Diskussion:TPS-L2
Mutige Behauptung
[Quelltext bearbeiten]Ich zitiere mal aus dem Artikel: "Dadurch überall und jederzeit Musik hören zu können bedeutete eine Revolution in der Unterhaltungselektronik und im Freizeitverhalten."
Bevor ich fortfahre, möchte ich deutlich sagen, daß es mir keinefalls darum geht, die Bedeutung des Walkman zu schmälern.
Nachdem ich das nun gesagt habe, möchte ich der o.g. Behauptung dennoch zumindest teilweise widersprechen. Und zwar aus 2 Richtungen.
1. Man konnte auch schon vorher völlig mobil Musik aus kleinen Radios hören. Die waren deutlich kleiner und leichter als die Walkmans, insbesondere als die zeitigen Modelle. Und die Batterielebensdauer war extrem viel höher. Man muß berücksichtigen, daß damals nicht Akkus, sondern Wegwerfbatterien verwendet wurden und man für den Walkman 4 Stück brauchte, für ein Radio reichte eine davon für eine ca. 10x längere Zeit. Und diese Batterien waren nicht so billig wie man es als Jugendlicher gern gehabt hätte. Mit anderen Worten, überall und jederzeit Musik ... da war das Radio besser. Der Walkman erlaubte es, sich auszusuchen, was genau man hören wollte, aber damals war das Radio nicht so voll Werbung wie jetzt. Es gab eine Menge Sender und für jeden war Musik dabei - serienweise.
2. Ich verweise mal auf ein DDR-Gerät von 1976. Die DDR war bekanntlich nicht gerade der elektronische Spitzenreiter der Welt. Dennoch produzierte man den Kassettenrekorder Mira, siehe z.B. hier: http://www.rft-geraete.de/Kassettengeraete ... Ich hatte so ein Ding. Man konnte damit aufnehmen (glaube frühe Walkmans konnten das nicht). Es hatte sogar einen Lautsprecher und man konnte 220V~ dranstecken, oder 6V=, oder Batterien einlegen - aber größere als beim Walkman. Dennoch was es klein genug, um es locker mit sich rumzutragen, vielleicht so groß wie 2 Walkman. Ich erwähne das Gerät, weil ich es hatte, aber ich bin sicher, es gab bessere, insbesondere westlich der Grenze.
Der Walkman war natürlich sehr erfolgreich, er bot eine gute Kombination an Eigenschaften für den richtigen Preis, aber ich sehe nicht, daß er, wie es oben heißt, erstmals erlaubte, Musik überall zu hören. Und was die Revolution im Freizeitverhalten angeht, so kam die erst Ende der 80er oder sogar noch später zur Geltung, eigentlich erst wirklich mit den MP3-Playern, denn erst da konnte man ganze Musikbibliotheken mitnehmen. Denn das Problem mit dem Walkman war, daß man die Kassetten in ihren Schachteln hatte und davon konnte man nicht viele einstecken, bevor es unhandlich wurde. Diese kleinen Rucksäcke gab es noch nicht, niemand hatte Smartphone oder Notebook dabei, mit anderen Worten, man trug nichts mit sich rum, was nicht in die Jeansjacke paßte. 10 Kassetten, das Gerät und 4 Ersatzbatterien ??? Forget it. Ergo: Radio und einfach Sender wechseln. Das waren die 80er ... irgendwann gabs dann Walkmans mit Radio.
Wer das belegt haben will, sollte mal paar Holywood-Filme aus der Zeit schauen. Wenn, dann müßte man ja die kalifornische Jugend alle mit den Dingern rumlaufen sehen ... Man wird feststellen, daß es die Dinger zwar gab, aber es war damals nicht wie jetzt, wo die Jugend die Stöpsel kaum noch aus den Ohren bekommt.
OK, sehr subjektiv zum Schluß, aber ich wollte nur plastischer darstellen, wieso der Hype vielleicht doch nicht ganz stimmt, zumindest meiner Meinung nach. Ich plädiere, ohne viel Hoffnung, für eine Entschärfung der Behauptung. ;-)
PS: Mir ist klargeworden, daß die Kopfhörer eigentlich den Unterschied machten - klein, leicht, toller Klang, haltbar, luftig genug, die Umgebung noch zu hören. Bis dahin gab es eigentlich nur Mono-InEars und wuchtige OverEars. Diese Kopfhörer, die auch schnell immer billiger wurden, haben viel zur Revolution beigetragen. JB. --92.195.122.28 08:36, 28. Jul. 2018 (CEST)