Diskussion:Rennerbaude

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Letzter Kommentar: vor 7 Monaten von Juehosta in Abschnitt Literarische Vorlage zur Oper "Des Adlers Horst"
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Rennerbaude auf dem Ziegenrücken // Schauplatz der Oper "Des Adlers Horst"

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Auch wenn es mir als weit entfernt verwandter Nachkomme der „Ziegenrücken-Bauden-Renner-Familie" nicht leicht fällt, es hier zu schreiben:

Meines Erachtens muss bezweifelt werden, dass Franz Gläser und Karl von Holtei tatsächlich die Rennerbaude auf dem Ziegen­rücken (tschechisch: Rennerova bouda) als Handlungsort ihrer Oper im Blick hatten.

Für wahrscheinlicher erachte ich, dass dem Komponisten wie dem Librettisten die Wiesen­baude (tschechisch: Luční bouda) als Schauplatz ihres Werkes vorschwebte. Dafür spricht auch Lage und Beschreibung der Baude im Entwurf der Oper, den Karl von Holtei noch unter dem Titel "Mutterliebe oder des Adlers Horst" um 1830-1832 verfaßt hat: "Scene: Großes Wiesenthal. Im Hintergrunde heben sich Berge, über denen sich Felsen thürmen. Vor denselben ein hölzernes Gebäude, (im Gebirge: Baude genannt) welches fast den ganzen Hintergrund einnimmt. Diese Baude hat einen großen Mittel-Eingang, der immer offen bleibt und durch den man in einen geräumigen Hausflur blickt. Der rechte Flügel des Gebäudes enthält die Wohnungen, der linke die Stallungen." (Seite 1-2, Link: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001EBBE00000000)

Die Wiesenbaude hatte bis ins frühe 18. Jahrhundert den synonymen Beinamen „Rennerbaude” (siehe beispielsweise: Josef K. E. Hoser: Das Riesengebirge in einer statistisch-topographischen und pittoresken Übersicht mit erläuternden Anmerkungen und einer Anleitung, dieses Gebirge auf die zweckmässigste Art zu bereisen. Zweyter Theil oder vierte Abtheilung, Wien 1804, Seite 149: „Ist hingegen nur von einer Rennerbaude die Rede, so versteht man gewöhnlich die Baude auf der weissen Wiese, oder die sogenannte Wiesenbaude darunter, deren Besitzer den Namen Renner hat.“). Nachdem die Rennerbaude auf dem Ziegenrücken als Sommerbaude 1795/1797 errichtet war, trug die Wiesenbaude noch eine zeitlang den synonymen Beinamen „Alte Rennerbaude”. Bis zum 14.7.1853 stand die Wiesenbaude im Besitz einer Familie Renner, die mit jener gleichnamigen Familie, der die Rennerbaude auf dem Ziegenrücken gehörte, verwandt gewesen ist.

Zum Zeitpunkt der Entstehung der Oper „Des Adlers Horst“ war die Wiesenbaude sicher noch unter dem synonymen Beinamen „(Alte) Renner­baude“ bekannt gewesen. Wenn in der Oper ein „Baudenwirth Renner“ spielt, greift es zu kurz, nur wegen dieses Familiennamens auf die Rennerbaude auf dem ­Ziegenrücken als Handlungsort zu schließen. Darüberhinaus war die Rennerbaude auf dem Ziegenrücken (in Kirchenbucheinträgen auch belegt mit dem Namen „Sommerbaude Ignaz Renner Baude“) zur Entstehungszeit der Oper eine eher unwirtliche, kleine Gebirgshütte. Sie war kaum geeignet, die Vielzahl an Leuten, die in der Oper als Erntehelfer:innen beziehungsweise als Schmuggler eine Rolle spielen, aufzunehmen und zu bewirten. Der Name des Gebirgszugs „Ziegenrücken” oder die eindeutige Lokalisierung als „Rennerbaude auf dem Ziegenrücken” werden in der Oper nicht genannt.

Auch in seinem posthum veröffentlichten, ausführlichen Bericht über seine „Fußreise” ins Riesengebirge nennt Karl von Holtei weder die Rennerbaude auf dem Ziegenrücken noch den Ziegenrücken selbst. Und das, obwohl er auf seiner Tour an diesem Ort, an dieser Baude vorbeigekommen sein muss (siehe: Heinrich Nentwig (Hg.): Carl von Holtei’s Reise in das Riesengebirge. (1818). Zu seinem hundertsten Geburtstage, 24. Januar 1898, aus einer Handschrift der Reichsgräflich Schaffgotsch’schen Bibliothek zu Warmbrunn, Warmbrunn 1898 [= posthum veröffentlichter Reisebericht des Karl von Holtei]). Mehr noch: Mir ist keine Stelle in Karl von Holteis Schriften bekannt, die sich eindeutig und unzweifelhaft auf diese Baude / diesen Ort beziehen würde. Was Holtei jedoch 1818 aufgeschrieben hat, sind seine Erlebnisse in der Wiesenbaude anläßlich seiner dortigen Übernachtung vom 24. auf den 25. August 1818 (a.a.O,Seite 17-19) sowie die Charakterisierung der damaligen Wirtsfamilie der Wiesenbaude – sie trug, keine Überraschung, den Namen: Renner. Insbesondere das abendliche Treiben vom 24.8.1818 liest sich wie eine Vorlage zum Erntefest-Tanzgeschehen im 2. Akt von "Des Adlers Horst". Bestätigung findet dieser Leseeindruck durch Holteis Aussage in seinen Lebenserinnerungen „Vierzig Jahre”: „Vorzüglich anregend war meiner Phantasie das Leben und Treiben in den sogenannten ,Bauden', und wenn die beiden ersten Akte der für Freund Gläser geschriebenen Oper ,des Adlers Horst' wegen ihrer frischen Lokalfarbe einiges Lob einerndteten, so verdank' ich dasselbe lediglich unserer kleinen Fußreise vom Jahre Achtzehn.” (Karl von Holtei: Vierzig Jahre, Breslau 1862, Band 2, Seite 329).

Wie auch immer: Die Rezeptionsgeschichte der Oper behauptet ab irgendeinem, von mir nicht recherchierten Zeitpunkt an – womöglich fußend auf Bühnenbilder, die den pittoresken Ziegen­rücken zeigten – trotzdem die Rennerbaude auf dem Ziegen­rücken als Handlungsort. Einen Beweis für diese Lokalisierung bleibt sie schuldig. Er kann aus meiner Sicht auch nicht erbracht werden. --Juehosta (Diskussion) 17:48, 26. Mär. 2024 (CET)Beantworten

Literarische Vorlage zur Oper "Des Adlers Horst"

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Nur der 3. Akt der Oper „Des Adlers Horst” fußt auf der gleichnamigen literarischen Vorlage der Johanna Schopenhauer (siehe: Esther Harmon: Johanna Schopenhauer als Schriftstellerin, in: The Journal of English and Germanic Philology, Vol. 9, No. 2 (Apr., 1910), Seite 149-179).

Obwohl zunächst sehr beliebt und an vielen Orten, auch im Ausland, gespielt, verlor die Oper Ende des 19. Jahrhunderts die Gunst des Publikums und verschwand im Lauf des 20. Jahrhunderts auch aus den Opernführern. Heutzutage scheint sie längst vergessen beziehungsweise nur noch Fachkreisen bekannt zu sein. Eine Wiederaufführung oder auch nur eine konzertante Aufführung ist meines Wissens nicht in Sicht. Mir ist auch nicht bekannt, dass es eine Einspielung der Musik oder der Gesänge gäbe. Lediglich Klavierauszüge – allesamt offenbar noch im 19. Jahrhundert gesetzt und zu jener Zeit durchaus nennenswert verbreitet  – sind heute noch greifbar. --Juehosta (Diskussion) 17:51, 26. Mär. 2024 (CET)Beantworten