Diskussion:Theoxenie

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Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von Falten-Jura in Abschnitt Verwässerung
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Verwässerung

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Lieber Benutzer:Wanderers Schatten, ich danke Dir für Deine Beiträge in diesem sehr schwierigen Artikel. Ein paar Bemerkungen zu Deinen Änderungen:

Der Opfertyp Theoxenie in der griechischen Kultur ist für mich ein sehr gelungenes Beispiel dafür, was die Epigraphik zum Verständnis der Antike beitragen kann. Es ist deshalb sicher kein Zufall, dass ausgerechnet Michael H. Jameson die grundlegende Studie zur Theoxenie für das moderne Verständnis dieses Opfertyps vorgelegt hat. Wenn man danach das Buch von Gunnel Ekroth liest, das acht Jahre danach geschrieben wurde, sieht man, dass aufgrund der epigraphischen Studie mit der Erweiterung auf Kunstgegenstände (die auch noch in den Artikel fliessen sollten) einige literarische Quellen neu beigezogen werden konnten.

Ich teile Deine Meinung, dass vergangene wissenschaftliche Beiträge immer noch ihren Wert haben. Sie haben den Weg zum modernen Verständnis geebnet. Was aber mit Deinen Änderungen, die diesen Aspekt hinzuziehen (und dafür bin ich Dir sehr dankbar), passiert ist, ist eine Verwässerung des Artikels. Ich hatte mich auch schon gefragt, was für eine Geschichte dieser Begriff hat und warum er in dieser Form Einzug in die Wissenschaft gefunden hat. Deine Hinweise bieten hier eine gute Basis. Aber das gehört in ein Kapitel Geschichte des Begriffs, das sicher sehr erhellend wäre.

Der Begriff von Mommsen ist nicht identisch mit dem Verständnis der modernen Wissenschaft und wir sollten sie nicht mischen. Dazu ein Satz von Jameson, dessen Beleg von Dir gestrichen wurde: „Scholars most commonly have used the word theoxenia (fromτὰ θεοξένια, [rites of] hosting the gods) while recognizing that it occurs in fact only of particular festivals – of Apollo, at Delphi and Pellene, and for the Dioscuri at Acragas and Paros, and probably elsewhere (e.g., Carthaea on Ceos and Tenos).5“ (S. 146). In der Anmerkung 5 ist Mommsen nicht aufgeführt. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass immer die neusten Studien aufgelistet werden. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Mommsen der Ursprung der Definition einer Theoxenie für Festivals gewesen ist. Er hatte das Wissen, die Erfahrung, Intuition und Autorität, um mit dem wenigen, was überliefert war, einen Begriff in die Forschung einfliessen zu lassen, der über lange Zeit seine Gültigkeit behalten hat.

Ich möchte Dich an dieser Stelle noch bitten, persönliche Seitenhiebe auf meine Beiträge zu unterlassen. Sie geben mir einen Stich ins Herz und untergraben Deine tollen Beiträge. Freundliche Grüsse --Falten-Jura (Diskussion) 07:29, 12. Mai 2020 (CEST)Beantworten

Worum geht es Jameson? Um folgendes: „No single noun was used by the Greeks to refer to what was a distinctive and easily recognized procedure, and it is necessary therefore to list the tell-tale words that show its use... The most general terms are xenia (ἠ ξενία or τὰ ξένια) and its cognates, such as xenismos, which refer to hospitality towards both men and gods, a concept whose importance in Greek culture can hardly be overestimated.“ Dann leitet er zu dem von Dir zitierten Satz über, demzufolge die meisten Forscher für das Phänomen den Begriff theoxenia benutzen, während sie sich bewusst sind, dass dieser nur begrenzt auf wenige Feste und Gottheiten in der Antike Verwendung fand. Dann fährt er fort: „Since it is important as well as convenient to identify a distinctive series of actions I shall be using theoxenia, as have most scholars, while granting that, strictly speaking, the more cumbersome "xenia for gods or heroes" would be more accurate.“ Inhaltlich unterscheidet sich sein Theoxeniebegriff nicht wesentlich von dem der älteren oder anderen. Er findet lediglich die Wortwahl nicht ganz glücklich oder akkurat, denn neben der Theo- gab es ja noch die Heroxeinia, das Heroengastmahl, und überhaupt ist xenia das übergeordnete, allem zugrunde liegende Phänomen. Das ist die Neuerung und Begriffsausweitung gegenüber Mommsen, der das eigentliche Ritual, die Speisung der Götter auf bereitgestellten Sofas (mit Götterbildern oder als Epiphanie), im auch von Jameson benutzten Sinne kannte. Spätestens mit der Inschrift aus Magnesia, gefunden in 1890-er Jahren, und ihrer Formulierung στρωμνὰς στρωννύναι = lectum sternere war hinlänglich bekannt, dass Theoxenia und Lectisternium ein vergleichbares Ritual bezeichnen, das in den Heroxeinia seine Übertragung auf Heroen fand. Jameson fasst beides unter dem Begriff xenia für... zusammen, benutzt aber im von ihm definierten Sinne Theoxenie als Fem. Sg. für das Gesamtphänomen. Das ist, wenn man so möchte, der eigentliche Erkenntnisgewinn aus den Arbeiten Jamesons, erweitert um die Sichtung des Bild- und Reliefmaterials sowie einer neuerlichen Analyse der literarischen und inschriftlichen Überlieferung durch Ekroth. Damit sind Begriff und Material gegenüber etwa Mommsen zwar nicht unerheblich erweitert. Eine inhaltliche Begriffsänderung ist damit im strengen Sinne aber nicht eingetreten. Gleichwohl gibt es noch weitere Ansätze, Theoxenie und den Rahmen ihres Auftretens zu deuten, siehe etwa: Silke Knippschild, Vera Sauer: Wandernde Götter und ihre Bewirtung. In: Eckart Olshausen, Holger Sonnabend (Hrsg.): Troianer sind wir gewesen: Migrationen in der antiken Welt. 8. Internationales Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 2002 (= Geographica Historica. Band 21). Steiner, Stuttgart 2006, S. 329–335. Von daher: Nicht ich verwässere, sondern Du benutzt eine bestimmte Begriffsbestimmung und deren Kontext und unterstellst, es gäbe nur diese. Das ist mitnichten so. --Wanderers Schatten (Diskussion) 10:59, 12. Mai 2020 (CEST)Beantworten
Ich muss mir das durch den Kopf gehen lassen und möchte auch noch Mommsen nachlesen. Danke erstmals für den Beitrag. --Falten-Jura (Diskussion) 13:36, 12. Mai 2020 (CEST)Beantworten