Foron

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Typenschild und Bedienpanel einer Foron-Waschmaschine

Foron war der Markenname eines Herstellers von Haushaltsgeräten („Weiße Ware“) in der Deutschen Demokratischen Republik und dem wiedervereinigten Deutschland.

Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH Scharfenstein 1937

Die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG übernahmen 1926 das Werk Scharfenstein der insolventen Chemnitzer Moll-Werke AG. Zuerst wurden hier Stanz- und Ziehteile für den DKW Automobil- und Motorradbau hergestellt (z. B. Kühlermasken, Gabelscheiden, Gepäckträger etc.). Ab 1927/28 wurde zudem die Produktion von Kleinkühlgeräten aufgenommen – damals eine Marktlücke in Deutschland. Bereits 1929 wurde erstmals ein Haushalts- und Gewerbekühlschrank vorgestellt. Die Marke und der eingeführte Begriff der DKW Kühlung wurden dafür weiter genutzt, nachdem für diese Sparte 1931 das von der Auto Union AG unabhängige Unternehmen Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH (DKK) gegründet wurde.[1] 1933 entwickelte man den ersten Kühlschrank mit eingebautem Kältesatz (Kompressionskältemaschine).

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die DKK Zwangsarbeiterinnen, die in den Flossenbürger KZ-Außenlagern Oederan und Wilischthal untergebracht waren.

Der Zweite Weltkrieg jedoch brachte den Erfolgstrend beider Unternehmen zunächst zum Erliegen, 1945 folgten die Enteignung der Werke und die Demontage zur Wiedergutmachung der Kriegsschäden.

Kühlschrankproduktion in Scharfenstein 1959
Werk des VEB DKK Scharfenstein (1968)

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am Standort der Kühlschrankhersteller VEB dkk Scharfenstein aufgebaut und stieg in die Serienproduktion von Haushaltskühlschränken ein. Aufgrund der steigenden Stückzahlen wurde 1955 ein weiteres Werk eingeweiht, zwei weitere Fabriken kamen 1983 und 1988 hinzu. DKK hatte Exportpartner in 30 Ländern und fertigte zuletzt über eine Million Kühl- und Gefrierschränke pro Jahr.

Ab 1970 gehörte DKK zum Kombinat Monsator mit Sitz in Schwarzenberg, dem Vorläufer des 1979 gegründeten Kombinats Haushaltsgeräte Karl-Marx-Stadt, dem zu Spitzenzeiten 28 Werke zugeordnet waren. Es entstand Foron als Warenzeichen für die „Weiße-Ware-Erzeugnisse“.

Nach der deutschen Wiedervereinigung gingen beide Firmen in den Besitz der Treuhandanstalt in Berlin über, die die Unternehmen in der Nachfolgefirma Foron zusammenführte. Durch Zusammenarbeit mit Greenpeace und dem Dortmunder Hygieneinstitut unter Leitung von Harry Rosin gelang es dkk Scharfenstein 1992, den weltweit ersten FCKW- und FKW-freien Kühlschrank zu entwickeln und 1993 als Foron Unternehmensbeteiligungen GmbH, dann als Foron Haushaltsgeräte GmbH auf den Markt zu bringen. Als Kältemittel verwendete man die Dortmunder Mischung aus Gasen wie insbesondere Butan und Propan.[2][3] Im Gegensatz zu FCKW sind diese nicht ozonschädlich. Weit weniger als die damals als Ersatz propagierten FKW tragen sie zur Klimaerwärmung bei. Anfangs wurde das Kühlverfahren von namhaften Konkurrenten als gefährlich und ineffizient dargestellt, um eigene Geräte mit dem stark klimaschädlichen Kältemittel R134a am Markt zu platzieren. Binnen vier Wochen gingen 65.000 Vorbestellungen für den „Greenfreeze“ ein. Die Treuhand, die bereits die Liquidation von dkk Scharfenstein geplant hatte, nahm nun davon Abstand. 540 Arbeitsplätze blieben so erhalten.[4] In der Zwischenzeit wurde die neue Technologie von den meisten Herstellern übernommen und wurde zum Standard bei umweltfreundlichen Kühlgeräten. ddk Scharfenstein bzw. Foron profitierte dabei kaum von ihrer Erfindung, da sie auf eine Patentierung verzichtete. Dies entsprach der Absprache mit Greenpeace, denen es darauf ankam, die Technologie möglichst weit zu verbreiten.[2][3]

Ab 1993 entwickelte sich die Foron Hausgeräte GmbH zum Vollsortimenter. Nach Insolvenz 1996 übernahm die holländische Unternehmensgruppe ATAG Foron. Im März 2000 kaufte die Erwin Bonn GmbH Duisburg (EBD) den Vertrieb und den Kundendienst. Dann ging Foron wie EBD und die im Dezember 2000 erworbene Marke Seppelfricke 2001 in der EFS Hausgeräte GmbH auf, eine Tochtergesellschaft der italienischen Antonio Merloni S.p.A., Fabriano, einem auch unter der Marke „ARDO“ tätigen Hausgerätehersteller.[3]

Im Handel blieben die Marken eigenständig positioniert. 2006 präsentierte EFS die Produktlinienerweiterung Foron by Ardo mit hochwertigen Produkten im exklusiven, italienischen Design. Im Dezember 2009 meldete die EFS Hausgeräte GmbH Insolvenz an.[5]

Foron-Produkte wurden in den Kategorien Waschen und Trocknen (Front- und Toplader, Ablufttrockner) sowie Kühlen und Gefrieren (Kühl- und Gefrierschränke, Kühl-Gefrierkombinationen, Gerätekombinationen) angeboten. Dabei standen ungewöhnliche Produktideen im Mittelpunkt: So brachte die Foron Unternehmensbeteiligungen GmbH, später Foron Haushaltsgeräte GmbH nicht nur den ersten FCKW-/FKW-freien Kühlschrank (unter ihrem Geschäftsführer Eberhard Günther) auf den Markt. 2006 wurde der HomePub, die erste Kühl-Gefrierkombination mit integrierter Bierzapfanlage auf den Markt gebracht, die mit dem Plus X Award in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet wurde.[6]

In einem Nebengebäude des ehemaligen VEB dkk Scharfenstein betreibt der Verein Historische Kleinkälte Scharfenstein e. V. seit 2007 ein Museum. Das Museum zeigt Erzeugnisse und Zeitdokumente aus über 80 Jahren Kleinkälteproduktion in Scharfenstein.

Commons: Foron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. DKW Kühlung. In: dkw-autounion.de. Ralf Kopmann, abgerufen am 31. März 2020.
  2. a b Christoph Gunkel: Öko-Revolution aus Ostdeutschland: Wie Foron den ersten FCKW-freien Kühlschrank der Welt erfand. In: spiegel.de. 13. März 2013, abgerufen am 15. März 2017.
  3. a b c Martin Kloth: Erster Kühlschrank ohne FCKW war ein Foron (Memento des Originals vom 13. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maz-online.de, in maz-online.de vom 15. März 2018
  4. Greenfreeze: Der FCKW-freie Kühlschrank, in greenpeace.de vom 3. Oktober 2002.
  5. Marita Jüngst: EFS meldet Insolvenz an. In: Rheinische Post, 23. Dezember 2009 (kostenpflichtig online in genios.de (Memento des Originals vom 31. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.genios.de).
  6. Foron: Comeback mit HomePub. In: ikz.de. STROBEL VERLAG GmbH & Co. KG, 28. Dezember 2005, abgerufen am 31. März 2020.