Diskussion:Volksfeind

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Letzter Kommentar: vor 7 Tagen von 3mnaPashkan in Abschnitt Sowjetunion
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Nationalsozialismus

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Aus welchem Grund ist die Verwendung der Begriffes Volksfeind im Nationalsozialismus in einen eigenen Artikel ausgelagert? Der Artikel ist sehr kurz, kürzer als die Abschnitte zur Französischen Revolution und zur Sowjetunion. Und die Bedeutung ist nicht viel anders - jemand, der in der Vorstellung der entsprechenden Ideologie dem Volk schadet (vgl. NS "Volksschädling" und sowj. "Schädling") und daher beseitigt/vernichtet gehört. --Alexmagnus Fragen? 16:26, 29. Dez. 2015 (CET)Beantworten

Das hat mit der ursprünglichen Versionsgeschichte zu tun. Zunächst gab es nur den - tatsächlich recht kurzen - Artikel Volksfeind (Nationalsozialismus). Volksfeind (Sowjetunion) war lediglich eine Weiterleitung auf einen Abschnitt von Großer Terror (Sowjetunion) und wurde dann zu einem eigenen Artikel ausgebaut, der auch die Vorgeschichte in der Französischen Revolution mit einschließt. Weitere Schritte werden in Kürze folgen, danke für die Geduld. --Khatschaturjan (Diskussion) 18:03, 30. Dez. 2015 (CET)Beantworten

Jang Song-thaek

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Das ging ja schnell mit neuen Inhalten, super Arbeit Khatschaturjan! Allerdings habe ich eine kleine Frage: passt Jang Song-thaek wirklich hierher? Seine Hinrichtung erinnerte zwar sehr an die der Volksfeinde der Stalin-Zeit, aber wurde er als "Volksfeind" bezeichnet? Die gängige Formulierung der nordkoreanischen Medien damals war, soweit ich mich erinnere, so etwas wie "Verräter für alle Zeiten".--Alexmagnus Fragen? 21:13, 30. Dez. 2015 (CET)Beantworten

Hallo Александр Великий, zunächst mal vielen Dank für Dein aktives Interesse. In diesem FAZ-Beitrag wird ein Bogen von Lenin über Mittel- und Osteuropa bis zum heutigen Nordkorea geschlagen, was mich zu Jang Song-thaek geführt hat. Über den Grad seiner eventuellen "Volksfeindlichkeit" lässt sicher noch diskutieren. Gruß --Khatschaturjan (Diskussion) 21:26, 30. Dez. 2015 (CET)Beantworten
Die Vorwürfe laufen zwar sinngemäß auf das hinaus, was mit Vf. gemeint ist. aber weder im Artikeltext noch in den drei angeführten Quellen wird explizit gesagt, dass auf diese Person der Ausdruck "Volksfeind" angewendet wurde, im Gegensatz zu den anderen Beispielen. Dies Beispiel gehört also eigentlich hier nicht rein (es sei denn, man fasst diesen Artikel als "Rundumschlagstext" auf, in den man alles irgendwie Ähnliche mit reinpackt). --84.135.154.98 22:26, 10. Jan. 2017 (CET)Beantworten

Interwikis

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Wie überträgt bzw. migriert man die Interwikis nach Wikidata? Mit Dank zum Voraus. --Khatschaturjan (Diskussion) 11:27, 7. Jan. 2016 (CET)Beantworten

Versuch mal (ich hab 's aber noch nicht gemacht und bitte um Verlaufsbericht) da, also: https://www.wikidata.org/wiki/Special:NewItem
bkb (Diskussion) 07:35, 24. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Quelle:Duden

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@Giraldillo:
So steht es im Duden: Volks­feind, der
Wortart: Substantiv, maskulin
Gebrauch: emotional abwertend

bkb (Diskussion) 15:20, 21. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

man sollte schon den Kontext beachten inkl. Deiner Erweiterungen im gleichen Edit, die suggeriert haben, das würde dort auch stehen (denn sonst wäre der Inhalt vom Duden wahrlich belangslos). Und wir haben leider ein paar nicht ganz so hell scheinende Admins, die auf solche Edits ggf. hereinfallen würden:

[[Person]]en oder Personengruppen als '''Volksfeinde''' zu bezeichnen, ist ein [[Herrschaftsinstrument]] mit langer Tradition. Der Begriff wird emotional abzuwertend gebraucht.<ref>{{cite web|url=http://www.duden.de/rechtschreibung/Volksfeind|title=Duden: Volks­feind, der|accessdate=2016-06-21}}</ref> Das wird genutzt, um die Bekämpfung politischer Gegner zu rechtfertigen. Diese [[Tradition]] zu kennen, ermöglicht es, dem Gebrauch dieses Begriffes entgegen zu treten. --gdo 16:02, 21. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Wurde ja umgeschrieben. bkb (Diskussion) 18:44, 21. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Regime

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Hi, die Änderung erinnert mich an die 'sogenannte DDR' von Hrn Kiesinger und Co. Es sind nun mal Staaten. bkb (Diskussion) 06:26, 23. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Hi, bitte mal genauer den verlinkten Art. Regime lesen. Dort als „als Synonym für Regierungsform“ bezeichnet. Hier kommt es im Kontext hauptsächlich darauf an. Dass es sich dabei um Staaten handelt, versteht sich von selbst. Und so steht es auch weiter unten als Punkt im Inhaltsverzeichnis - "In weiteren Staaten". --Mfgsu (Diskussion) 23:03, 24. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Quelle: Jacques Rossi

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Bei Jacques Rossi unter Weblinks (Справочник по ГУЛАГу / The Gulag Handbook) findet sich folgender Eintrag zu Feind / Volksfeind: враг - 1. «Если в. не сдается - его уничтожают». В период ежовщины следователи очень часто приводили допрашиваемым эти слова Горького, великого друга Сталина и чекистов (ср. Соловки 93). - 21. (В) в. народа. Впервые этот якобинский эпитет был употреблен Лениным в 1917 г., применительно к политическим противникам; ср. ВЧК 23. В 1918 г. декрет ВЦИК о «Поставках продовольствия» предлагает строптивых крестьян «объявить врагами народа... с тем, чтобы приговаривались к тюремному заключению на срок не менее 10 лет» (СУ 35:468, ст. 3; ср. 4 ниже). В принятом в 1922 г. У.К. и в последующих термин «в.н.» не приводится и он выходит из употребления, пока Сталин не воскрешает его в 1927 г. применительного к Троцкому, ко всем настоящим или мнимым троцкистам и противникам своей диктатуры. - 22. Во время ежовщины радио и печать клеймят этим термином жертв сталинского террора и, наконец, «в.н.» становится официальным юридическим термином (см. буквы 8, 23, 31), а часовым, охраняющим места заключения, велено произносить при смене: «Под сдачей пост №... по охране врагов народа» и «Пост №... по охране в.н. принял». Ср. друг народа. См. часовой. - 3. (ЕВ) в. с логарифмической линейкой, см. предельщик. - 4. (В) в. революции или народа - объявление в.р. или н. - одно из наказаний в соответствии с «Руководящими началами по уголовн. праву РСФСР» от 12 декабря 1919 г. (СУ 66:590, ст. 25-л). Принятым в 1922 г. уголовн. кодексом и последующими это наказание не предусмотрено. Ср. 21 выше. - 5. (Е) враг Республики, штамп, которым в 20-е гг. большевики клеймили «предельщиков». - 6. (В) враг трудящихся - «Объявление врагом трудящихся и изгнание из пределов Союза ССР с лишением гражданства... может применяться лишь без срока» (ст. 27 УК-26, введенная в соответствии с законом от 6 июня 1927 г., СУ 49:330). Примеч.: ст. 27 была введена ввиду последующего изгнания Троцкого и в следующем УК-60 ее уже нет. - 7. Ср. убийцы --Mfgsu (Diskussion) 04:24, 30. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Die Frage wäre, wie man das in den Text einfügen soll. --Khatschaturjan (Diskussion) 23:35, 2. Jul. 2016 (CEST)Beantworten
Freilich nicht im Text selbst, sondern als Verweis unter Weblinks. Ich wollte mit dem ausführlichen Zitat nur andeuten, worum es sich bei Rossi handelt. --Mfgsu (Diskussion) 01:34, 3. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Quelle: Anne Applebaum

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In Applebaums Der GULAG sind im Register zahlreiche Verweise zu „Volksfeinde“ zu finden. Siehe Register, S. 731. --Mfgsu (Diskussion) 02:25, 3. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Verwendung in der Kunst

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Unter diesem Punkt sollten nur Werke der Kunst stehen, die sich mit dem Stoff "Volksfeind" befassen. Künstler, die mit dem Stigma "Volksfeind" oder "volksfeindlich" bedacht wurden, sind besser in einem gesonderten Absatz (Gliederungspunkt) zu versammeln. Z.B. unter "Promminente Opfer". Die Liste wäre allerdings schier endlos. --Mfgsu (Diskussion) 02:57, 7. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Da in den anderen Abschnitten die Verwendung des Begriffes gegen Betroffene beschrieben wird, halte ich den entfernten Satz für dort richtig. Ein Unterpunkt Promminente Opfer wäre bei allen Abschnitten auch möglich. bkb (Diskussion)
Ich hielte es für besser, alle Betroffenen in einem Gliederungspunkt zu konzentrieren und nicht über die einzelnen Abschnitte zu verstreuen. Schließlich war allen das Stigma "Volksfeind" eigen, egal zu welcher Zeit oder Regime. --Mfgsu (Diskussion) 02:17, 8. Jul. 2016 (CEST)Beantworten
Das kann ja ein zusätzlicher Unterpunkt sein. Das ändert aber nichts an der o.a. Systematik. MfG bkb (Diskussion) 09:14, 8. Jul. 2016 (CEST)Beantworten
Bitte nicht angeflanscht am vorhandenen Text. Die Texte in den einzelnen Abschnitten würden durch die Hereinnahme von Schicksalen betroffener Künstler ziemlich ausfransen. Außerdem wäre die Frage, wer steht als Künstler exemplarisch dafür? Schostakowitsch war einer unter vielen Berühmtheiten, die das Stigma "Volksfeind" getroffen hat. (Er hat's immerhin überlebt - manch anderer nicht.) Wenn du den Punkt ausgebaut haben möchtest, dann in einer (verlinkten) Liste von Personen. Meinetwegen als neuer Unterpunkt namens "Betroffene Künstler" oder so ähnlich. Das wäre allerdings eine gewaltige Aufgabe. --Mfgsu (Diskussion) 00:56, 9. Jul. 2016 (CEST)Beantworten
Neine Aktivität war dem Verhindern des Löschens geschuldet! bkb (Diskussion) 07:03, 10. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Aktuell

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Der Terminus ist wohl nicht gänzlich ausgestorben und damit ein Fall für historische Betrachtungen. Aktuell scheint mir der Punkt zum Sprachgebrauch in USA wichtig, weil wieder hoffähig. Ebenso im Zuge der Brexit-Kampagne, auf die bisher nicht eingegangen wurde. Bitte ergänzen und präzisieren. Vgl. dazu WP.en. --Mfgsu (Diskussion) 02:45, 11. Okt. 2018 (CEST)Beantworten

Menschenfeind

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Vielleicht will das ja jemand das aktuell öfter auftauchende Synonym "Menschenfeind" ergänzen. Beispiel: 4.9.2021 bei einer Podiumsdiskussion der Wochenzeitung „Die Zeit“ in der Hamburger St.-Michaelis-Kirche. - Der Comedy-Moderator Jan Böhmermann wirft seinem Senderkollegen Markus Lanz vor, kritische Virologen in seine Talk-Show eingeladen zu haben. Sein Argument: Wissenschaftler wie Hendrik Streeck oder Alexander Kekulé würden Meinungen vertreten, die „durchtränkt von Menschenfeindlichkeit“ seien. --79.252.123.125 09:39, 6. Sep. 2021 (CEST)Beantworten

Ich seh da keinen Zusammenhang. --Φ (Diskussion) 10:32, 6. Sep. 2021 (CEST)Beantworten

DDR

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Wurde die DDR vergessen? In der Nationalhymne heißt es: "schlagen wir des Volkes Feind". --Ziko (Diskussion) 20:53, 1. Feb. 2023 (CET)Beantworten

Sowjetunion

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Wie aus dem Fließtext hervorgeht, wurde der „Volksfeind“-Begriff von der bolschewistischen Partei ab 1917 geprägt und nicht erst unter Stalin. Außerdem wurde er von Lenin schon direkt nach der Machtübernahme verwendet, also noch nicht unmittelbar in Verbindung mit dem Russischen Bürgerkrieg. Habe das jetzt in der Einleitung korrigiert. --Trimna (Diskussion) 12:18, 21. Okt. 2024 (CEST)Beantworten

Aber unter der Überschrift "Bolschewistischer Sowjetstaat" ist die Stalinzeit, die nachfolgend behandelt ist, historisch nicht erfasst. Es geht nicht allein um die Prägung des Begriffs "Volksfeind", sondern auch um seine massenhafte Verwendung. Und da spielte der Bürgerkrieg eine entscheidende Rolle. Mir scheint die Staatsbezeichnung "Sowjetrussland" (in den Anfangsjahren) bzw. "Sowjetunion" besser geeignet, um die lange Verwendungszeit des Begriffs zu beschreiben. Überhaupt ist die Gliederung vorzugsweise nach Staaten. --Mfgsu (Diskussion) 01:33, 22. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Hallo Mfgsu, inwiefern ist deiner Meinung nach die Stalin-Zeit (1929–1953) unter Sowjetstaat nicht erfasst? Gerade der Sowjetstaat dient doch als Dachbegriff sowohl für Sowjetrussland (1917–1922) als auch für die Sowjetunion (1922–1991), und die bolschewistische Partei regierte bis 1952 (Umbenennung am 19. Parteitag im Oktober) bzw. 1953 (Umbenennung in KPdSU in der sowjetischen Verfassung). Grüße, --Trimna (Diskussion) 10:31, 22. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Hallo Trimna, ich will zunächst mal sagen, dass mir deine letzten Bearbeitungen nicht allesamt schmecken. Es geht vor allem um den von dir eingeführten Begriff, den du sowohl im Intro als auch als Gliederungspunkt verwendest. Das Adjektiv bolschewistisch hat im Deutschen eine eindeutig pejorative Bedeutung, ist auch ein ideologischer Kampfbegriff und somit nicht neutral. Und der Staat hieß auch nicht so. Deine Konstruktion einer BKL ist nutzlos, da es hier im Text weniger umständlich ginge. Einfach so: "Sowjetrussland und Sowjetunion". Das sind eingeführte Lemmata. Wenn man sich als Quervergleich Wiki.ru ansieht, wurde der Begriff враг народа schon im alten Russland verwendet. Das fehlt hier noch.
Was die Stalin-Zeit (1929–1953) angeht, da hat der Herrscher im Kreml selbst dafür gesorgt, dass die "alte Garde" der Bolschewiken seit Anfang der 1930er Jahren von der Bildfläche verschwand. Was Stalin von den alten Kämpfern hielt, dazu gibt er selbst Auskunft in seinem Werk Kurzer Lehrgang der Geschichte der KPdSU (B). Stalins Kaderpartei von Apparatschiks war spätestens nach den Säuberungen keine Partei mehr, die man als "bolschewikisch" bezeichnen kann. Das (B) im Parteinamen der Kommunistischen Partei von 1925 bis 1952 war nur noch eine historische Zierde für eine durch und durch stalinistische Partei.
Man kann also nicht alle Unterpunkte unter der fragwürdigen Überschrift "Bolschewistischer Sowjetstaat" versammeln. Und die Formulierung im Intro ist ebenso zweifelhaft. Bitte auch um andere Meinungen. Gruß an alle. --Mfgsu (Diskussion) 02:49, 23. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Über konkretes Wording können wir immer gerne diskutieren. Ob da jetzt Sowjetstaat steht oder Sowjetrussland und Sowjetunion, das ist Geschmacksache.
Zur Darstellung des Begriffs Bolschewismus und dessen Ableitungen: Kannst du zu deiner Position auch konkrete Belege aus der Fachliteratur liefern?
Denn meine Quellen sagen mir hier allesamt etwas ganz anderes: Die Bezeichnung bolschewistische Partei war von 1912 bis 1952 die durchgehende Selbstbezeichnung der russischen bzw. sowjetischen Kommunisten.[1] Nicht umsonst hieß das Presseorgan des Zentralkommitees von 1924 bis 1952 Bolschewik (erst danach Kommunist),[2] wurde die Kampagne zur Unterwerfung aller anderen kommuinistischen Parteien der Welt unter die von Moskau gesteuerte Kommunistische Internationale ab 1925 als „Bolschewisierung“ bezeichnet[3] und 1938 die Hymne der bolschewistischen Partei eingeführt.[4] Hier kannst du dir Molotow im russischen Originalton anhören, wie er im spätstalinistischen Jahr 1948 ab Minute 3:43 seine Partei als большевистская партия bol’ševistskaya partiya bezeichnet.
Zu Stalins Säuberungen: Es gab mehrere Strömungen innerhalb der bolschewistischen Partei. Die Stalinisten haben sich im Bündnis mit der „linken“ Strömung um Sinowjew und Kamenew 1923–1925 gegen die Trotzkisten durchgesetzt, dann im Bündnis mit den „rechten“ Bucharinisten 1925–1927 gegen die vereinigte linke Opposition von Trotzki-Sinowjew-Kamenew. Schließlich setzten sich die Stalinisten von 1928–1929 auch gegen die Bucharinisten durch. Die führenden Köpfe dieser oppositionellen Strömungen des Bolschewismus wurden dann während der großen Säuberungen auch physisch liquidiert und ermordet. Dennoch gehörten fast alle führenden Stalinisten ebenfalls und weiterhin der altbolschewistischen Garde an, die schon vor dem Novemberputsch 1917 in der Partei war. Neben Stalin selbst (schon seit 1903) waren das z. B.: Jaroslawski (1903), Molotow (1906), Kalinin (1908), Woroschilow (1913), Kaganowitsch (1913) oder Mikojan (1915). Auch die Stalinisten waren also Bolschewisten (die führenden oft sogar Altbolschewisten) und bezeichneten sich und ihre Partei dementsprechend auch durchgehend so.
Aus diesen und anderen Gründen unterscheiden auch die meisten Historiker in der Fachliteratur durchgehend zwischen der bolschewistischen Partei vor 1952/53 und der KPdSU danach, darunter auch renommierte Stalinismus-Experten wie Jörg Baberowski, Gerd Koenen, Sandra Dahlke etc.
Dass Bolschewismus genau wie Faschismus auch eine stark pejorative Note hat versteht sich aufgrund der Massenverbrechen seit 1917 von selbst. Dies wird u. a. auch als einer der Hauptgründe angesehen, warum Stalin nur fünf Monate vor seinem Tod diesen Begriff aus propagandistisch-strategischen Gründen aufgab.[5] Das ist aber kein Argument gegen die Verwendung des Begriffes: Die faschistische Partei in Italien hieß auch offiziell Partito Nazionale Fascista (PNF), dennoch wird sie in der Fachliteratur meist als faschistische Partei abgekürzt. Und so wird auch die RSDRP(b), die RKP(b) und die WKP(b) von 1912 bis 1952/53 als bolschewistische Partei bezeichnet. Ein faschistisches Italien gab es so offiziell auch nie, sondern es gab nur das Königreich Italien, in dem die faschistische Partei als Einheitspartei fungierte. Dennoch wird in der Fachliteratur meist vom faschistischen Italien gesprochen. Und das Wording spiegelt sich in wissenschaftlichen Arbeiten zum Bolschewismus 1912 bis 1952/53 wieder, hier eine kleine Auswahl:
  • Gerd Koenen: Bolschewismus und Nationalsozialismus. Geschichtsbild und Gesellschaftsentwurf. In: Matthias Vetter (Hrsg.): Terroristische Diktaturen im 20. Jahrhundert. Strukturelemente der nationalsozialistischen und stalinistischen Herrschaft. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, S. 172–207.
  • Frank-Lothar Kroll: Endzeit, Apokalypse, Neuer Mensch – Utopische Potentiale im Nationalsozialismus und im Bolschewismus. In: Uwe Backes (Hg.): Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln 2003, ISBN 3-412-03703-6, S. 139–158.
  • Leonid Luks: Zwei Gesichter des Totalitarismus. Bolschewismus und Nationalsozialismus im Vergleich. 16 Skizzen. Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien 2007.
  • Stefan Plaggenborg: Kemalismus und Bolschewismus. Ungleiche Brüder und ihr historisches Erbe. In: Osteuropa. Band 68, Nr. 10/12, 2018, S. 51–80.
  • Friedrich Pohlmann: Bolschewismus und Nationalsozialismus: Ideologie, Herrschaftsstrukturen und Terrorsysteme der totalitären Antipoden. In: Totalitarismus und Demokratie. Band 5, Nr. 2, 2008, S. 163–203.
  • Gernot Saalmann: Bolschewismus und Nationalsozialismus als Religion. In: Ders.: Rationalisierung und säkulare Gesellschaft. Beiträge zur Religionssoziologie. Ergon Verlag, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-95650-699-4, S. 59–66.
  • Rolf Zimmermann: Nationalsozialismus — Bolschewismus — Universalismus. Moralische Transformationen in der Geschichte als Problem der Ethik. In: Wolfgang Bialas, Lothar Fritze (Hg.): Ideologie und Moral im Nationalsozialismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014.
Insofern wird der Bolschewismusbegriff also in der Geschichtswissenschaft – um mit Jürgen Zarusky (2021) zu sprechen – als „eine Epochenbezeichnung in der Entwicklung des Sowjetkommunismus verstanden“, und zwar „der radikalsten Phase des sowjetischen Kommunismus, der Ära von Lenin und Stalin“, als er „in Gebrauch war“.[6] Natürlich werden in der Fachliteratur dann auch verschiedene Formen des Bolschewismus (leninistischer, bucharinistischer, trotzkistischer, stalinistischer) von einander unterschieden. Aber das ist ein anderes Thema ;o) Grüße, --Trimna (Diskussion) 19:10, 23. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Moin, auf deine laaange Antwort von mir heute aus Zeitgründen eine knappere. Es geht mir tatsächlich um das Wording, wie die Wortwahl neudeutsch heißt. Ich bin gegen die Verwendung des Adjektivs bzw. Attributs bolschewistisch in diesem Zusammenhang. Nicht nur, weil pejorativ ist, sondern weil er von der NS-Sprache durchseucht ist und eine antisemitische Note hat. Der Großteil des WP-Artikel beschreibt das auch so. Man vergleiche auch ähnliche Wortschöpfungen wie "Volksfeind" und "Volksschädling". Zur Wortherkunft und Verwendung von bolschewistisch in ähnlicher Weise hier noch dieser Beleg:
Auf deine obige Argumentation kann ich erst nächste Woche eine Anwort liefern. Muss zuvor Literatur sichten. Ich mache mal eine Pause. Bis demnächst --Mfgsu (Diskussion) 02:12, 25. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Super, bin schon sehr gespannt auf deine Quellen :o) Von meiner Seite noch eine Klarstellung, die ich oben vergessen habe: Natürlich gibt es auch einen von einer massiven antisemitisch-verschwörungstheoretisch-rechtsradikalen Propaganda geprägten Bolschewismusbegriff, der dann aber unter dem Lemma Jüdischer Bolschewismus ausgiebig behandelt gehört und auch in der Einleitung des Lemmas Bolschewismus gebührend erwähnt werden sollte. Aber so wie es beim Faschismusbegriff nicht nur die Faschismuskeule des kommunistischen Antifaschismus gibt, der sämtliche Nichtkommunisten (bzw. Nichtbolschewisten) als „Faschisten“ politisch denunziert hat, so gibt es auch zum Bolschewismus eine große Bandbreite an nicht-antisemitischer, wissenschaftlich-neutraler Verwendung. Man muss aber definitiv betonen, dass es beides gab und gibt, und dass der Bolschewismusbegriff der Rechtsradikalen unter die Verschwörungstheorie des jüdischen Bolschewismus fällt (genauso, wie die marxistischen Faschismustheorien sich immer auch gegen die Liberalen gerichtet haben). Beste Grüße, --Trimna (Diskussion) 12:19, 25. Okt. 2024 (CEST)Beantworten

Habe hier eine gute zusammenfassende Erklärung zum derzeitigen Forschungsstand „Leninismus vs. Stalinismus“ gefunden. Der renommierte Osteuropahistoriker Manfred Hildermeier (2016), der u. a. auch von einer bolschewistischen Sowjetunion[7] und einer bolschewistischen Partei[8] schreibt, formuliert das Verhältnis der beiden Herrschaftsphasen des Bolschewismus so:

„Mit dem Ende der NEP begann das, was man mit einem späteren Fremdbegriff als Stalinismus bezeichnet. Dieser Anfang der Jahre 1929–1933 war gekennzeichnet durch einen gewaltsamen, maßgeblich von Stalin unter Ausschaltung aller Kritiker vorangetriebenen Kurswechsel der Parteiführung, den man wegen seiner umfassenden Auswirkungen gern als „Revolution von oben“ bezeichnet. [...] Auf dem unveränderten Fundament der Einparteienherrschaft, des sozialen Organisationsmonopols und der exklusiven ideologischen Kontrolle leiteten diese Veränderungen die leninistische Ordnung der zwanziger Jahre über in die stalinistische der dreißiger. Dabei markierte der Dekadenbeginn auch nach gegenwärtiger Forschungsmeinung eine deutliche Zäsur. Zugleich ist die ältere These eines Gegensatzes zwischen den beiden Phasen zugunsten der Vorstellung der einseitigen Zuspitzung einer Entwicklungsmöglichkeit der vorangehenden Ordnung durch Stalin ganz überwiegend aufgegeben worden.“[9] (nicht signierter Beitrag von 3mnaPashkan (Diskussion | Beiträge) 00:01, 13. Nov. 2024 (CET))Beantworten
Interessant was du hier alles zusammengetragen hast. Leider findet man fast nix davon im Artikel zum Bolschewismus, worauf der Link sich ja bezieht. Der User soll doch verstehen, wie der Begriff gemeint ist. Ich halte daher die alte Version mit Bezug zur Sowjetunion (plus Sowjetrussland) während der Zeit des Stalinismus noch immer für die bessere. Eine ausführliche Anwort kann ich derzeit nicht geben, da ich seit längerer Zeit nur eingeschränkt arbeitsfähig bin. Bis später --Mfgsu (Diskussion) 03:54, 14. Nov. 2024 (CET)Beantworten
Ja der Artikel Bolschewismus gehört von Grund auf überarbeitet, da gebe ich dir völlig recht. Da muss aber vorher noch vieles an vorausgehender Grundlagenarbeit getan werden, das ist ein auf mehrere Jahr ausgelegtes Projekt. Fürs erste würde ich dir die Kompromisslösung anbieten, dass wir in der Einleitung anstatt vom bolschewistischen Sowjetstaat vom leninistischen und stalinistischen Bolschewismus schreiben. Das Wort Bolschewismus gehört da aber auf jeden Fall als korrekte Abgrenzung hinein, dem im poststalinistischen Neo-Leninismus unter Chruschtschow wurde das Wort spätestens seit 1956 im Sowjetkommunismus nicht mehr verwendet. Grüße, --Trimna (Diskussion) 02:00, 19. Nov. 2024 (CET)Beantworten
  1. Vgl. Ernest J. Salter, Stephan Thomas: Taschenbuch des Kommunismus in These und Gegenthese. Hohwacht-Verlag, Bad Godesberg 1963 [1959], S. 41.
  2. Jozef Wilczynski: An Encyclopedic Dictonary of Marxism, Socialism and Communism. Economic, Philosophical, Political and Sociological Theories – Classical and Modern, East-West Relations included. London/ Basingstoke/ Berlin/ New York 1981, S. 45.
  3. Wolfgang Schieder: Kommunismus. In: Otto Brunner, Werner Conze, Reinhard Koselleck (Hg.): Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 3. Stuttgart 2004, S. 455–529, hier S. 522.
  4. Harry D. Schurdel: Nationalhymnen der Welt. Entstehung und Gehalt. Mainz 2006, S. 189; Andreas Guski: Russlands große Gesänge. Von der Zarenhymne zur Hymne der russischen Föderation. In: Stefan Michael Newerkla, Fedor B. Poljakokv, Oliver Jens Schmitt (Hg.): Das politische Lied in Ost- und Südosteuropa. Berlin 2011, S. 11–29, hier S. 21.
  5. Ernest J. Salter, Stephan Thomas: Taschenbuch des Kommunismus in These und Gegenthese. Hohwacht-Verlag, Bad Godesberg 1963 [1959], S. 42.
  6. Jürgen Zarusky: Politische Justiz, Herrschaft, Widerstand. postum veröffentlicht, De Gruyter Oldenbourg, Berlin/ Boston 2021, S. 19.
  7. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Auflage, 2016, S. 136.
  8. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Auflage, 2016, S. 31.
  9. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Auflage, 2016, S. 32.