Diskussion:Rustizierung (Architektur)
Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Quinbus Flestrin in Abschnitt Rustika-Definitionen
Ad Gerd Leibrock
[Quelltext bearbeiten]Zu der Umarbeitung des Artikels und von Bossenwerk:
- 1. Der Sprachgebrauch ist nie einheitlich, weil Begriffe eben nicht von jedermann präzise gebraucht werden. In einem einzigen Artikel sollte ein Begriff aber einheitlich verwendet werden. Man kann sich da nur an der Fachliteratur orientieren, und alle hier angeführten Belege, auch die „Schule des Sehens“, verwenden die Begriffe nicht wie hier aufgeführt, sondern wie folgt:
- 2. Das Verb „rustizieren“ meint „ein Gebäude mit Rustika versehen“. „Rustizierung“ ist das Substantiv dazu, d.h. Rustizierung ist bedeutungsidentisch mit Rustika. Die Bedeutung von „Rustizierung“ beschränkt sich demnach nicht auf flache Rustika oder die Imitation von Rustikamauerwerk in Putz. Abb. 1 zeigt also oben und unten rustiziertes Mauerwerk, unten Bossenrustika, oben Plattenrustika oder Flachrustika. Vgl. z.B. auch [[1]]: Rustizierung.
- 3. Rustika meint breit und tief gefugtes Mauerwerk, es kann sich dabei um Bossenrustika oder Plattenrustika (siehe Schule des Sehens; auch Flachrustika genannt, s. Kunstlexikon PW Hartmann) handeln. D.h. der Begriff Rustika umfasst auch flaches Mauerwerk ohne Bossen. Der Begriff Bossenwerk ist also enger gefasst als der Begriff Rustika. Weiterleitung von Rustika auf Bossenwerk also falsch. Bossenwerk ist aber auch kein Teilbegriff von Rustika, denn Bossenwerk umfasst Bossenrustika und mittelalterliche Bossenmauerwerke an Burgen. Rustika wird dagegen nicht verwendet für außeritalienische mittelalterliche Bossenmauerwerke an Burgen, sondern nur für antike und nachantike Rustika, zunächst in Italien, seit der Renaissance auch anderswo.
- 4. Wenn Rustizierung nur flache Rustika meinen würde, wäre die Verwendung des Begriffs in der Bildergalerie („kräftige Rustizierung“) ein Widerspruch in sich.
- 5. Der Begriff „Bandrustika“ zeigt deutlich, dass Rustika allgemein kein Fall von „Bänderung“ ist, sondern eben nur, wenn sie gebändert ist, also ohne Stoßfugen nur horizontale Fugen hat, oder genauer: wenn die horizontale Teilung stärker ausgeprägt ist als die vertikale, so dass horizontale Bänder entstehen.
- 6. Daher: statt Rustizierung sollte der Artikel Rustika heißen und alle Formen erfassen.
- 7. Rustifizierung ist m.E. falsch, jedenfalls unüblich.
--Quinbus Flestrin 12:25, 16. Jan. 2012 (CET)
Ad Quinbus Flestrin
[Quelltext bearbeiten]- Danke für die gründliche Analyse, mit der ich auf Grund Deiner Argumentation weitgehend übereinstimme.
- Es ist schade, dass bisher kein Fachmann die Begriffe klar definiert hat und man nur aus dem nicht immer einheitlichen und oft unpräzisen Sprachgebrauch die Bedeutung ableiten kann.
- Leider habe ich gerade nicht genug Zeit, um die Artikel Rustika und Rustizierung zu überarbeiten bzw. zusammenzuführen, es würde ich aber freuen, wenn ein anderer diese Aufgabe übernehmen würde.
- Die Begriffe Rustifizierung und rustifiziert sind nach meiner Kenntnis nicht unüblich (siehe google und google books).
-- Gerd Leibrock 11:04, 17. Jan. 2012 (CET)
Rustika-Definitionen
[Quelltext bearbeiten]Wie im Wikipedia:WikiProjekt Planen und Bauen/Qualitätssicherung von Olaf Pung angeregt, steht der Themenkomplex zur Überarbeitung an. Ich stelle hier Material ein - ob der Artikel unter diesem Lemma bleibt oder sinnvoller unter Rustika (Mauerwerk) oder dgl., ist zu diskutieren.
- Pevsner et.al.: Lexikon der Weltarchitektur, S.496: Rustika: Eine Mauerwerksstruktur...aus grob behauenen Buckelquadern (s. Bosse). Verbreitung: Toskanische Frührenaissance, oft in Verbindung mit Säulenordnungen, teils Säulen mit Bossenquadern durchschossen (Rubenshaus), Architekten: Palladio, Giulio Romano, Floris. Bsp.: Palazzo Pitti, Florenz, um 1458.
- Rustizierte Säule: Säule, deren Schaft zwischen glatten und rustizierten Quadern wechselt, gehört der toskanischen Säulenordnung an.
- Binding, Architekton. Formenlehre: S. 184: Rustika: s. Quader, dort: mit unebener Sichtfläche: Bossenquader oder Rustika (Spiegel unbehauen, Randschlag meist vorhanden); Buckelquader (Spiegel roh behauen, buckelförmig vorstehend
- ebd. S. 60: Der Spiegel kann als Bosse vor dem Randschlag vorstehen (Rustikamauerwerk = opus rusticum). Als Buckelquader- oder Bossenmauerwerk seit frühstaufischer Zeit..., wird die Bosse um 1200 immer mehr kissen- oder polsterartig abgespitzt (Polstermauerwerk), bis sie um 1250 nur noch gering vorsteht und langsam aufgegeben wird. Erst die italien. Renaissance entdeckt den ästhet. Reiz u. verwendet Rustikamuerwerk an Palazzi (Bsp.: Pal. Strozzi, Florenz).
- Siehe die beiden Weblinks zur Schule des Sehens im Artikel.--Quinbus Flestrin (Diskussion) 16:14, 24. Okt. 2012 (CEST)