Diskussion:Resafa
Datierungen und andere Vermutungen
[Quelltext bearbeiten]- Lieber Bertramz, zunächst vielen Dank für die Bearbeitung der Resafa Seite. Dein Beitrag ist gut recherchiert. Unfair finde ich, dass Du meine Beiträge samt Quellenangaben enfach gelöscht hast ohne vorher die Diskussion zu suchen.(nicht signierter Beitrag von KonradCh (Diskussion | Beiträge) 22:48, 27. Okt. 2009 (CET))
An die IP: 1) Solange Walter Karnapp als Quelle zur Verfügung steht, besteht kein Grund, die assyrischen und biblischen Namen nicht zu erwähnen.
- Walter Karnapp war Architekt und verdienter Mitarbeiter der ersten Resafa Mission unter Kollwitz. Der Bezug von Resafa auf assyrische Quellen und die Bibel ist bereits vor Karnapp in der Literatur aufgetaucht (etwa A. Musil, Palmyrene, 260). Der Ortsname Resafa kommt häufiger vor und so ist es problematisch, Quellen, die nur den Ortsnamen erwähnen, aber nicht, wo der Ort genau liegt, auf Resafa-Sergiupolis zu beziehen. Die frühesten archäologischen Funde datieren in die 70er Jahre des 1. Jahrhunderts.-- CBK (nicht signierter Beitrag von KonradCh (Diskussion | Beiträge) 22:48, 27. Okt. 2009 (CET))
2) Datierung Basilika A: ich habe mich durch das großformatige Buch von Thilo Ulbert 1986 durchgearbeitet. Er hat jeden einzelnen Stein beschrieben. Eine gründlichere Untersuchung zu egalwas habe ich selten in den Fingern gehabt. Dagegen finden sich bei Gunnar Brands nur haufenweise Einschätzungen, Vermutungen und ästhetische Vergleiche des Augenscheins, die allgemein vorsichtig formuliert werden. Ulbert scheint mir der Exaktere von beiden zu sein, der im Gegensatz zu Brands gegraben hat.
- Richtig, Tilo Ulbert hat eine sehr wichtige und gründliche Arbeiten nicht nur zur 'Basilika A' vorgelegt. G. Brands hat übrigens in seinem Auftrag an den Grabungskampagnen in Resafa teilgenommen und über das Mittel der Stilanalyse der Bauplastik die Datierungen der Kirchen und des Nordtores weiter präzisieren können (Resafa VI). Zu bedenken gilt: Ulbert bezieht sich bei seiner Datierung auf eine im Chorraum der Kirche in sekundärer Versetzung aufgefundene Inschrift. Gründungsinschriften syrischer Kirchen sind normalerweise nicht in dieser Stituation versetzt, sondern eher, wie die Gründungsinschrift der Basilika B, die später gefunden worden ist, über einem der Portale. Darüber hinaus wäre die Datierung einer Weitarkadenbasilika nach der Mitte des 6. Jh. ehr ungewöhnlich. -- CBK (nicht signierter Beitrag von KonradCh (Diskussion | Beiträge) 22:48, 27. Okt. 2009 (CET))
3) Extra muros: das "Prätorium" habe ich relativiert. "Kirche als weltliche Versammlungsstätte" (??) verstehe ich nicht. Nach persönlichem Augenschein möchte ich Kirche oder Moschee definitiv ausschließen. -- Bertramz 17:46, 26. Okt. 2009 (CET)
- Die These vom "Prätorium" geht auf J. Sauvaget (Les Ghassanides et Sergiopolis, Byzantion 14, 1939, 115 ff.) zurück. Sie ist besonders beliebt, da der Bau in Resafa scheinbar das einzige wirklich nachweisbare Ghrassanidische "Prätorium" ist. Leider hat Sauvaget, um die These zu belegen, den Grundriss des Gebäudes manipuliert. Auch dazu gibt es einen sehr schönen Aufsatz von Brands (Der sogenannte Audienzsaal des al-Mundir in Resafa, Damaszener Mitteilungen 10, 1998, 211 ff.). Brands kommt hier zu dem Ergebnis, dass einerseits nichts gegen die Interpretation des Bauwerkes als Kirche spricht, es aber auf der anderen Seite überhaupt keine Anhaltspunkte dafür gibt, das Gebäude als "Prätorium" anzusprechen. Auf diesen Artikel hat E. K. Fowden reagiert (An Arab building at al-Rusafa-Sergiopolis, Damaszener Mitteilungen 12), eine der besten Kennerinnen der Ghassaniden. Sie erklärt, dass die Ghassanidenfürsten, der ja keinen ganzjährig festen Wohnsitz/Residenz hatte, für Audienzen oder Versammlungen durchaus auch Kirchen verwenden konnten. -- CBK (nicht signierter Beitrag von KonradCh (Diskussion | Beiträge) 22:48, 27. Okt. 2009 (CET))
Hallo KonradCh, ich nehme an, dass du die angesprochene IP bist. Wenn ein Diskussionsbeitrag nicht signiert wird, holt das ein Bot oder ein anderer Benutzer nach. Das solltest du nicht entfernen, damit nachvollziehbar bleibt, wer was geschrieben hat. Am besten Beiträge unten anfügen, signieren geht mit ~~~~.
zu 1) Beiträge von dir habe ich nicht gelöscht, es war ja wohl andersrum, so beim Punkt 1. Wie du richtig feststellst, taucht der Bezug auf vorrömische Namen so oft in der Literatur auf, dass es hier erwähnt gehört. Die Zweifel, die es dazu gibt, habe ich jetzt mit einer vorsichtigeren Formulierung berücksichtigt. / "im Westen...spätantike Badeanlage": da hast du meine Referenz von Gerster, Wartke S. 133 zu M. Mackensen 1984 geändert. Abgesehen davon, dass das alles unstrittig ist: ein Buch ohne Seitenangabe bringt als Quelle nichts. Aber es ist egal, mit was das bequellt wird.
zu 2) Auf deinen Einwand habe ich die frühere Datierung von Brands hereingenommen. Es stehen jetzt beide Datierungen hintereinander da. Entscheiden müssen wir das zum Glück an dieser Stelle nicht. Ulbert nimmt, wenn man seine Ausführungen ansieht, für seine Datierung diese Inschrift nur als Bestätigung.
zu 3) Danke für deinen erhellenden Kommentar. Das Wort „Prätorium“ hat mit auch nicht gefallen, nachdem ich das Gebäude gesehen habe. Es ist arg winzig, wenn ich das mit dem gut erhaltenen Prätorium in Halabiyya (Zenobia) vergleiche. Egal ob Prätorium, Kirche, Audienzsaal..., "quadratisches Gebäude" dürfte der neutrale Mittelweg sein. (Mit Kirche komme ich deshalb nicht klar, weil der Bau, so wie er jetzt dasteht/rekonstruiert wurde, vollkommen symmetrisch ist. Wo sollte da der Altar gestanden haben? Zugegeben, eine tatsächlich oberflächliche Betrachtung.) Gruß -- Bertramz 12:00, 28. Okt. 2009 (CET)
Hi Bertramz, jetzt habe ich mir das mit den Inschriften nochmal genauer angesehen: T. Ulbert hat bei seiner Grabung in der 'Basilika A' mehrere Inschriften gefunden. Die wichtigsten davon sind die von Dir erwähnte Inschrift aus dem Sanktuarium, die eine Weihung des Bischofs Abraham im Jahr 559 erwähnt, eine weitere Inschrift im Sanktuarium, die von einer Renovierungsmaßnahme der Bischöfe Sergios und Maronios berichtet und eine Inschrift, die den Bau des Bemas im Hauptschiff der Kirche ebendiesen Bischöfen zuschreibt. Als Ulbert den Band 'Resafa II' über die 'Basilika A' publiziert hat, war noch nicht bekannt, wann diese beiden Bischöfe gelebt haben. Einige Jahre später ist jedoch die Bauinschrift der 'Basilika B' gefunden worden, die bezeugt, dass die 'Basilika B' von den Bischöfen Sergios und Maronios im Jahr 518 begonnen worden ist. Wenn jetzt die 'Basilika A' im Jahr 559 erbaut worden ist, wäre sie bereits 41 Jahre vorher von Sergios und Maronios renoviert und mit einem Bema versehen worden. Das geht natürlich nicht. Außerdem erwähnt die Inschrift des Jahres 559 keineswegs den Bau einer Kirche, sondern bezieht sich nur auf den Bau und die Weihung von irgendwas zur Verehrung des Heiligen Kreuzes. Dies bezieht sich vielleicht auf eine neu errichtete Chorschrankenanlage, also ebenfalls auf eine Renovierungsmaßnahme. Dies alles findest Du bei G. Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis. Studien zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in Syrien und Nordmessopotamien, Resafa 6 (Mainz 2002) 48-52 zusammengefasst.
Zum Al-Mundhir Bau nördlich der Stadt: Ich weiß nicht, ob Du bei Deinem Besuch in Resafa die Möglichkeit hattest, den Bau von innen zu besichtigen? Die Anlage ist vollkommen symetrisch, im Osten befindet sich eine Apsis mit der berühmten Inschrift des al-Mundhir. Der Bau wurde auch archäologisch untersucht, bisher aber noch nicht publiziert. Bis dahin kann ich nur nochmal auf die beiden Artikel von Brands und Fowden verweisen (siehe oben).