehr verschweigenden als erhellenden Verkürzung der Bedeutung Mussolinis in der Geschichte der PSI (eine Bedeutung, die zwischen 1910 und 1914 durchaus eine Relevanz hatte) – in dieser Verkürzung liegt zugleich eine grob verfälschende tendenziöse POV-Lastigkeit, durch die versucht wird, zum einen die Bedeutung Mussolinis für die Parteigeschichte insgesamt überzubetonen (angesichts der Knappheit des Artikels, wo weit relevantere Informationen zur Parteigeschichte bislang fehlen), zum anderen auf subtile Weise nahezulegen, dass Faschismus und Sozialismus mehr oder weniger dasselbe gewesen seien. - Das ist aber so nicht richtig und verfälscht im Übrigen auch die eigentliche Intention Zernhells, der als Belegstelle für diesen einen aus dem Zusammenhang gerissenen Satz über Mussolini angeführt wird. Zernhell geht es eben nicht darum, eine von manchen benutzern behauptete Ähnlichkeit zwischen Sozialismus und Faschismus zu belegen, sondern im gegenteil darum, aufzuzeigen, dass (ein teil) der Wurzeln des italienischen Faschismus in der Revision des marxistischen Materialismus durch vormalige Marxisten liegen, von denen Mussolini lediglich einer war. Ich zitiere mal aus einer fundierten Rezension zu Zernhells Buch aus der zeitschrift „analyse & kritik“, nachzulesen hier Zitierung eingerückt
- „In Wahrheit zeigt Sternhell [….]: Schon in der Einleitung definiert er die faschistische Ideologie als "das Produkt der Verschmelzung des organischen Nationalismus mit der antimaterialistischen Marxismusrevision" [….] Der Beitrag ehemaliger Linker zur faschistischen Ideologie besteht gerade nicht darin, dass sie marxistische Elemente eingebracht hätten. Vielmehr gingen sie von einer "antimaterialistischen und antirationalistischen Revision" des Marxismus aus, um schließlich bei dessen totaler Negation zu landen. "Revolutionär" blieb ihre Ideologie nur insoweit, als sie gegen das am Anfang des 20. Jahrhunderts herrschende System des politischen Liberalismus gerichtet war. Das Lager des "revolutionären Revisionismus" bekämpfte zwar denselben Feind wie die linke Minderheit in der Zweiten Internationale (Lenin, Luxemburg etc.): den sozialen Reformismus, wie er in der deutschen Sozialdemokratie zur höchsten Blüte herangereift war. Damit allerdings enden die Gemeinsamkeiten - auch das hebt Sternhell ausdrücklich hervor.
- Führender Ideologe des "revolutionären Revisionismus" war der Franzose Georges Sorel. Auf ihn beriefen sich später nicht nur die revolutionären Syndikalisten Frankreichs und Italiens (von denen die meisten Faschisten wurden), sondern auch Mussolini höchstpersönlich. Sorel, ein "guter Schüler von Marx" (Sternhell), brach zunächst mit der marxistischen Ökonomie und bekannte sich zum Privateigentum und zur freien Entfaltung der Marktwirtschaft, blieb aber seinem Verständnis nach ein Revolutionär und hielt am Klassenkampfgedanken fest. Sozialreformen und Demokratie würden das Proletariat nur vom Kampf um seine Befreiung abhalten, der Bruch mit dem als dekadent betrachteten System setze dagegen eine "totale moralische Revolte" voraus - dazu mobilisiere aber nicht die Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, sondern der Glaube an die Kraft "sozialer Mythen".“ (Zitat Ende)
Fazit: Die Rolle Mussolinis in der PSI (relevant zwischen 1910 und 1914) mag im Artikel über die Partei durchaus ihren Platz haben – und zwar unter einer Überschrift: Geschichte der PSI … dann, wenn der Artikel soweit ausgebaut ist, dass die Zusammenhänge bis in die Gegenwart angemessen geschildert werden können (ohne Über- oder Untergewichtung einzelner Aspekte, aber auch ohne die Streichung relevanter Fakten, die für ein Gesamtverständnis der PSI unabdingbar sind). Diese Rolle Mussolinis ist aber nicht angemessen darstellbar in der verkürzten und die Zusammenhänge verfälschenden Form – zugleich aber auch angesichts der bisherigen Knappheit des Gesamtartikels die Rolle Mussolinis überbetonenden Form, wie dies hier von Benutzer:Tuck2 zu kolportieren versucht wird. Um die Zusammenhänge wenigstens annähernd richtigszustellen, werde ich die Vorversion wieder herstellen. Zur Möglichkeit, wie ein Artikel über die Partei inhaltlich und strukturell aussehen könnte, verweise ich auf den englischen und italienischen Wikipedia-Artikel zur PSI. Beide sind zwar auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber allemal besser als das, was bislang hier steht. --Ulitz 19:52, 30. Okt. 2007 (CET)
- verspäteter Nachtrag: Hat sich durch Ausbau des Artikels v.a. durch Machahn vorerst offensichtlich erledigt --Ulitz 00:50, 22. Mär. 2008 (CET)
Aktualität
[Quelltext bearbeiten]Die "Casa delle Libertà" gibt es in dieser Form nicht mehr, soweit ich weiß, sind die meisten der an dieser Koalition beteiligten Parteien inzwischen aufgelöst udn zum "Popolo della Libertà" fusioniert - ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob der PSI auch beteiligt ist, oder sich wieder losgesagt hat. --Kallemabrutz 14:57, 25. Feb. 2010 (CET)
Anmerkungen
[Quelltext bearbeiten]Warum verweißt der Link "DC" auf "Christdemokratie" und nicht auf die zu dieser Parteienfamilie gehörenden ehemahligen Partei in Italien und/oder deren Nachfolger? Übrigens: Wie kommen Sozialisten zum Popolo? Viele davon sind übrigens - zusammen mit ehemahligen AN (MSI) und Liberalen Fini gefolgt. 78.142.92.95 13:29, 13. Mär. 2011 (CET)