Diskussion:Schulfähigkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Schnaus in Abschnitt Allgemein
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Allgemein

[Quelltext bearbeiten]

Ich habe diesen Satz aus dem Artikel gelöscht, denn dieser primitive, geradezu alberne "Test", ob das Kind das Ohr erreicht, ist hoffentlich zugunsten angemessener psychomotorischer, kognitiver und sozial-emotionaler Aufgabenstellungen in der Mottenkiste der Schulmythen verschwunden! "Besonders bekannt (und umstritten) ist die Aufgabe für das Kind, z. B. mit der rechten Hand über den Kopf das linke Ohr anfassen zu können. Ist das dem Kind noch nicht möglich, ist die körperliche Schulreife noch nicht gegeben." --Schnaus (Diskussion) 21:06, 16. Feb. 2015 (CET)Beantworten


Nachdem bereits im alten Artikel 'Schulreife' der Begriff selbst als veraltet bezeichnet wurde, was nach Schulgesetzen und der Diskussion zumindest in der Pädagogischen Psychologie auch so der Fall ist, habe ich den Artikel mit einer provisorischen Einleitung auch unter das Stichwort verschoben. -- Markosch 23:10, 29. Aug 2005 (CEST)

Schulfähigkeit statt Schulreife ????

Diese beiden Begriffe sind eben nicht synonym, die Ersetzung von "-reife" durch "-fähigkeit" verwischt genau den Unterschied und macht die Debatte über Schulfähigkeit bzw. -reife so unscharf. Die neue "Sprachregelung" der Kultusbürokratie wirkt genauso einseitig wie die alte. Dazu ein paar Bemerkungen gegen die Vereinfachung der Diskussion:

1) Es gibt Entwicklungsstufen, die Kinder "von allein" erreichen, wenn man ihnen die nötige Zeit und Ruhe lässt. Wir sprechen dann von Reife. Hier wäre die Erwartung, man könne durch "Üben" die Entwicklung beschleunigen, völlig falsch und führte nur zu Versagens- und Mißerfolgsgefühlen bei Kindern und Erziehern. Ganz typischerweise ist Laufen-"Lernen" kein Lernen sondern ein Reifungsprozess. Kinder, die im ersten Lebensjahr keine Gelegenheit zum Krabbeln, Stehen etc. haben, laufen nahezu genauso früh wie Kinder, die volle Bewegungsfreiheit hatten. Man kann das beobachten bei Kulturen, die ihre Kinder so wickeln, dass sie sich nur sehr eingeschränkt bewegen können. Auch etwa der Zeitpunkt des Trockenwerdens ist durch Sauberkeits-"Erziehung" nicht wirklich zu beeinflussen, das hat die Pädagogik inzwischen glücklicherweise gelernt. Welchen Schaden man anrichtet, wenn Reifung und Lernen verwechselt wird, kann man gut an den Folgen übertriebener Töpfchen-Dressur beobachten.


2) Damit ein Kind fähig ist, am Unterricht der 1.Klasse mit Erfolg teilzunehmen, müssen eine Vielzahl von Vorraussetzungen erfüllt sein. Viele dieser Voraussetzungen sind erlernt oder durch gezielte Förderung erlernbar(etwa Sprachkompetenz).Andere Voraussetzungen (Körperzustand, ein Schulkind muss eine Schultasche tragen können !)sind kaum zu beeinflussen (ausser natürlich bei Wachstumsstörungen oder Unterernährung etc.). Deshalb ist ein hochbegabtes vierjähriges Kind nicht unbedingt schulfähig, sondern braucht eine adäquate Form der Förderung.

Die meisten Fertigkeiten, die ein Kind erworben haben sollte um schulfähig zu sein, entstehen in einer Interaktion zwischen "Reifung" und "Lernen". (Den Umgang mit Zahlen kann man fördern und üben, die Grundvorraussetzung dafür ist aber, dass ein elementares Mengen- und Zahlverständnis vorhanden ist und da "übt" und "fördert" man vergeblich). Auch das Erlernen einer Sprache ist erst dann möglich, wenn das Kind "reif" dafür ist. Ein 6 Monate alter Säugling kann eben auch durch gezielten Unterricht nicht zum Sprechen gebracht werden.

3) Zu Schulfähigkeit gehört also beides: Reife und erlernte Kompetenz. Reife kann nur unterstützt werden, indem ich Kindern Zeit, Raum und Anregung gebe sich zu entwickeln. Vorschulkinder lernen daher im Spiel oft mehr als durch Schulunterricht. Erlernbare Kompetenzen ergeben sich aber nicht "von selbst". Die Sprachentwicklung fremdsprachlicher Kinder fördert man nicht indem man sie einfach "mitschwimmen" lässt in der Erwartung, Kinder lernten schon irgendwie die Sprache ihrer Ummgebung.

4) Das Streichen des Begriffes "Schulreife" verstellt den Blick auf alle Reifungs- und Entwicklungsvorgänge, die nicht zu dem derzeit vorherrschenden bildungspolitischen Paradigma einer Beschleunigung des Bildungssystems passen. Mit fatalen Folgen: Seitdem nur noch von "Schulfähigkeit" die Rede ist, erscheint die Vorschule als Einrichtung für noch nicht schulreife Kinder überflüssig und wird abgeschafft. Behauptet wird dann: Schulfähigkeit erwirbt ein Kind in der ersten Klasse - gegebenenfalls durch zusätzliche "Förderung". Mit der Folge, dass viele Kinder, die ganz einfach noch nicht schulreif sind, in der ersten Klasse sitzen müssen und dann -meist in der 5 oder 6.Stunde, wenn sie eh schon erschöpfter sind als die anderen Kinder- das aufholen sollen, wozu sie früher in der Vorschule Raum, Zeit und Anregung hatten. Mitgebrachte Defizite werden so nur verstärkt.

Jean Piaget hat einmal (sinngemäß) gesagt - und davor warnen wollen: "Jedesmal, wenn ich eine Entwicklungsstufe beschrieben habe, kommen die Amerikaner und wollen wissen, wie man diese Stufe noch schneller erreichen kann" Momentan sind es wohl vor allem die pisa-gebeutelten Deutschen ...

Ebenso falsch wäre natürlich jede Argumentation, die Schulfähigkeit allein auf die Schulreife reduzierte. Nein: Sprachkompetenz als wichtigste Prävention gegen späteres Schulversagen "reift" eben nicht sondern bedarf gezielter Förderung schon vor der Grundschule.

5)Fazit

Schulreife ist eine wichtige Bedingung für Schulfähigkeit. Wenn man einfach den Begriff "Schulreife" durch "Schulfähigkeit" ersetzt, geht das Bewußtsein dafür verloren.

--Thoaig 14:47, 18. Dez 2005 (CET)thoaig

Komme leider erst heute dazu, zu antworten:
1. Es ist glaub ich Konsens in der Diskussion, dass alles Lernen auf dem vorher Gelernten aufbaut, das es sich um einen aktiven Prozess handelt, der in großen Teilen vom Kind und seinen Strukturen ausgeht. Allerdings ist es genau fraglich, wieweit dies auf Reifung zurückzuführen ist. Die grundlegenden sehr breiten Untersuchungen mit der entsprechenden kritischen Ergebnissen haben Lilly Kemmler und Langheinrich bereits in den 1960er Jahren gemacht: sie wiesen nach, dass die entscheidenden Prädiktoren für den Schulanfangserfolg nichts mit den damals üblichen Schulreifetests, Reifekriterien und ihren Items zu tun hatten, sondern im Wesentlichen die Begabung des Kindes ist.
2. In der Entwicklungspsychologie sind genau die zitierten Aspekte der Piaget'schen Theorie diejenigen, die heute als am wenigsten haltbar gelten: in der Tat schlägt trotz seiner unbestreitbaren Genialität hier seine Herkunft aus der Biologie durch.
3. Ich gebe dir recht, dass man bei verschiedenen Voraussetzungen nicht einfach durch 'schneller, weiter, größer'-Strategien weiterkommt, man muss die jeweiligen Voraussetzungen des Kindes berücksichtigen. Die entscheidende Frage ist aber, muss sich die Schule auf das jeweilige Kind einstellen - also individueller unterrichten, oder muss das Kind erst schulbereit 'gemacht' bzw. 'nachreifen gelassen' werden. Fast alle Vertreter in der Diskussion der letzten Jahre gehen inzwischen von ersterem aus. Ist auch nicht so abwegig, wie es erst mal klingen mag. Bereits die Übernahme des Stuhlkreises in die Grundschulpädagogik stellt eine Methodenübernahme aus dem Elementarbereich dar: davon brauchen wir sicher mehr: geht aber, wenn man sich Schulen in den Nachbarländern anguckt. Dies trifft allerdings auf einigen Widerstand in den Schulen - leider müssen das dann in der Tat die Kinder ausbaden.
Es ist also eine Frage an den Reformwillen in der Schule: in keinem anderen Land wurde so viel aus der Klasse aussortiert: Rückstellung in den Kindergarten, Schulkindergarten, Sonderschule, Wiederholung. Alle diese Maßnahmen, die es in dieser ausgebauten Form im Ausland gar nicht gibt, haben sich gleichzeitig als im wesentlichen untauglich erwiesen, unsere Schüler erfolgreich zu machen. Der Zwang, mit den Schülern zu arbeiten, die nun mal in der Klasse sitzen, könnte also auf die Dauer das heilsamere Rezept sein: s. Anmerkung oben - mit der Veränderungsbereitschaft von Schule, mit der entsprechenden materiellen und Fortbildungsunterstützung aus der Kultusbürokratie - hier liegt IMHO der Hase im Pfeffer und nicht beim einzelnen Kind. --Markosch 17:03, 16. Jan 2006 (CET)


Schulreif oder schulfähig

[Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zur Schulreife bringt die Schulfähigkeit deutlich mehr Schärfe in die Bewertung von Kindern. Die aussortierten Kinder sind nach dieser Definition nicht unreif, sondern unfähig. Neuerdings wird bereits von Schulbereitschaft gesprochen, was man bei Nichtvorliegen etwas überspitzt "komplett asozial" interpretieren könnte. Schulbereitschaft hat sich allerdings noch nicht etabliert. Ich denke, wir haben es hier mit einer Brutalisierung der Sprache zu tun, die die Schüler spaltet.

Dass zu erörtern, wäre für einen Wikipedia-Artikel vielleicht zuviel, aber man könnte kurz die Phase des Wechsels von Schulreife zu Schulfähigkeit zeitlich benennen. "Früher" oder "veraltet", wie es im Artikel steht, wirft natürlich die Frage auf, seit wann veraltet? --Stetz 12:25, 12. Jan. 2010 (CET)Beantworten

Update :
Vermutlich ist es sogar fraglich, welcher von beiden Begriffen der ältere ist. In der ZDF-Sendung aspekte vom 1.3.2013 wird aus den Berichten eines Euthanasie-Arztes zitiert: " ...'zu keiner Handreichung zu gebrauchen... ist nicht im Stande, Perlen zu fädeln... nicht schulfähig'. Am 28. Oktober 1940 ließ er das 10-jährige Mädchen ermorden.“
Demnach ist der Begriff schulfähig keine neue Erfindung. Es liegt nahe, dass der Begriff schulreif, der einen eher humanen Ansatz hat, während der Zeit der Bonner Republik gepflegt worden ist, während man in den letzten Jahrzehnten wieder zum alten (gnadenlosen) Sprachgebrauch zurück gefunden hat. --Stetz (Diskussion) 21:32, 7. Mär. 2013 (CET)Beantworten

Schulkind

[Quelltext bearbeiten]

"Das Kind ist nicht vom ersten Schultag an ein "fertiges" Schulkind - ein Schulkind wird es in der Schule."

1. Der als Zitat gekennzeichnete Satz sollte auch die Herkunft ausweisen, falls er Zitat ist. Wenn nicht, dann ohne die Kennzeichnung.

2. Die Anmerkung ist, falls kein Zitat, eine Variante der Definition von "Schulkind". Schulkind kann auch formal als solches gekennzeichnet werden, sobald es den ersten Tag in der Schule verbringt - das ist übrigens auch die gängige Auffassung.

Wenn schon kuriose Definitionen verwendet werden, dann bitte in einen Erläuterungszusammenhang, der auch andere Varianten umfasst.

--188168 11:08, 19. Jun. 2008 (CEST)Beantworten