Domenico Fontana
Domenico Fontana (* 1543 in Melide; † 28. Juni 1607 in Neapel) war ein in Italien tätiger Architekt, Maler und Bildhauer des Manierismus aus dem heutigen Kanton Tessin (Schweiz).
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fontana kam 1563 nach Rom, um dort Architektur zu studieren. 1576 errichtete er für Kardinal Alessandro Sforza in Castell’Azzara die Villa Sforzesca.[1] Er erwarb das Vertrauen des Kardinals Montalto, des späteren Papstes Sixtus V., der ihn 1584 mit dem Bau der Cappella del Presepio in Santa Maria Maggiore beauftragte. Sixtus V. ernannte ihn zum Architettore principale. Für Montalto errichtete er auch den Palazzo Montalto und wurde nach der Wahl Montaltos zum Papst Architekt des Petersdoms. In dieser Funktion setzte er die Laterne auf die Kuppel des Petersdoms. Aus dieser Zeit stammen auch einige Veränderungen am Lateran. Er errichtete die Vorhalle des nördlichen Querhauses, die dem Bühnenaufbau der antiken Theater nachempfunden ist.
Zu den bekanntesten Leistungen Fontanas gehört 1586 zunächst die Niederlegung und dann die Aufrichtung des Obelisken auf dem Petersplatz. Fontana war als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen, an dem sich etwa 500 Architekten und Ingenieure beteiligt hatten. Bemerkenswert war dabei die ingenieurmäßige Herangehensweise Fontanas, über die er in seinem Buch „Della trasportatione dell’obelisco Vaticano et delle fabriche di Nostro Signore Papa Sisto V“ (Rom, 1590)[2] selbst berichtet. In der Folge errichtete er auch die Obelisken auf der Piazza del Popolo, der Piazza di Santa Maria Maggiore und der Piazza di San Giovanni in Laterano.
Nach dem Tode seines Gönners Sixtus V. arbeitete er bis 1592 im Dienst des Nachfolgers Clemens VIII. Nach Vorwürfen der Unterschlagung öffentlicher Gelder und seiner Entlassung ging Fontana nach Neapel. Dort errichtete er unter anderem den Palazzo Reale. Die von ihm entworfene, aber erst 1651 von Francesco Antonio Picchiatti (1617–1694) ergänzte Ehrentreppe wurde vermutlich zum Vorbild der viel bekannteren Gesandtentreppe im Schloss Versailles.[3] Im Jahr 1592 entdeckte Fontana bei Kanalbauarbeiten Inschriften, für die sich jedoch niemand interessierte. 150 Jahre später stellte sich heraus, dass er Pompeji entdeckt hatte.
Nach seinem Tode 1607 wurde Domenico Fontana in der Kirche Sant’Anna dei Lombardi in Neapel begraben.[4]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den wichtigsten Werken in Rom zählen:
- Villa Peretti (1570) stand an der Stelle des heutigen Palazzo Massimo alle Terme
- Santa Maria Maggiore; Sakramentkapelle Sixtus V. (1585)
- Die Fertigstellung von San Luigi dei Francesi (1589)
- Das Wasserleitungssystem Acqua Felice Sixtus V. mit den zwei Brunnen:
- Mosesbrunnen am Largo di Santa Susanne (1587)
- Die Vier Brunnen auf dem Scheitel des Quirinalshügels (1587)
- Lateranbasilika; Portikus mit Benediktionsloggia (1587)
- Lateranspalast (1587)
- Restaurierung der Trajanssäule und der Mark-Aurel-Säule (1588)
- Scala Santa beim Lateran (1586–1588)
- Apostolischer Palast (1589)
- Bibliothek im Belvedere-Quergang des Apostolischen Palastes (1587–1590).
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Aufrichtung des Obelisken
-
Lateran: Benediktionsloggia
-
Mosesbrunnen
-
Lateranspalast, links im Hintergrund ist die Scala Santa zu sehen
-
Neapel: Scalone d onore (Ehrentreppe) im Palazzo Reale
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Domenico Fontana: Della / trasportatione / dell’obelisco vaticano / et delle fabriche / di nostro Signore / Papa Sisto V. / fatte / dal cavallier / Domenico Fontana / architetto di Sua Santita / Libro Primo / Roma MDXC.[1]
- Giovanni Baglione: Le vite de pittori, scultori et architetti. Dal pontificato di Gregorio XIII del 1572 in fino a’tempi di Papa Urbano ottavo nel 1642. Rom 1642, S. 84–86.
- Escher: Fontana, Domenico. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 12: Fiori–Fyt. E. A. Seemann, Leipzig 1916, S. 174–176 (Textarchiv – Internet Archive).
- Heinz Horat: Domenico Fontana. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2005.
- Alessandro Ippoliti: Fontana, Domenico. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 48: Filoni–Forghieri. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1997.
- Gian Alfonso Oldelli: Domenico Fontana. In: Dizionario storico-ragionato degli uomini illustri del Canton Ticino. Band 1, S. 85, 87, (PDF Digitalisat), Francesco Veladini, Lugano 1807.
- Ursula Stevens: Domenico Fontana. In: tessinerkuenstler-ineuropa.ch. 2015, abgerufen am 15. Februar 2016.
- Celestino Trezzini: Domenico Fontana. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 3, Paul Attinger, Neuenburg 1926, S. 193 (PDF Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Domenico Fontana im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Domenico Fontana. In: archINFORM. (Werkverzeichnis)
- Domenico Fontana. In: magistri.partnertecnologico.it. Abgerufen am 10. Oktober 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Felicia Rotundo, Bruno Santi: Castell’Azzara. In: Bruno Santi: Guida Storico-Artistica alla Maremma. Nuova Immagine Edizioni, Siena 1995, ISBN 88-7145-093-0.
- ↑ Della trasportatione dell’obelisco Vaticano et delle fabriche di Nostro Signore Papa Sisto V
- ↑ Das repräsentative Treppenhaus im süddeutschen Barock. Beitrag auf der Website Süddeutscher Barock des Architekten Pius Bieri, abgefragt am 29. Dezember 2020.
- ↑ Domenico Fontana (italienisch) auf ti.ch/can/oltreconfiniti
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fontana, Domenico |
KURZBESCHREIBUNG | römischer Architekt der späten Renaissance |
GEBURTSDATUM | 1543 |
GEBURTSORT | Melide TI |
STERBEDATUM | 28. Juni 1607 |
STERBEORT | Neapel |