Diskussion:Soziale Arbeit/Archiv/2005

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Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Toobee in Abschnitt Quellnachweis
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Quellnachweis

Die Beschreibung der Sozialen Arbeit stammt doch aus der Theorie von S. Staub-Bernasconi, wenn ich mich nicht sehr irre? Zu der sehr Problemorientierten Sicht könnte man noch den Gedankengang des Empowerment setzen.

Gruß

Robert



Hallo Robert,

...von dieser Theorie hab' ich (womöglich zum Glück?!) noch nie was gehört, aber wenn dir das ein Begriff ist, wird es schon stimmen.

Könntest du dir vorstellen, deinen "Empowerment"-Gedankengang auszuformulieren und einzustellen? Ich würde dies sehr begrüßen, denn das entspricht weitaus eher auch meinem "professionellen" Selbstbild. In jedem Fall wäre dies eine hervorragend geeignete Ergänzung...

Grüße - Georg


Hallo Georg,

verblüffend, dass Du sie nicht kennst, denn Du beschreibst ihren Inhalt ziemlich exakt. Naja zum nachlesen geb ich Dir mal die Literaturangabe:

  • Staub-Bernasconi, Silvia: Soziale Probleme - Soziale Berufe - Soziale Praxis, 1996 in : Heiner, Maja u.a. (Hrsg): Methodisches Handeln in der der Sozialen Arbeit, Freiburg im Breisgau, 1998, 4. erw. Auflage, S.: 11 - 137

(ich glaube sie ist auch im Engelke erwähnt, vielleicht kennst Du sie daher)

Zum Empowerment: das Problem mit der Sache ist, dass die EntwicklerInnen dieses Konstrukts selbst Empowerment weniger als Theorie, mehr als Haltung sehen. Jedenfalls ist Empowerment sehr auf den Ressourcenblick geeicht. Dabei neigt das ganze - meiner Meinung nach - zur Übertreibung, da Probleme ignoriert werden und nur noch die Stärken der KlientInnen betrachtet werden. Daher wehre ich mich ein bißchen dagegen Soziale Arbeit mit diesem -meiner Meinung nach - unausgegorenen Konzept zu beschreiben.

Aber auch hier für Deine Literaturrecherche meine Quellen:

  • Herriger, Norbert: Empowerment in der Sozialen Arbeit - Eine Einfühung,Stuttgart, Berlin, Köln 1997
  • Miller, Tilly; Pankofer, Sabine: Empowerment konkret - Handlungsentwürfe und Reflexionen aus der psychosozialen Praxis, Stuttgart, 2000

Grüße

Robert


Hallo Robert,

...danke für die Quellenangaben und dein Feedback. In der Tat ist "Soziale Arbeit" sicher mehr als die beiden andiskutierten Ansätze. Geschichtlich gesehen kann man sie nicht nur auf religions-initiierte "mildtätige Nächstenliebe" (in allen Hauptreligionen in unterschiedlicher Ausprägung) zurückführen, sondern in fast allen Kulturen auch auf die Rolle von Schamanen, Heilern, Hexen, Zauberern oder Wahrsagern. Diesen "Schamanen" kommt die Aufgabe zu, über (individual-)psychologische und soziale Interventionen Veränderungen einzuleiten und Probleme / Blockaden zu lösen. ("Der Mensch ist die Medizin des Menschen." - Afrikanisches Sprichwort) Das, was mit logischen Denken schwerlich erklärbar oder auf den ersten Blick nicht normal erscheint, lässt sich durch schamanistische Methoden manches Mal auf verblüffend einfache Weise auflösen oder zumindest thematisieren.

Sozialarbeit/Sozialpädagogik (SA/SP) hat im gesamtgesellschaftlichen Kontext daher sicherlich eine "Schmierfunktion" (bei Problemlagen) und die Sozialarbeiter können in dem beschriebenen Sinne als moderne Schamanen gelten.

Andererseits sollte professionelle SA/SP sich nicht auf diese bloße re-aktive Problemlösungsarbeit beschränken, sondern aktiver Motor sozialer Veränderungsprozesse bzw. zumindest deren "Katalysator" sein. Das ist es, was gescheite Schamanen, Hexen oder Sozialexperten immer auch umtreibt.

Anstatt im Ansatz bei den Problemen stehenzubleiben, kann von Profis mit Fug und Recht erwartet werden, über den Tag hinausgehende Visionen und Zielvorstellungen zu entwickeln und deren Umsetzung zielgerichtet und engagiert voranzutreiben. ("Es gibt keine günstigen Winde für jene, die nicht wissen, wohin sie segeln wollen." - Management-Weisheit) Es gibt mithin keine Alternativen oder Lösungen für jene, die bei den Problemen stehenbleiben.

D.h. der professionelle Sozialarbeiter kann als (schamanistische) Hefe im Gesellschaftsteig einiges "gebacken" kriegen, wenn er mit viel Herz und seiner Kommunikationsfähigkeit zu verschiedensten Gruppierungen in der Lage ist, offensiv Veränderungsprozesse zu initiieren, diese zu begleiten und vorhandene Schwierigkeiten und Hürden kreativ zu überwinden hilft...

Ob nun "Empowerment", "Pädagogik der Unterdrückten" (Paolo Freire), Modelle selbstbestimmten Lernens oder "non-direktive Pädagogik" (Wolfgang Hinte) - all' diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass die Vision, die Zielvorstellung die Richtschnur darstellt und nicht die konkrete aktuelle Problemlage.


"Ziele hoch, bis zum Mond.
Auch wenn du ihn verfehlst -
du wirst doch unter Sternen landen."
Les Brown


Frische Grüße, Georg.



Hallo. Ich habe mir erlaubt die Definition von Sozialer Arbeit um den Begriff " Handlungswissenschaft" zu erweitern. Im übrigen würde ich gerne die anderen Begriffe herausnehmen und diesen Begriff stehenlassen. Was meint ihr dazu? zur Begründung: Handlungswissenschaft beinhaltet meines Erachtens die Forschung, Lehre und Profession. Als Disziplin gilt die soziale Arbeit nicht. Es ist ein Ziel der Theoretiker, soziale Arbeit endlich zu einer eigenständigen Disziplin zu machen. Trotzdem ist und bleibt sie interdisziplinär. Beispiele für die teilnehmenden Disziplinen: Medizin, Jura, Psychologie, Soziologie ...--Sazi 22:56, 18. Mai 2005 (CEST)


Hallo Sazi -

ich stimme dir voll und ganz zu: Sozialarbeit ist interdisziplinär und lebt von der Verschränkung von Theorie und Praxis. Handlungswissenschaft ist daher eine einleuchtende Beschreibung! Danke.

Herzliche Grüße, Georg.


Hallöle, zu mir wurde von einer Dekanin gesagt, dass Soziale Arbeit transdisziplinär ist und nicht interdisziplinär. dies ist wohl noch eine Stufe "vernetzter". Kann dazu mal jemand was sagen?

Ich will nicht die Autorität besagter Dekanin untergraben, aber ich glaube dabei handelt es sich um sprachliche Unterschiede, die man zwar berücksichtigen aber genau so gut auch ignorieren kann. Gruß --Toobee 14:48, 30. Aug. 2007 (CEST)

Hallo,

die Frage, ob Soziale Arbeit nun endlich mal Disziplin geworden ist, wird in der Tat rege diskutiert. Rein offiziell hat die HRK in ihrer "Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studiengang Soziale Arbeit" (2001) die Existenz der Sozialarbeitswissenschaft anerkannt (vgl. ebd., 34ff), womit die Disziplinbildung zwar noch lange nicht als abgeschlossen, jedoch als ein großes Stück weiterentwickelt gelten kann.

Herzliche Grüße

Hendrik