Diskussion:Scheinfeld

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Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Derzno in Abschnitt Weiterleitung Schloss Schwarzenberg
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Das ehem. RAD-Lager und die Entwicklung Scheinfelds zur Schulstadt

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Das RAD-Lager, das zunächst einige Jahre als DP-Lager diente, war für die Entwicklung Scheinfelds zur Schulstadt von einiger Bedeutung. Obwohl Kreisstadt, war Scheinfeld viel zu klein für eine höhere Schule, da aus der überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region damals kaum jemand für seine Kinder eine höhere Bildung im Sinn hatte. Dennoch wollten einige Lehrer, die es durch den Krieg nach Scheinfeld verschlagen hatte, dort eine solche Schule errichten. Der Name der Zeichenlehrerin Elly Jüngling ragt aus dieser Zeit heraus. Sie ist früh verstorben und ich habe sie deshalb nicht mehr erlebt, aber ein großes Schwarzweiß-Portrait im Zeichensaal erinnerte an sie. Es ist schon sehr bemerkenswert, dass in der Nachkriegszeit, eine Frau so ins Rampenlicht rückte. Sie würde deshalb meiner Meinung nach auch gut als Namensgeberin für das Gymansium taugen.

Da es nicht genügend Schüler vor Ort gab, musste man diese von Auswärts heranlocken. Also funktionierte man die große Holzbaracke des RAD-Lagers kurzer Hand in ein Internat um, und das große Steingebäude diente als Oberrealschule. zunächst waren die Lehrer in beiden Einrichtungen tätig. Das Internat, das allgemein als Schülerheim bezeichnet wurde, wurde schließlich privatisiert und von einer ähnlichen Einrichtung aus Marktbreit übernommen. Die Schule wurde später durch einen großen Neubau erweitert. In den 70er Jahren kam dann ein weiterer Neubau hinzu, der den Altbau und den ersten Neubau verband. Das Internat zog hauptsächlich Kinder aus gescheiterten Ehen und solche die zu Hause in der Schule scheiterten, an. In Scheinfeld waren die Leistungsanforderungen deutlich niedriger als an anderen bayerischen Gymansien. Wer in Scheinfeld das Abitur nicht schafft, der muss weiter nach Hessen gehen, hieß es damals. Mit dieser Devise wurde zwar nicht offiziell aber doch inoffiziell von dem Internat geworben. Außerdem war das Heim sehr billig. Anfang der 60er Jahre zahlte man dort gerade mal gut 100 Mark pro Monat für sein Kind. Dieses Geschäftsmodell funktionierte sehr gut und die einige Jahre später in ein Gymnasium umgewandelte Oberrealschule zählte so circa 250 Schüler, als ich 1964 dorthin kam. Auch die Ehe meiner Eltern war gescheitert und man entsorgte mich in diesem Schülerheim. Ich war damals mit gerade mal 9 Jahren der jüngste in diesem Heim und ging - das war das besondere - in die 4. Klasse der Grundschule. Ich war dort der einzige Schülerheimer. In den Klassen des Gymnasiums stellten die Schülerheimer dagegen meistens die Mehrheit. Das Mobiliar des Schülerheims stammte noch aus der RAD-Zeit und überall war dieses mit Hakenkreuz-Stempeln versehen. Im Heim selbst ging es ziemlich brutal zu. Die Erzieher, Präfekten genannt, waren gescheiterte Existenzen, die ihren Frust an den ihnen anvertrauten Kindern ausliesen. Hauptsache sie kosteten nicht viel. Ich erinnere mich noch gut daran, dass der schlimmste Präfekt mit voller Wucht in die Spitze meines Füllfederhalters schlug, als ich diesen in einer Reflexbewegung nach oben riss, nachdem er mich während der Studierzeit bei einer schulfremden Tätigkeit erwischt hatte. Seine rechte Hand musste daraufhin ärztlich versorgt werden und war für einige Zeit nicht "schlagfähig". Er hatte allerdings noch eine gesunde linke Hand, die er mir reichlich spüren lies. Ich war einer der aufsässigsten Insassen nicht nur des Heimes sondern auch der Schule und bezog sicherlich an die Tausend Schläge verschiedenster Art im Heim und schätzungsweise 50 Verweise und Arreste in der Schule. Hinzu kamen im Lauf der Jahre dann noch etwa 5 Direktoratsstrafen als besonders schwerwiegende Strafen. Wenn man dann mit so einem Blauen Brief ins Schülerheim kam, bekam man dafür noch eine Extraportion Prügel als Zugabe. Das wussten die Lehrer ganz genau, so wie sie auch über die Zustände in dem Heim bestens Bescheid wussten. Trotzdem rutschten bei mir auch den Lehrern selber einige wenige mal die Hand aus, obwohl das damals schon verboten war. Hätte ich mich aber irgendwo darüber beschwert, so wäre ich wahrscheinlich von der Schule geflogen. Das war sehr typisch für die repressive Adenauer-Ära, die in der fränkischen Provinz bis etwa 1970 andauerte. Es gab zwar wunderbare Rechte, die standen aber nur auf dem Papier und konnten nicht eingefordert werden. Auch die Ernährung im Schülerheim lies zu wünschen übrig. Richtig übergewichtig wurde dort keiner. Dafür gab es mehrmals Nahrungsmittelvergiftungen, vermutlich Salmonellen, die einen Großteil des Heimes niederstreckten. Mir selber blieb das Bett allerdings immer erspart, weil Salmonellen mir offenbar wenig anhaben können. Sieht man einmal von den einstündigen gemeinsamen Spaziergängen ab, so waren wir den ganzen Tag auf das Gebiet von Schule und Internat beschränkt. Ab der 7. Klasse musste man nicht mehr am gemeinsamen Spaziergang teilnehmen, sondern hatte stattdessen eine Stunde Freigang. Diese eine Stunde Freiheit wurde als gigantisches Privileg gefeiert und konnte, wenn man nicht artig war, entzogen werden. Noch schlimmer als die von den Präfekten ausgehende Gewalt, war die Gewalt der Kinder untereinander. Wenn zwei sich trafen, wusste jeder, wer der stärkere von beiden ist. Es gab ständig Kämpfe, in denen diese Rangordnung festgelegt wurde. So brutal es auch in dem Heim zuging, ich kann mit ziemlich hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es dort keinen sexuellen Missbrauch gab. Dieser entwickelte sich erst mit der sexuellen Liberalisierung. Da war ich schon längst raus aus dem Heim. Glücklicherweise war ich zumindest in Mathematik und den Naturwissenschaften ein hervorragender Schüler, wohl einer der besten, den das Gymnasium Scheinfeld je hatte. So konnte ich meine Eltern davon überzeugen, das Kerker- und Schlägerheim verlassen zu dürfen. Ich durfte mir für 60 Mark im Monat zwei Zimmer kalt in der 1. Etage neben dem Oberen Torturm anmieten. Ähnlich verfuhren die meisten Insassen des Schülerheims. Mit etwa 16 Jahren wechselten diese vom Heim in private Quartiere und wurden freie Ex-Schülerheimer, die aber Bei den Einheimischen genauso verrufen waren wie die Heiminsassen. Ihren Kindern trichterten die Eltern ein, sich ja nicht mit den Schülerheimern einzulassen. Und in gewisser Hinsicht hat sie ja recht. Wir waren ziemlich verdorbener Abschaum und viele rutschten später in die Drogenszene ab. In Scheinfeld selbst gab es Anfang der 70er Jahre nur weiche Drogen wie Marihuana und LSD. Glücklicherweise war ich damals schon selbstbewusst genug, um freiwillig auf diesen Dreck zu verzichten. Insgesamt war die Lebenserwartung der Schülerheimer aber deutlich geringer als die "normaler" Jugendlicher. Der legendäre und im Bayerischen Rundfunk damals strikt verbotene Song Spiel nicht mit den Schmuddelkindern war unsere Hymne. Erst viele Jahre später fiel mir ein, den Refrain durch Spiel nicht mit den Schülerheimern, sing nicht ihre Lieder, geh doch in die Oberstadt zu ersetzen, aber Schmuddelkindern waren wir natürlich auch und der Song war in vielerlei Hinsicht treffend. Die Oberstadt war für uns das Schloss Schwarzenberg. Dort gab es ein nobles Privatgymnasium, das für ebenso noble Mädchen reserviert war, die in einem Luxusinternat etwas außerhalb des Schlosses untergebracht waren. An den edlen Fräuleins aus besserem Hause waren wir Halbstarken natürlich sehr interessiert. Die blickten aber meist ziemlich hochnässig auf uns Schmuddelkinder herunter. Dennoch gab es einige zarte Bande zwischen den so ungleichen Jugendlichen, denn für die verzogenen Gören gab es überhaupt keine Alternative. An eine solche wollte man in der sexuell so engstirnigen Adenauer-Ära einfach nicht denken. Das Nobelinternat gibt es noch heute, es ist aber nicht mehr ganz so nobel wie einst, dafür aber auch offen für Jungen, und statt eines Privatgymnasiums gibt es dort jetzt eine staatlich anerkannte Fachoberschule.

Mein privates Quartier im 1. Stock neben dem Torturm

Mit unserem Billiginternat ging es in den 70er Jahren steil bergab. Auch nahm das Bildungsinteresse der Landbevölkerung dramatisch zu, so dass das Gymnasium das Internat überhaupt nicht mehr benötigte. Irgendwann warnte der Schuldirektor potentielle Interessenten vor dem Schülerheim, wodurch diesem die Geschäftsgrundlage entzogen wurde. Die Zeit der Schlägerheime war vorbei. Für kurze Zeit wurde dann das Schülerheim wieder von der staatlichen Schule übernommen, aber finanziell war das ein Faß ohne Boden, so dass es schließlich geschlossen wurde. In den 90er Jahren wurde schließlich die alte RAD-Baracke, die für die Entwicklung Scheinfelds durchaus bedeutend war, abgerissen und wich einer modernen Multifunktionshalle. Das alles erlebte ich nur noch aus der Ferne, denn ich legte bereits 1974 nach 10 Jahren Scheinfeld, davon 7 harte Schülerheim-Jahre, dort mein Abitur ab. Dem Gymnasium muss ich dabei ein wesentlich schlechteres Zeugnis ausstellen, als es dies mir getan hat, aber das ist eine andere Geschichte. --Kassandro (Diskussion) 09:55, 11. Apr. 2021 (CEST)Beantworten

Weiterleitung Schloss Schwarzenberg

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In der OT Navileiste wird auf das Schloss Schwarzenberg (Scheinfeld) bei Schwarzenfeld weitergeleitet. Das ist m.E. nicht sonderlich sinnvoll. Das Schloss ist zwar ein Bestandteil des OTs aber dort fehlen eben auch OT spezifische Daten die dem OT zugehörig sind. Mein Vorschlag daher, einen eigenen Artikel für den OT anlegen oder zur Not einen Rotlink lassen. Meinungen? --Derzno (Diskussion) 09:47, 7. Sep. 2021 (CEST)Beantworten